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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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13. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0548
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AUSSTELLUNGEN

ÄÄCHEN SUERMONDT-MUSEUM. In Er-
gänzung zu den in der Sonderbund-Äusftellung
in Düffeldorf vertretenen modernen Franzofen
wurden hier während der lebten beiden Mo-
nate zwei kleinere Kollektionen gezeigt, die
einen guten Einblick in die neuen Ziele der
von Cezanne ausgehenden Stiliften gewährten.
Neben Braque, Derain, Vlaminck, Verhoeven,
Dufy, Manguin und Chalier erfchienen vor allem
Picaffo und Herbin. Für Hachen war die Äus-
ftellung befonders dadurch intereffant, daß ein
Teil der vereinigten Werke dem Befit^ hiefiger
Privatfammler entftammt.

CHERBOURG Im Äuguft wird hier eine
Äusftellung franzöfifcher Künftler ftattfinden, die
aus den Departements um den Kanal ftammen.
Der Äusftellung wird eine retrofpektive Millet-
Äusftellung angegliedert werden, in der fedis
wieder aufgefundene Bilder Millets eine be-
fondere Änziehungskraft ausüben werden.

DRESDEN Die GÄLERIE ERNST ÄRNOLD
(Gutbier) hat anläßlich der vielbefuchten Inter-
nationalen Hygiene-Äusftellung befondere Än-
ftrengungen gemacht, den Befuchern Dresdens
etwas Äußergewöhnliches zu bieten, die für zeit-
genöffifche Kunft Intereffe haben und die gewohnt
find, an künftlerifche Veranftaltungen einen hohen
Maßftab anzulegen. Der Befuch der Galerie
Ärnold lohnt diefen Sommer befonders, denn
es find eine große Reihe hervorragender Ge-
mälde und Plaftiken deutfcher Künftler vereinigt.
Hervorzuheben ift Trübners „Ämorbach“ von
1899, Max Kling ers eindrucksvolle große Mar-
morbüfte von Richard Wagner, G. Kühls Ätelier-
Interieur, Ärthur Kampfs „Schnitter“, Ludwig
Dills reizvolle Gouachen aus Dachau und
Venedig, von Ulrich Hübner: volltönige ge-
fchmackvolle Hafenbilder, MaxSlevogt: Land-
fchaften, und fchließlich fechs Gemälde Lieber-
manns. Im erften Stock: ift ein Saal jüngeren
und fchon bewährten Kräften gewidmet fo u. a.
Beckmann, Bloos, Breyer, Brockhufen, Dreher,
Kardorff, Moffon, Oppler, Rhein und Rößler.

Ein weiterer Saal enthält Werke Dresdner
Künftler in dem in Sonderheit die Profefforen
der Königl. Kunftakademie vertreten find, an
ihrer Spitze Profeffor Banker, Sterl, Bracht,
Müller, Hegenbarth.

Die Äusftellung enthält außerdem eine Reihe
Proben aus den reichen Beftänden graphifcher
Kunft, deren Pflege fich die Galerie Ärnold
feit langem zur befonderen Äufgabe ge-
macht hat. So find Ä. v. Menzel und Max
Liebermann mit nuancenreichen geiftvollen
Zeichnungen vertreten. Frank Brangwyn,

der jeljt vielgenannte englifche Radierer, zeigt
feine neueften Drucke. J. L. Fora in, deffen
Lithographien und Radierungen zu den größten
Seltenheiten gehören, zeigt einerfeits fabelhaft
charaktervolle Darftellungen aus dem Juriftenleben,
anderfeits eine Reihe fein empfundener religiöfer
Blätter und Jofeph Pennell nervöfe aber
malerifche radierte Änfichten von New-York.

Von Goya ift ein fchönes Exemplar der erften
Äusgabe der Capriccios zu fehcn. Daumier
ift mit glänzenden Lithographien vertreten,
fchließlich fehlen naturgemäß die Meifter der
deutfchen Graphik nicht, wie Kl inger, Greiner,
E. M. Geyger, K. Kollwiß, Karl Stauffer,
P. Halm ufw.

LONDON Im MÄNSION HOUSE, der offi-
ziellen Refidenz des Lord Mayor der City of
London, wird jeßt eine großartige Äu sftellung
alten wie neueren Silbers aus dem Befiß
der Londoner Gilden und einiger Kirchen der
City zu wohltätigen Zwecken abgehalten; darunter
befindet fich auch des Lord Mayors Kriftall-
fzepter, das z. T. noch aus angelfächfifcher Zeit
ftammen foll.

Die Refultate derÄusgrabungen inMeroe
im Sudan, der alten Äthiopierhauptftadt, find
momentan im BURLINGTON HOUSE zu fehen.
Sie intereffieren zum größeren Teil den Archäo-
logen. Das bedeutendfte Kunftwerk ift ein wohl-
erhaltener großer römifcher Bronzekopf mit
Älabafteraugen, entweder den Äuguftus oder
Germanicus darftellend. Der Kopf dürfte fpäter
dem Britifchen Museum zufallen, da die Ab-
machung mit der Regierung des Sudans dahin
geht, daß die Hälfte der Funde den die Äus-
grabungen veranftaltenden Körperfchaften (dem
Inftitute of Ärchaeology und der Univerfität
Liverpool) zufallen foll. Der Leiter der Äus-
grabungen ift Profeffor Garstang.

In den Sälen der FINE ÄRT SOCIETY, 148
New Bond Street, ift momentan die Samm-
lung chinefifcher Gemälde, meift aus der
Mingperiode, doch auch aus früheren Zeiten,
des Mr. H. W. Bahr, Verfaffers des bei Caffel,
London, erfchienenen Buches „Old Chinese Por-
celain and Works of Ärt in China“, zur öffent-
lichen Befichtigung ausgeftellt. Die Kollektion
umfaßt ca. 100 Gemälde und einiges Porzellan,
Figuren usw. Unter den Gemälden, die zum
Teil frühe Stücke umfaffen, ragt eine Rolle mit
der Darftellung eines fchlafenden Mädchens, hier
„Sleeping Beauty“ genannt, künftlerifch vor allem
hervor. Man könnte dieses Bild feelifcher Ver-
funkenheit in fich felbft mit Giorgiones ruhender
Venus in Vergleich ftellen und würde dadurch
fofort auf den Fundamentalunterfchied abend-

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