Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911
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DOI issue:
13. Heft
DOI article:Gesellschaften und Vereine
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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE
und Genugtuung dem Verbände angefchloffen
haben, auch fonft war bislang der Befuch von-
feiten der Dozentenfchaft ein reger. Über
ein den jüngeren Kunfthiftorikern meift noch
recht ungeläufiges Thema „Spätgotifche Ge-
wölbekonftruktion“ referierte mit viel Gefchick
und Sachkenntnis Herr Dr. Karlinger; eine
Befichtigung der reichhaltigen und künftlerifch
wertvollen Glasgemälde der Münchner Frauen-
kirche leitete Herr Dr. Frankl, ein Fachmann
auf diefem Gebiete. Beiträge zur Multfch-
erforfchung lieferten die Kommilitonen H. Th.
Boffert und C. Fr. Leonhardt (vgl. dazu:
K. Lange, Rep. f. Kunftw. 1907, S. 424 und
H. Th. Boffert, Monatsh. f. Kunftw. 1910,
Heft 12, ferner Leonhardt, Münchn. Jahrb. d.
bild. Künfte 1910, II. S. 169 — 178). Reich an
Inhalt und Material waren die Vorträge von
Herrn Dr. Rohe über: „Szenifche Probleme und
Ideen zu einer Neugeftaltung der Bühne“. Äußerft
anregend verlief der Diskuffionsabend über
„Ältchriftliche Bafilikenbauten“, wobei Herr Dr.
Weigand das Hauptreferat übernommen hatte;
ein weiteres Ärchitekturthema behandelte Karl
Gröber in dem Vortrage „Vorarlberger Bau-
meifter in Schwaben“. Einen würdigen und
in der Erinnerung jegt wehmütigen Äbfchluß
fanden unfre Veranftaltungen am 2. März
diefes Jahres, wo Profeffor Riehl in der ihm
eigenen liebenswürdigen und launigen Weife
das intereffante und ftofflich reichhaltige Thema
„Ott’ Heinrich, Pfalzgraf bey Rhein“ durch-
führte. Einem jeden der Änwefenden wird
diefe Verfammlung und der lehrreiche Vortrag
des Mannes, deffen jäher Tod alle feine Be-
kannten und Verehrer bald darauf überrafchen
follte, unvergeßlich bleiben.
Für den Sommer, als die hiefür günftigere
Jahreszeit hat fich der Verband zum Hauptziel
gefteckt, auf mehreren Exkurfionen die kunft-
hiftorifch bedeutende Umgebung Münchens zu
ftudieren.
Pläne wie die Gründung einer Pothographien-
zentrale, eines Fragebogens ufw. be|'chäftigen
den Verband. Vielleicht bleibt es den Münch-
nern Vorbehalten, weiter ins Reich hinaus zu
wirken und dadurch ein geregeltes Verhältnis
lokaler Verbände innerhalb eines Gefamtver-
bandes herbeizuführen. Oscar Gehrig.
BERLIN Die Kunftgefchichtliche Gefell-
fchaft veranftaltete am 12. Mai ihre letzte
Sigung vor der Sommerpaufe. Aus den Ver-
anftaltungen des lebten Vierteljahres wäre zu
erwähnen: ein Vortrag des Herrn Profeffors
Sarre über die Äusftellung von Meifterwerken
muhammedanifcher Kunft in München 1910 und
ein Vortrag des Herrn Dr. Ernft Cohn-Wiener
über „Die Skulpturen des Domparadiefes zu
Münfter in Weftfalen und den Urfprung ihres
Stiles“. Direktor Friedländer fprach über
„Dürers Porträt feines Vaters“ und Dr. Sievers
über „Joachim Bueckeleer“. In der Schlußfigung
äußerte fich Profeffor Schub ring über die dies-
jährigen italienifchen Ausheilungen alter Kunft
und Profeffor Sarre legte die von ihm und Dr.
Herzfeld herausgegebene Publikation über
„Iranifche Felsreliefs“ vor, mit näheren Erläute-
rungen über diefe für Kunftgefchichte der alt-
und mittelperfifchen Zeit fehr wichtigen Denk-
mäler. -Svs.
