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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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13. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0556

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DER KUNSTMÄRKT — von den äüktionen

Bevorstehende Auktionen

MÜNCHEN In der am 6. Juli in der Galerie
Helbing zur Verweigerung gelangenden Samm-
lung von Ölgemälden moderner Meifter inter-
effieren einige Bilder von Duvenek, dem faft
gänzlich unbekannten Diez-Schüler, Wilhelm
Bufch, Gyfis, Kühl, Lenbach, Spißweg u. a.

* *

*

Wie wir hören, findet im Herbft d. J. unter der
Leitung von Hugo Helbing in München dieVer-
fteigerung der hervorragenden Sammlung alter
Schweizer Glasgemälde aus dem Nachlaß von
Lord Sudeley (Toddington) ftatt, die Anfang
des 19. Jahrhunderts zur Äusfchmückung des von
ihm felbft erbauten Schloffes aufgekauft wurden.
Nach dem Urteil von Fachleuten finden [ich die
bedeutendften Schweizer Glasmaler des 16. und
17. Jahrhunderts ganz vorzüglich hier vertreten.
Die Kollektion enthält u. a. eine Serie von neun
großen Kirchenfenftern aus dem erften Drtitel
des 16. Jahrhunderts, die zum Beften gehören,
was die Schweizer Glasmalerei hervorgebracht
hat, außerdem hauptfächlich Scheiben aus Luzern,
Zug, Glarus ufw. Prälaten-, Kantons-, adelige
und bürgerliche, fowie Zürcher Standes- und
Ämter-Scheiben find zahlreich vertreten. — Den
umfangreichen, defkriptiven Katalog fowie das
Vorwort hierzu verfaßt Dr. Hans Lehmann,
Direktor des „Schweizerifchen Landesmufeums“,
Zürich. Diefe Auktion dürfte für den Münchner
Kunftmarkt ein befonders bemerkenswertes Er-
eignis bilden, um fo mehr daSammlungenSchwei-
zer Glasgemälde in den lebten Jahrzehnten nur
ganz vereinzelt auf den Markt gelangten, und
ernfthaften Sammlern durch diefe Auktion eine
fehr feltene Gelegenheit zum Kaufe geboten ift.

* *

*

Zur felben Zeit findet auch die Verfteigerung
der Sammlung des Bildhauers Profeffor Anton
Heß +, München, in obiger Galerie ftatt. Die
Villa „Heß“, direkt neben der Villa „Lenbach“
gelegen, ift berühmt wegen ihres einheitlichen
Renaiffance-Charakters. Mit feinem Verftändnis
hat der verftorbene Meifter vor mehreren Jahr-
zehnten, als hervorragende Antiquitäten diefer
Zeit noch nicht fo fchwer zu erwerben waren,
auserlefene Stücke in Tirol aus der Gotik und
Renaiffance angekauft. Den fchönen Zirbelholz-
vertäfelungen hat er die Räumlichkeiten feiner
Villa erft angepaßt. Renaiffance- und Barock-
fdiränke, Stühle, Seffel und Truhen fowie
Fayenceöfen trugen weiter dazu bei, eine ge-
fchloffene Wirkung hervorzurufen. — Der reich
illuftrierte Katalog wird im Laufe des Sommers
erfcheinen.

Stattgehabte Auktionen

DIE VERSTEIGERUNG DER SAMM-
LUNG MAURICE KANN am 9. Juni.

Über die Gemälde felbft ift an diefer Stelle
fchon gefprochen worden. Die Auktion fand,
wie zu erwarten war, einen enormen Zulauf.
Die Stimmung war fehr animiert, obwohl ein
Parifer Kunfthiftoriker kurz vorher die Signatur
auf dem Rembrandt als unecht erkannt zu
haben glaubte und van Dycks Grablegung als
ein Werk der italienifchen Schule bezeichnet
hatte. Das focht die Intereffenten wenig an.
Die Preife fchnellten rafch in die Höhe. Im
ganzen wurden 2721450 fs. erzielt. Soweit fich
feftftellen ließ, haben amerikanifche und hollän-
difche Mufeen im ganzen fünf Bilder verfteigert.

Nr. 1. Beyeren, Böhmifches Glas (gef. 5000):
an Böhler 5000 fs.; Nr. 2. Boucher, Der Herbft
(gef. 40000): an Grencer 39000 fs.; Nr. 3/4. de
Bray, Männliches und weibliches Bildnis (gef.
30000): an Stettiner 51000 fs.; Nr. 5. Brouwer,
Zwei Freunde (gef. 6000): an Boehler 7000 fs.;
Nr. 6. Derf., Der Raucher (gef. 6000): an Drey
7000 fs.; Derf., Dorfbarbier (gef. 6000): an
Kleinberger 8000 fs.; Nr. 8. Chardin, Das
Frühftück (gef. 15000): an Ducrey 12500 fs.;
Nr. 9. Derf., Der Schinken (gef. 10000): an
Boyer 16000 fs.; Nr. 10. Coques, Das Duo
(gef. 40000): an das Mufeum in Brüffel 73000 fs.;
Nr. 11. Derf., Familienbildnis (gef. 20000): an
Ricard 20000 fs. (Auf der Vente Salamanca 1863
4500fs.); Nr. 12. Cuyp, Aufbruch zur Jagd (gef
150000): an Fifhhof 160000 fs. (Auf der Vente
Lyne Stephen 52500 fs.); Nr. 13. Derf., Der
Morgen (gef. 150000): an Feral 148000 fs.;
Nr. 14. Derf., Der fifchende Hirte (gef. 50000):
an Stettiner 49000 fs.; Nr. 15. Derf., Das graue
Pferd (gef. 60000): an die Marquife de Ganay
59000 fs.; Nr. 16. Derf, Der Hahn und die
Henne (gef. 6000): an Stettiner 10500 fs.; Nr. 17.
Derf, Die Jagdhündin (gef. 10000): an Brunner
18200 fs. (Auf der Vente Bartalis 700 fs.); Nr. 18.
Desportes, Der Paroquet (gef. 5000): an Du-
crey 9000 fs.; Nr. 19. van Dyck, Grablegung
(gef. 40000): an Ducrey 40000 fs.; Nr. 20. van
Dyck, Johannes (gef. 10000): an Schoeller
8000 fs.; Nr. 21. Derf, Adam und Cofter (gef.
15000): an Ducrey 23500 fs. (Vente Vafferot 1845
220 fs.) ;Nr. 22. Derf, Männliches Bruftbild (9000):
an Böhler 5000 fs.; Nr. 23. Jan Fyt, Der Pfau
(gef. 10000): an Böhler 12000 fs.; Nr. 24. Derf,
Die Armbruft (gef. 6000): an Hamburger 9900 fs.;
Nr. 25. van Goyen, Die Ufer der Yffel (gef.
12000): an Ducrey 15500 fs.; Nr. 26. Derf, Ma-
rine (gef. 4000): an Böhler 6000 fs.; Nr. 27.

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