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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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14. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0604

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DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

Bevorstehende Auktionen

LONDON Hm 27. Juli werden Meffrs. So-
theby, Wilkinfon & Hodge eine Änzahl
wertvoller Oscar Wilde-Manufkripte und
29 Briefe an Wilde von bekannten Perfönlich-
keiten (Swinburne, Burne-Jones, Millais, Whiftler,
Shaw u. a.) verfteigern, die weiteftes Intereffe
erregen dürften. Am gleichen Tage gelangen
gemäß dem eben ausgegebenen, mit 7 Tafeln
illuftrierten Kataloge u. a. noch folgende wich-
tige Werke zur Verweigerung: T. Sheraton, ein
Band von 43 Stichen verfchiedenfter Sheraton-
Möbel ufw., publiziert 1802, fehr feiten (Nr. 85
des Kataloges); Horae Beatae Mariae Virginis
cum Calendario, vlämifch, fpätes 14. Jahrhun-
dert in gotifchen Buchftaben mit illuminierten
Initialen und fechs vollfeitigen gemalten und
illuminierten Miniaturen ufw. (Nr. 103); dito,
franzöfifch-vlämifch, fpätes 15. Jahrhundert, mit
einem Älmanach für 20 Jahre, 1489—1508, ufw.,
wahrfcheinlich für die Gemahlin Karls des Küh-
nen, eine geborne englifche Prinzeffin, ausge-
führt. Die illuminierten Miniaturen werden dem
Hugo van der Goes zugefchrieben (Nr. 105).
Chronicon Narembergenfe, Editio Prima, Na-
remburgae, Hnt. Coberger 1493, mit zahlreichen
Holzfchnitten Wohlgemuts und Pleydenwurffs
(Nr. 125); eine Serie von 178ExLibris, darunter
folche von einigen Päpften und anderen kirch-
lichen Würdenträgern ufw. (Nr. 167); „Art Sales“,
Gefchichte der Verkäufe von Bildern und ande-
ren Kunftgegenftänden von 1628 — 1887, zwei
Bände von G. Redford (1888 nur an Subfkribenten
ausgegeben [Nr. 184]); Horae Beatae Virginis
Mariae ad Usum Ecclesiae Gebennensis (Genf)
cum Calendario, franzöfifch, 15. Jahrhundert, mit
55 großen Miniaturen und herrlichen Randleiften
(Nr. 193); Evangeliorum Quatuor Graece, ein
Codex aus dem 10./11. Jahrhundert, wahrfchein-
lich von der Hand eines ruffifch-griechifchen
Schreibers. Der Codex fcheint noch unediert
zu fein (Nr. 194); Lectionarium seu Liber Episto-
larum ad Usum Ecclesiae Parisiensis, englifch-
franzöfifch, 15. Jahrhundert, mit künftlerifch hoch-
ftehenden Miniaturen eines franzöfifchen Künftlers
(Nr. 252); „Der Statt Francfurt Erneuwerte
Reformation, Franckfurt 1578“ und „Reforma-
tion ufw.“ ib. 1588, zwei Bände in einem; ein
fehr feltenes Stück (Nr. 272); Homerus, Opera
Omnia, Graece, zwei Bände, Editio Princeps,
Florentiae 1488 (Nr. 275); Goya y Lucientes
„Caprichos inventados y grabados al aqua forte
por Francesco Goya“, 80 Tafeln, unaufgefchnitten,
Madrid (c. 1799). F.

□ □ □

Stattgehabte Auktionen

DIE PARISER HOCHSAISON

Diefe erreichte in der Auktion Kann ihren
Höhepunkt. Die Reihe der größeren Auktionen
war gut befucht; und in den Auktionen felbft
herrfchte meiftens animierte Stimmung und Kauf-
luft, die teilweife die Preife zu fchwindelerregen-
der Höhe trieb. Da wir die Auktion Kann vor-
weg genommen haben, werden wir die übrigen
Ereigniffe der Hochfaifon nun von Mitte Mai
bis Mitte Juni im Zufammenhang darftellen.

Die Sammlung Deleffert, unbedeutend in
ihren Zeichnungen und Skulpturen, hatte allein
in einem Duzend herrlicher Bilder Wert; es
wurden für fie am 13. Mai im ganzen 188135
und 10000 Franken für das übrige erzielt.

Nr. 1. Beilange, Die Reife durch die Infel
Lobau (verl. 3000 fs.), Hrn. Paulme: 3000 fs.
(8000 fs. bei der Verweigerung Deleffert im Jahre
1869). — Nr. 2. Albert Cuyp, Sieben Kühe auf
einem Hügel in einer Wiefe (verl. 100000 fs.),
Hrn. Stettiner: 130 000 fs. (zugefprochen für
92000 fs. bei der Verfteigerung Deleffert im
Jahre 1869). — Nr. 3. Äry Scheffer, „Laffet die
Kindlein zu mir kommen“ (verl. 1500 fs.), Hrn.
de Monthyon: 2800 fs. — Nr. 5. Quentin de la
Tour, Porträt von J. J. Rouffeau, Paftellgemälde
(verl. 25000 fs.), Hrn. Paulme: 18500 fs. —
Nr. 6. Rofalba-Carriera, Porträt von Louife-
Anne de Bourbon, Mademoifelle de Charolais
(verl. 15000 fs.), Hrn. Colas: 14500 fs. (1050 fs.
auf der Verfteigerung der Comteffe de Nadaillac

im Jahre 1887). * *

*

Die Verfteigerung einer Sammlung der Ma-
dame C. ergab am gleichen Tage 217317 Fran-
ken. Der Hauptakzent diefer Sammlung lag in
einem Skizzenzyklus von Oudry und Gemälden
aus der Schule von 1830. Skulpturen und Zeich-
nungen waren auch hier minderwertig.

Nr. 5. Boudin, Der Hafen von Trouville (verl.
1200 fs.), Hrn. Bernheim: 1300 fs. — Nr. 9.
Daubigny, Normannifche Gegend (verl. 10000 fs.),
Hrn. Le Roy: 7500 fs. — Nr. 10. Delacroix, Das
arabifche Feldlager (verl. 5000 fs.), Hrn. Marne:
10500 fs. — Nr. 18—25. Oudry, Die Jagden Lud-
wigs XV. Folge von acht Skizzen für die Ta-
pifferien der Gobelins: Das Rendezvous am
Puys des Königs; Der Tod des Hirfches an den
Weihern von Saint-Jean; Hirfchjagd mit Hn-
ficht von Compiegne; Der König hält den Spür-
hund; Man überholt die alte Meute an der
kleinen „Patte d’Oye“; Das Ausweiden des Hir-
fches; Die Meute geht zum Rendez-vous; Das
Hifthornblafen, Hrn. Balzer ausBrüffel: 93000 fs.

Der Cicerone, III. Jahrg., 14. Heft. 43

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