KRÄKÄU In einer der legten Sitzungen der
„Kommiffion zur Erforfchung der Kunftgefchichte
in Polen“ (zu ihrem Vorfigenden ift an Stelle
des verftorbenen Prof. M. Sokolowski Dr. Sta-
nislaw Tomkowicz gewählt worden) hat
Direktor Felix Kopera den erften Teil feiner
in Gemeinfchaft mit Herrn St. Cercha ver-
faßten Arbeit über den in Krakau tätig ge-
wefenen Sienefer Künftler Gio va nni Cini (geb.
um 1495) vorgelegt. Cini dürfte vielleicht von
dem Architekten Lori, welcher ihn fpäter adop-
tiert hat, nach Krakau berufen worden fein.
1517 übertrug ihm der Florentiner Berecci die
Innendekoration der Zygmuntkapelle in der
Wawelkathedrale, was die charakteriftifch fienefi-
fche Art diefer Dekoration erklärt. In den diefe
prächtige Kapelle betreffenden Rechnungen Se-
werin Boners figuriert Cini ftets neben Berecci.
1532 fiedelt fich Cini in Krakau an und nimmt
das Stadtrecht an. Äußer den künftlerifchen
Arbeiten führt er alsdann auch Bauunterneh-
mungen aus, hauptfächlich in Gemeinfchaft mit
Bernardino de Gianotis, Nicolo Caftiglione und
Padovano. Der zweite Teil der beregten Mo-
nographie foll die künftlerifche Änalyfe der dem
Cini zugefchriebenen Werke enthalten. P. E.
PÄRIS Gefellfchaft zum Studium des
franzöfifchen Kupf erftichs. Unter dem
Vorfige des Herrn Maurice Fenaille und unter
Mitwirkung der Herren H. Bourin als Schrift-
leiter, fowie Jacques Doucet als Schagmeifter,
wurde foeben die Gefellfchaft zum Studium des
franzöfifchen Kupferftichs ins Leben gerufen.
Diefelbe bezweckt nicht nur Liebhaber und
Sammler, fowie Fachgelehrte, die fich für den
franzöfifchen Kupferftich intereffieren, unter ihrem
Namen zu vereinigen, fondern auch eigene Werke,
die Gefchichte des franzöfifchen Kupferftichs und
deffen Künftler (von den erften Anfängen an
bis zur Gegenwart) betreffend, nach gemeinfam
feftgeftellten Gefiditspunkten regelmäßig zu ver-
515
und Genugtuung dem Verbände angefchloffen
haben, auch fonft war bislang der Befuch von-
feiten der Dozentenfchaft ein reger. Über
ein den jüngeren Kunfthiftorikern meift noch
recht ungeläufiges Thema „Spätgotifche Ge-
wölbekonftruktion“ referierte mit viel Gefchick
und Sachkenntnis Herr Dr. Karlinger; eine
Befichtigung der reichhaltigen und künftlerifch
wertvollen Glasgemälde der Münchner Frauen-
kirche leitete Herr Dr. Frankl, ein Fachmann
auf diefem Gebiete. Beiträge zur Multfch-
erforfchung lieferten die Kommilitonen H. Th.
Boffert und C. Fr. Leonhardt (vgl. dazu:
K. Lange, Rep. f. Kunftw. 1907, S. 424 und
H. Th. Boffert, Monatsh. f. Kunftw. 1910,
Heft 12, ferner Leonhardt, Münchn. Jahrb. d.
bild. Künfte 1910, II. S. 169 — 178). Reich an
Inhalt und Material waren die Vorträge von
Herrn Dr. Rohe über: „Szenifche Probleme und
Ideen zu einer Neugeftaltung der Bühne“. Äußerft
anregend verlief der Diskuffionsabend über
„Ältchriftliche Bafilikenbauten“, wobei Herr Dr.
Weigand das Hauptreferat übernommen hatte;
ein weiteres Ärchitekturthema behandelte Karl
Gröber in dem Vortrage „Vorarlberger Bau-
meifter in Schwaben“. Einen würdigen und
in der Erinnerung jegt wehmütigen Äbfchluß
fanden unfre Veranftaltungen am 2. März
diefes Jahres, wo Profeffor Riehl in der ihm
eigenen liebenswürdigen und launigen Weife
das intereffante und ftofflich reichhaltige Thema
„Ott’ Heinrich, Pfalzgraf bey Rhein“ durch-
führte. Einem jeden der Änwefenden wird
diefe Verfammlung und der lehrreiche Vortrag
des Mannes, deffen jäher Tod alle feine Be-
kannten und Verehrer bald darauf überrafchen
follte, unvergeßlich bleiben.
