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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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13. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0550

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AUSSTELLUNGEN

brauchte Wände, um die Symphonien feiner Ge-
walten und Farben im Großen ausklingen zu
laffen. Da er fie nicht zur Verfügung hat, be-
fchränkt er notgedrungen die Imagination auf
die engbegrenzte Leinwand. Den Befchauer
aber überkommt troßdem das Gefühl jener be-
wußt konzentrierten Kraft, die zu Größerem
berufen ift, die in all diefen farbenfrohen Bildern
wie von felbft die Schranken des Raumes über-
windet, in den die Monumentalität der Figuren
widerwillig gebannt ift. Man muß die Zeich-
nungen des Künftlers zu Hilfe nehmen, um die
eine Seite in Rippl-Ronais Kunft klar zu er-
kennen, die — man möchte fagen — den Plafti-
ker vom Schlage eines Maillol auf die Schärfe
der bildnerifchen Kontur feftlegt. Diefe Zeich-
nungen, die mit breitem Federkiel in flüchtigen
Sekunden entftanden find und mehr der Werk-
ftatt eines Bildhauers denn eines Malers zu
entftammen fcheinen. Gerade diefe Verbindung
des Impreffioniftifch-Malerifchen mit dem ebenfo
impreffioniftifchen Sehen und Ergreifen der Form
ift für mein Empßnden das Neue und Be-
wundernswerte, das diefer ungarifche Meifter
mitzuteilen hat.

In feiner Entwicklung kommt Rippl-Ronai von
Munkäcsy her, wie es frühe Arbeiten klar be-
weifen. Mit den Jahren aber ift er in einer
veränderten Umgebung ganz ein Anderer ge-
worden. Wer feine Malerei begreifen will, muß
daran denken, wie er urfprünglich zunächft nur
auf die reine Impreffion der Form in ihrer höchften
Vereinfachung losgefteuert ift, bis er eines Tages
jene Farbenzufammenklänge entdeckte, die in
dem lichten Sonnenmeer feiner Heimat geboren,
beherrfchend in fein malerifches Schaffen ein-
drangen. In diefen Farben, die die Welt feiner
Gefichte in fonoren Klängen vertiefen, fteht der
Ungar heute vor uns als ein Meifter, der fein
eigenes Idiom gefunden, der überall eine un-
verkennbare Eigennote preisgibt, die ihn ohne
weiteres als eine markante Perfönlichkeit in den
Rahmen der modernen Kunft einfügt. Uns im
befonderen gibt er mancherlei Probleme auf.
Er wird nach vielen Richtungen hin anregend
wirken und wir freuen uns aufrichtig, daß diefe
Kollektion, wertvoll ergänzt durch die Schäße
einer Budapefter Privatfammlung, demnächft
auch in anderen deutfchen Städten — zunächft
im Oktober im Leipziger Kunftverein — gezeigt
werden wird.

Neben diefer Sonderausftellung, die den ganzen
Oberlichtfaal beherrfcht, hat die verdiente „Mo-
derne Galerie“ noch mit einer Anzahl hochinter-
effanter anderer Schäße aufzuwarten. In erfter
Linie ift eine prachtvolle Auswahl Uhdefcher
Bilder zu nennen, darunter eminente Proben aus

der Frühzeit des Meifters. Daneben feffelt
Hodler, zum Teil auch mit einigen markanten
Arbeiten der frühen Zeit. Oßwald und Seyler
und fo viele andere, die das junge München
zukunftsfroh repräfentieren, kommen gleichfalls
zu Worte.

In einer Stadt wie München ift das Programm
diefer Galerie durchaus neu und fchon aus diefem
Grunde verdient das Unternehmen die Beach-
tung aller Kunftfreunde. G. Bier mann.

ROUEN Gelegentlich der taufendjährigen
Normandiefeier ift hier eine Ausftellung nor-
männifcher Künftler veranftaltet worden, der
eine retrofpektive Gericaults angegliedert wurde.

STOCKHOLM Hier ift eine fehr originelle
Strindberg-Ausftellung eröffnet worden, die
nicht nur alle Manufkripte des Dichters fowie
feine gedruckten Werke umfaßt, fondern auch
die eigenen Gemälde des Schriftftellers zeigt,
die einer gewiffen Künftlerfchaft nicht entbehren.
Es handelt fich meiftens um Seeftücke.

WEIMÄR Im GROSSHERZOGL. MUSEUM
FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE (Karls-
plaß) find Gemälde des Ältmeifters Karl Haider
(u. a. zwei Selbftporträts von 1868 und 1906)
und des Zügel-Schülers Julius Seyler ausgeftellt,
außerdem eine Kollektion der leßthin mehrfach
gezeigten Zeichnungen von Max Mayrshofer in
München, minutiöfer Dinge von fcheinbar
leichter Mache, aber erftaunlicher Eindruckskraft.

W.H.

WINTERTHUR Die Ausftellung von Kunft-
werken aus Winterthurer Privatbefiß, die bis
zum 2. Juli ftattfand, verzeichnet in ihrem illu-
strierten Katalog nunmehr 286 Nummern, wo-
von 190 Ölbilder. Neben ältern Meiftern ift
Anton Graff befonders zu nennen, dann C. Corot,
Dupre, Renoir und die Schweizer, Stäbli, Koller,
Segantini. Vor allem feffelten die Modernen,
die man in Winterthur augenfcheinlich mit feinem
Kunftgefühl und nur mit Rückficht auf Qualität
fammelt. Hodler war mit Arbeiten feit 1878 höchft
auffchlußreich vertreten, Vallotons Charakteri-
fierungsgabe konnte man in 17 Ölbildern ftu-
dieren. Neben den Franzofen der leßten Ce-
zanne-Schule wie Gauguin, Manguin, Bonnard,
fehlten nicht moderne Münchner wie E. Erler,
Feldbauer, Puß und Schweizer wie Amiet, Gia-
cometti, die Plaftiker Haller, Hünerwadel, Zim-
mermann. J. C.

ZÜRICH Der Kunftfalon im MERKATORIUM
bringt von Ende Mai bis Ende Juni eine Gemälde-

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