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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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23. Heft
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VERMISCHTES

ZU REMBRÄNDTS „WITWE BÄS“

Nachdem Bredius im lebten Heft von „Oud
Holland“ die Autorfchaft Rembrandts an der
„Witwe Bas“ im Ryksmufeum öffentlich be-
zweifelt hatte, entfpann fich in einem der hiefigen
Tagesblätter ein kleiner Kampf für und gegen
die Hypothefen von Bredius. Insbefondere
wurden fie von Dr. Jan Veth beftritten, der
allerdings auch „wirklich auffallend fchwache
Partien“ auf dem Bilde konftatiert. Hiermit
gibt er aber Bredius eigentlich fchon zu, daß
das Porträt kein eigenhändiges Werk Rem-
brandts fein kann. Denn wenn man auch bei
einer Studie oder einem unbedeutenden Werk
Rembrandts gelegentlich eine nicht allgemeine
Anerkennung der Qualität antreffen mag, fo ift
das bei einem fo „anfpruchsvollen“ Bildnis, wie
dem der Witwe Bas unmöglich. Für diefen
Mangel an Qualität hat nun Prof. Martin —
auch er erkennt diefen Mangel an — eine Er-
klärung gefunden. Auf Grund einer forgfältigen
Prüfung nimmt er ftarke Übermalungen an und
wird das Refultat feiner Unterfuchungen dem-
nächft an anderer Stelle publizieren. Was nun
die Zufchreibung des Bildes durch Bredius an
F. Bol betrifft, fo kann man — wie Bredius
felbft fagt — nicht Stellung nehmen, folange
man das Porträt Bois bei Alfred Rothfchild nicht
gefehen hat. — Wie fchon in Heft 17 (S. 682)
des „Cicerone“ möchte ich auch an die|er Stelle
auf die enge Verwandtfchaft der „Witwe Bas“
mit Werken des Jac. Bäcker aufmerkfam
machen, deffen gute Bilder auch gerne als Rem-
brandts ausgegeben wurden. Befonders weift
die unangenehme Inkarnatbehandlung mit der
fchematifchen Trennung von Licht und Schatten
und der faft zu intenfive Ausdruck des Kopfes
auf Bäcker. — Im Gegenfat$ zu der Anficht
Bredius’ hat Bode die „Witwe Bas“ als [icheres
Werk Rembrandts in feiner großen Publikation
aufgenommen und auch Hofftede de Groot hat
in diefen Tagen wieder öffentlich ausgefprochen,
daß ihm die Zweifel verfchiedener Kunfthifto-
riker fchon feit 17 Jahren bekannt feien, daß er
troßdem aber nie diefe Zweifel geteilt habe.

K. L.

ROGIER VÄN DER WEYDEN IM
LICHTE DER NEUESTEN „FOR-
SCHUNG“ In einem kürzlich über Rogier
van der Weyden veröffentlichten Buche von
Paul Lafond, welches über diefen Maler
eigentlich nichts vorbringt, was nicht fchon über
ihn anderweitig veröffentlicht worden wäre,
befindet fich doch etwas Neues. Es ift dem
Autor offenbar nicht angenehm, daß das Ber-
liner Mufeum zwei der bedeutendften Altarwerke

des Meifteis befi^t; und fo fucht er einem der-
felben,dem „Triptychon der Jungfrau“, dieÄuthen-
tizität abzufprechen. Er tut dies in einer aller-
dings hypothetifchen Weife, aber er bezieht
fich auf eine angeblich von dem Befißer des
wirklichen, echten Bildes an die Abtei von
Miraflores ergangene Offerte, ihr diefes zu
verkaufen, eine natürlich durch nichts bewiefene
und daher gewiß frei erfundene Angabe, die
an ähnliche Zeitungsenten von Angeboten feitens
diverfer Befitjer der geftohlenen „Gioconda“ er-
innert. Das Triptychon Rogiers ift bekanntlich
1445 im Befiße Papft Martin’s V. gewefen, von
diefem Juan II., König von Kaftilien verehrt
worden, der es der Abtei von Miraflores, feiner
Gründung nahe der Stadt Burgos, fchenkte. Im
Jahre 1813, während der franzöfifchen Invafion,
wurde es von General d’Armagnac nach Paris
„mitgenommen“, gelangte dann in die Hände des
(auch durch den Kauf der Van Eyck’fchen Flügel
aus S. Bavo in Gent) bekannten Bilderhändlers
Nieuwenhuys, der es an Wilhelm II. von Hol-
land zedierte. Bei dem Verkauf der Galerie
des letzteren (1850) wurde es ebenfo wie der
Johannesaltar von Rogier vom Berliner Mufeum
erworben. Herr Lafond findet in der „unzweifel-
haften Nüchternheit und Trockenheit“ des Altar-
werks der Jungfrau ein Argument für feine An-
zweiflung der Echtheit desfelben, das „ehereine
Replik oder eine alte Kopie“ fei, während das
Original fich im Befitje einer Perfon befinde,
welche den Karthäufern der Abtei von Mira-
ßores bekannt fei! Sonderbar diefe Diskretion
in einer Zeit, in der folche Stücke mit Licht ge-
fucht und mit Millionen aufgewogen weiden.
Diefcr Verfuch erinnert nur allzufehr an den
des Parifer Befißers einer Wiederholung des
zur Sammlung Kaifer Wilhelms gehörigen Wat-
teaus’, welcher voriges Jahr in Berlin ausgeftellt
und bewundert wurde, das Parifer Bild als das
Original zu erklären und das im Befit^e des
Monarchen zur Replik zu degradieren. Solche
Bemühungen geben fich zwar den Anftridi des
rein Wiffenfchaftlichen, verbergen aber unfdiwer
zu erkennende gefchäftliche Äbfichten. F. M.

DÄS BISMÄRCK - DENKMAL ÄM
RHEIN Es ift gekommen, wie es kommen
mußte, nachdem der erfte Juryfpruch vor der
Öffentlichkeit die Einfeitigkeit künftleri fchen
Verftehens im Preisrichterkollegium offenbar
gemacht hatte, nachdem auch die fchein-
baren Konzeffionen der Wiesbadener Befchlüffe
die Unklarheit nur noch vermehrt, mit der dies
Preisausfchreiben von Anfang an hervorgetreten
war, ein blamables Zeichen unferer künftleri fchen
Unkultur. In Köln find die Entwürfe jener

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