Für den Sommer, als die hiefür günftigere
Jahreszeit hat fich der Verband zum Hauptziel
gefteckt, auf mehreren Exkurfionen die kunft-
hiftorifch bedeutende Umgebung Münchens zu
ftudieren.
Pläne wie die Gründung einer Pothographien-
zentrale, eines Fragebogens ufw. be|'chäftigen
den Verband. Vielleicht bleibt es den Münch-
nern Vorbehalten, weiter ins Reich hinaus zu
wirken und dadurch ein geregeltes Verhältnis
lokaler Verbände innerhalb eines Gefamtver-
bandes herbeizuführen. Oscar Gehrig.
BERLIN Die Kunftgefchichtliche Gefell-
fchaft veranftaltete am 12. Mai ihre letzte
Sigung vor der Sommerpaufe. Aus den Ver-
anftaltungen des lebten Vierteljahres wäre zu
erwähnen: ein Vortrag des Herrn Profeffors
Sarre über die Äusftellung von Meifterwerken
muhammedanifcher Kunft in München 1910 und
ein Vortrag des Herrn Dr. Ernft Cohn-Wiener
über „Die Skulpturen des Domparadiefes zu
Münfter in Weftfalen und den Urfprung ihres
Stiles“. Direktor Friedländer fprach über
„Dürers Porträt feines Vaters“ und Dr. Sievers
über „Joachim Bueckeleer“. In der Schlußfigung
äußerte fich Profeffor Schub ring über die dies-
jährigen italienifchen Ausheilungen alter Kunft
und Profeffor Sarre legte die von ihm und Dr.
Herzfeld herausgegebene Publikation über
„Iranifche Felsreliefs“ vor, mit näheren Erläute-
rungen über diefe für Kunftgefchichte der alt-
und mittelperfifchen Zeit fehr wichtigen Denk-
mäler. -Svs.
KRÄKÄU In einer der legten Sitzungen der
„Kommiffion zur Erforfchung der Kunftgefchichte
in Polen“ (zu ihrem Vorfigenden ift an Stelle
des verftorbenen Prof. M. Sokolowski Dr. Sta-
nislaw Tomkowicz gewählt worden) hat
Direktor Felix Kopera den erften Teil feiner
in Gemeinfchaft mit Herrn St. Cercha ver-
faßten Arbeit über den in Krakau tätig ge-
wefenen Sienefer Künftler Gio va nni Cini (geb.
um 1495) vorgelegt. Cini dürfte vielleicht von
dem Architekten Lori, welcher ihn fpäter adop-
tiert hat, nach Krakau berufen worden fein.
1517 übertrug ihm der Florentiner Berecci die
Innendekoration der Zygmuntkapelle in der
Wawelkathedrale, was die charakteriftifch fienefi-
fche Art diefer Dekoration erklärt. In den diefe
prächtige Kapelle betreffenden Rechnungen Se-
werin Boners figuriert Cini ftets neben Berecci.
1532 fiedelt fich Cini in Krakau an und nimmt
das Stadtrecht an. Äußer den künftlerifchen
Arbeiten führt er alsdann auch Bauunterneh-
mungen aus, hauptfächlich in Gemeinfchaft mit
Bernardino de Gianotis, Nicolo Caftiglione und
Padovano. Der zweite Teil der beregten Mo-
nographie foll die künftlerifche Änalyfe der dem
Cini zugefchriebenen Werke enthalten. P. E.
PÄRIS Gefellfchaft zum Studium des
franzöfifchen Kupf erftichs. Unter dem
Vorfige des Herrn Maurice Fenaille und unter
Mitwirkung der Herren H. Bourin als Schrift-
leiter, fowie Jacques Doucet als Schagmeifter,
wurde foeben die Gefellfchaft zum Studium des
franzöfifchen Kupferftichs ins Leben gerufen.
Diefelbe bezweckt nicht nur Liebhaber und
Sammler, fowie Fachgelehrte, die fich für den
franzöfifchen Kupferftich intereffieren, unter ihrem
Namen zu vereinigen, fondern auch eigene Werke,
die Gefchichte des franzöfifchen Kupferftichs und
deffen Künftler (von den erften Anfängen an
bis zur Gegenwart) betreffend, nach gemeinfam
feftgeftellten Gefiditspunkten regelmäßig zu ver-
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