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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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12. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0512

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STATTGEHABTE AUKTIONEN

Stück ftiegen und diesmal für 1440 und 1480
Mark verkauft wurden. Ferner kam in den
Befitj des Mufeums eine große Siegburger
Schnelle des Hans Hilgers mit der Darftellung
Davids, Jofephs und Jofuas, die in einem andern
Exemplar im Berliner Kunftgewerbemufeum
vorkommt (v. Falke I, S. 130), für 640 Mark.
(Ein ähnliches Stück brachte auf der Lanna-
Auktion 3100 Mark.) Eine kleine graue Schna-
belkanne mit einem Fries nach de Bry, der die
Infchrift GOT DE EIR einfchließt, kann gleich-
falls Hans Hilgers zugefchrieben werden, wäh-
rend eine Kanne mit dem Bauerntanz ebenfo-
wohl von Chriftian Knütgens wie von Hilger
fein kann. Die erfte wurde für 640 Mark, die
zweite für 440 Mark an das Mufeum verkauft.
Von den acht emaillierten deutfchen Humpen
gelangten 2 in den Befiß des Mufeums, 4 in
den Dr. Stillwells ; die vom Mufeum erworbenen
Stücke find: ein Vermählungshumpen mit Deckel
datiert 1576 (1600 Mark) und Glas mit dem
fächfifch-polnifchen Wappen (440 Mark); die
von Dr. Stillwell erworbenen: der Jubelhumpen
zur Feier des Reformationsfeftes von 1617
(640 Mark), der große Trinkhumpen mit länd-
lichen Szenen von 1585 (840 Mark), ein anderer
von 1681 (840 Mark) und ein Humpen mit fati-
rifchen Darftellungen (840 Mark). Den großen
holländifchen Römer aus dem Anfang des 17.
Jahrhunderts und ein Schaperglas in Becherform
kaufte das Mufeum für je 440 Mark.

Der Hauptkäufer der Glasfcheiben aus dem
16. Jahrhundert, deutfche, niederländifche und
Schweizer Arbeiten, war wieder Dr. Stillwell.
Ihm fielen unter anderen zu zwei Nürnberger
1505 und 1508 datierte Scheiben mit je 4 Szenen
in Zwickeln, die ein Wappen umgeben, wahr-
fcheinlich Teile einer Folge find, von der
fich andere Scheiben im Berliner Kunftge-
werbemufeum befinden; ferner ein Wappen des
Jakob Welfer und 3 niederländifche Rundfeheiben
um 1520, wohl Leidener Urfprunges, und eine
farbig fehr hübfehe (Kölner?) Scheibe mit der
Darftellung der Samariterin am Brunnen vom
Ende des 15. Jahrhunderts. Das am forgfältigften
ausgeführte Stück, eine Nürnberger Arbeit um
1520, die Dürer zugefchrieben war, brachte den
höchften Preis mit 2400 Mark (erworben von
Ederheimer). Dann kamen die Wappenfeheibe der
Welfer mit 2040 Mark, und zwei Nürnberger
Rundfeheiben mit Paffionsfzenen, die mit Be-
nutzung von Dürerfchen Holzfchnitten ausgeführt
find, im Preis von 1480 und 1240 Mark unter den
Hammer. DiefeerwarbdasMetropolitan-Mufeum.
Die übrigen — im ganzen waren es 18 —gingen
noch billiger weg und brachten zwifchen 800
und 1200 Mark das Stück.

Von den fünf Elfenbeinen kamen die drei
beften in den Befiß des Mufeums: ein fchöner
Florentiner Kamm aus dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts, mit derGefchichtedesJofeph (3240Mark'
Verweigerung 1886: 3400 Mark), eine große
franzöfifche Spiegelkapfel des 14. Jahrhunderts
mit einer anmutigen Allegorie, der Erftürmung
einer Minneburg (1840 Mark; Verfteigerung
1886: 2600 Mark) und eine feine italienifche
Mefferfcheide mit der Darftellung dreier graziöfer
weiblicher Figuren, datiert 1574 (840 Mark).
Der Unterfchied der Preife, die für diefe Elfen-
beine gezahlt wurden, verglichen mit denen der
Auktion von 1866 find nicht wefentlich. Be-
kanntlich ift ihr Wert aber etwa um das Dop-
pelte geftiegen, ja eine Spiegelkapfel in der
Art der vorgenannten brachte in London im
vorigen Jahre faft den zehnfachen Preis.

Unter der kleinen Zahl von Gold- und Silber-
geräten waren die beiden beften Stücke: der
Regensburger Doppelbecher mit der Marke S..
P. und ein kleiner Augsburger Becher mit
Deckel, beide aus der 2. Hälfte des 16. Jahr-
hunderts. Das Mufeum erwarb das erfte Stück,
das 1886 10000 Mark brachte, für 2040 Mark,
das zweite für 1040 Mark.

Das Zinn und die wenigen Limogesarbeiten
waren nicht von Belang. w R Valentiner.

NACHLASS PROFESSOR FRITZ
VON UHDE Verfteigerung bei Hugo Hel-
bing in München am 1. Juni. Wie vorauszu-
fehen, hat die Verfteigerung des Uhdefchen
Nachlaßes die Sammler in höchftem Maße in-
tereßiert und fo find bei der Qualität der Ob-
jekte die Preife kaum hinter den Erwartungen
zurückgeblieben. Es ergaben:

Nr. 1. Alter Mann (Ende der 70er Jahre):.
5000 M.; Nr. 2. Reitersmann (1879): 3600 M.;.
Nr. 3. Der Landftreicher (1880): 6100 M.; Nr. 4.
Frau, Äpfel l’chälend (um 1881): 6000 M.; Nr. 5.
Kind mit Puppen (1885): 8000 M.; Nr. 6. Bildnis
einer Dame (1890): 3100 M.; Nr. 7. Bildnis einer
Dame (1890): 3100 M.; Nr. 8. Männlicher Kopf
(1886): 1600 M.; Nr. 9. Männlicher Studienkopf
mit fchwarzem Bart (90er Jahre): 540M.; Nr. 10.
Lebensgroße Studie zum Bilde „Zur Arbeit“
(1888): 5350 M.; Nr. 11. Heimkehr (Nach 1890):
5000 M.; Nr. 12. Weiblicher Studienkopf (90er
Jahre): 700 M.; Nr. 13. Porträt einer ftehenden
Dame in weißer Blufe (um 1892): 3400 M.-„
Nr. 14. Der gute Hirte (90er Jahre): 5400 M.;
Nr. 15. Landungsfteg am Starnberger See (90er
Jahre): 2300 M.; Nr. 16. Interieur eines Bauern-
haufes (90er Jahre): 1400 M.; Nr. 17. Frau mit
Kühen (90er Jahre): 620 M.; Nr. 18. Lachendes

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