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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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20. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0862

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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Radierungen, meift ganz vorzügliche alte Ab-
drücke von fchönfter Erhaltung.

LONDON Die eigentliche Saifon wird mit
dem bereits früher fchon kurz angekündigten
Verkauf des erften Teiles der großen Huth-
bibliothek bei Sotheby am 15. November
beginnen. Diefe Auktion wird volle acht Tage
in Anfpruch nehmen, obwohl nur die unter A-
und B. regiftrierten Werke, 1228 an der Zahl,
und die höchft wertvollen Shakespeareana (diefe
am lebten Verkaufstage) zur Verweigerung ge-
langen werden. Die Autographenfammlung wie
die Schwarz-weißblätter, die einen Teil diefer
gewaltigen Bibliothek ausmachten, find, wie
feinerzeit ausführlich berichtet, fchon in der ver-
gangenen Saifon bei Sothebys verfteigert wor-
den. Aus der Fülle hervorragender Werke,
deren wichtigfte feltene Bibelausgaben, ein paar
illuminierte Manufkripte, Shakespeareana und
altenglifche Dramatiker find, mögen hier einige
wenige aufgezählt werden: die fogen. Mazarin-
bibel, von Gutenberg zwifchen 1453 —55 ge-
druckt; es ift eines der befterhaltenen Exemplare
und enthält handfchriftliche Eintragungen, die
von Gutenberg felber herftammen follen. Das
Buch ftammt aus der Sykes und Henry Perkins-
fammlung; ein Exemplar auf Vellum und eines
auf Papier der erften Bibelausgabe mit dem
Datum 1462. Das Hoe-Exemplar diefer Aus-
gabe auf Vellum brachte in der vergangenen
Saifon in New-York £ 10000; zweite xylogra-
phifche Ausgabe der „Ars Moriendi“ und ein
anderes „Blockbuch“ aus dem 15. Jahrhundert,
die „Apocalypfe“; ein Manufkript der „Apoca-
lype“ auf Vellum, 15. Jahrhundert, das in Eng-
land für Margarete von York gefchrieben, deffen
Miniaturen aber wahrfcheinlich von einem vlä-
mifchen Künftler herftammen. Waagen befchreibt
diefes Stück in feinen „Kunftfchätjen“. Huth
kaufte es auf der Auktion der Johnfonmanu-
fkripte; „Antiphonarium“, 15. Jahrhundert, eng-
lifch, mit Dekorationen und Miniaturen; eine
„Biblia pauperum“, vlämifch, 15. Jahrhundert;
eine Anzahl Miniaturen auf Vellum, biblifche
Gefchichten darftellend, wahrfcheinlich franzö-
fifch, 13. Jahrhundert; ein franzöfifches Manu-
fkript über Peru ufw., 15. Jahrhundert, mit
200 Illuftrationen in Wafferfarben. Die Shake-
speareana umfchließen vor allem gute Exemplare
der erften vier Folios und der Quartos. Der
340 Seiten umfaffende Katalog ift von Mr. Lawlor
auf Grundlage des Huthkataloges vom Jahre
1880 hergeftellt worden.

Schon vorher, vom 23.-27. Oktober inklufive,
wird jedoch bei Meffrs. Sotheby eine Auk-
tion von Büchern, Manufkripten, einigen

Autographen undStichen aus verfchiedenem
Befiß ftattfinden, die einige Seltenheiten und
vieles Intereffante bringt. Aus dem 1566 Num-
mern umfaffenden Katalog feien hier u. a. an-
geführt: Nr. 78: Hortulus Animae mit einem
Holzfchnitt die Kreuzigung darftellend, etwas
befchädigt; Nr. 84: Legros „L’Art de la Coeffure
des Dames“, 1768, mit Supplement aus dein
gleichen Jahre, äußerft feiten. Überhaupt ent-
hält der Katalog eine große Reihe gerade wert-
voller franzöfifcher Werke. Nr. 123: Claude
Le Lorrain „Liber Veritatis“, Originalausgabe
der Blätter. Nr. 151: Zündnadeln, Ernfte und
heitere Bilder aus dem deutfchen Nationalkriege
gegen Napoleon III. nos IxXIV et XX et XXI
in einem Bande; Originalausgabe mit Illuftra-
tionen, Darmftadt 1870/71, feiten; Nr. 434: „La
Croix Perpetuelle“ mit vielen Kupferftichen, 1652,
feiten; Nr. 641: Landon C. P. „Annales du Musee
et de l’Ecole Moderne des BeauxArts“, 21 voL
mit hunderten von Tafeln, Dedikationsexemplar
der Kaiferin Jofephine mit Napoleons Adler auf
dem Rücken jedes Bandes, einzig in feiner Art,
Paris 1803—15; Nr. 933: Perez de Vergas (Ber-
naldo) „Fabrica (la segunda parte de la) del
universo ufw.“, Originalausgabe, Toledo 1563;.
Nr. 1059: H. Holbein „Imagines Mortis ufw.“,
53 Holzfchnitte, Lugd. sub scuto Coloniensi Jo.
Frellonius, 1547; Nr. 1079: E. Spenfer: „The
Faerie Queene“, W.Ponfonbie, 1596, fehr feiten.
Von den Stichen ufw., Nr. 1148—1175, feien
genannt: Nr. 1151: Salvatore Rosa „Chriftus
Kranke heilend“, Handzeichnung; Nr. 1157: Hollar
„Theatrum Mulierum“, 48 Blätter; Nr. 1161:
Marc Antonio „Geburt“ mit A. Dürers Zeichen;
Nr. 1162: fünf alte farbige Anfichten von Frank-
furt, Dresden ufw.; Nr. 1164: 25 Radierungen
von Rembrandt und VanVliet; Nr. 1172: Martin
Schongauer „Pilatus fich die Hände wafchend“,
Originalabzug (etwas befchädigt), feiten. F.

MÜNCHEN Aus der bevorftehenden
Münchener Saifon, die ihr wichtigftes Er-
eignis zunächft in der Verfteigerung der Samm-
lung Sturm hat, ift noch auf folgende Auk-
tionen bei Hugo Helbing hinzuweifen.

Am 2.-4. November werden zahlreiche Por-
zellane, Gefchirre, wie Figuren ufw. aus aus-
ländifchem Adelsbefilj folgen.

Alle Arten von Antiquitäten umfaßt die Samm-
lung des Univerfitätsprofeffors R. Piloty, Würz-
burg, die am 14.—16. November verfteigert
wird. Der bekannte feinfinnige Sammler, ein
Sohn des berühmten Malers, hat prächtige Stücke
des Kunftgewerbes, vor allem der Kleinkunft,
dann aber auch exquifite Stücke der fränkifchen
Bildfchnitjerei der verfchiedenen Zeiten befon-

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