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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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23. Heft
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VERMISCHTES

Künftler, die als Preisgekrönte oder fonft wie Aus-
gezeichnete in die letzte endgültige Konkurrenz
berufen worden find, ausgeftellt und die Jury hat
abermals den Mut gefunden, ganz im Sinne der
erften Entfcheidung ihr Urleil zu fällen. — Ha-
beat sibi — Nicht darauf kommt es in diefem
Augenblick an, ob Hermann Hahn, der als Bild-
ner alle Verehrung verdient, nun wirklich auch
feine billige Symbolik im Zuckerbäckerrahmen
auf der Elifenhöhe ausführen wird oder nicht,
fondern daß bei der nationalften Angelegenheit,
die feit langem die künftlerifchen Intereffen der
Deutfchen bewegt hat, den Wünfchen verftänd-
nisvoller Beurteiler in einzigartiger noch nie er-
lebter Weife entgegengewirkt worden ift, daß
[ich an das Denkmal des „größten Deutfchen wer-
dender Zeit“ fortan das Odium der Gegenfät^-
licbkeit zu dem Empfinden der Mehrheit unferes
Volkes knüpfen muß, fo daß diefes „National-
denkmal“ in Wahrheit das Zeichen völligfter
Unpopularität haben wird Über künftlerifche
Anfchauungen läßt fich gewiß ftreiten und jede
Meinung, wofern fie nur einigermaßen begrün-
det ift, mag zu recht beftehen, aber die Tatfache,
daß ein faft einmütiger Proteft auf der ganzen
Linie ergebnislos verlaufen mußte, desavouiert
diefe von Anfang an verfahrene Angelegenheit
in befchämender Weife vor dem künftlerifchen
Gewiffen unferer Tage. Es fcheint auch, als
wenn die neue Konkurrenz in Summa ein Mehr
des Schlechten als des Guten gezeitigt hat.
Aber auch das fpricht heute fchon nicht mehr
mit, nachdem durch die Wiesbadener Befchlüffe
den wahren Monumentalkünftlern, die einer der-
artigen Aufgabe vielleicht gewachfen gewefen
wären, die Möglichkeit des Wettbewerbes be-
nommen war, nachdem felbft der Kreis-Le-
dererfche Entwurf, an den fich fo ftarke Er-
wartungen knüpfen durften, auch diesmal ad
acta gelegt wurde. Wir Deutfchen find eben
ein geduldiges Volk und was anderswo längft zu
einem flammenden Proteft geführt haben würde,
der den Entfchlüffen der felbftherrlichen Preis-
richter bei Zeiten einen Riegel vorgefchoben
hätte, verrinnt bei uns zwifchen Mittageffen
und Nachmittagsfchläfchen in ein Nichts. Uns
gefchieht ganz recht, daß wir unfer Bismarck-
Denkmal bekommen werden, fo wie es für die
Elifenhöhe dekretiert ward. Wer immer es auch
ausführen wird, ift ganz gleichgültig, nachdem
fich der letzte Juryfpruch abermals auf die Ent-
würfe feftgelegt, die allen urteilsfähigen Leuten
von Anfang an als die Ungeeignetften erfchienen
find und ich hoffe nur, daß wir in abfehbarer
Zeit noch zwei oder drei derartiger Konkurren-
zen erleben werden, damit wir vielleicht eines
Tages reif genug find, nach freiem Ermeffen und

ohne Bevormundung in diefen Dingen felbftherr-
lich Werte zu verwirklichen, für deren Gestal-
tung genug reifer Kräfte im jungen Deutfchland
vorhanden find. G. B.

BILDERDIEBSTÄHLE Aus dem kleinen
Schlößchen Luftheim im Schleißheimer Park
wurden gegen den 15. Novembdr 22 Bilder ge-
raubt, die man aber inzwifchen längft wieder-
gefunden hat. Die geftohlenen Werke hatten
im ganzen keinen fehr großen Wert, und die
Täter gehörten diesmal nicht zu jener inter-
nationalen Diebesbande, die anderswo fo oft
und fo erfolgreich tätig ift.

Unerfetjlicher wäre der Verluft der berühmten
Madonna della Stella Angelicos gewefen,
die kürzlich nachts aus dem Klofter von San
Marco entführt wurde. Aber auch diefes Bild
konnte zurückgewonnen werden, noch bevor es
die Grenze paffiert hatte. Wie die amtliche
Darftellung befagt, erfuhren Geheimagenten, wo
das geftohlene Gemälde aufbewahrt ward. Poli-
ziften bewachten darauf die an der Peripherie
der Stadt gelegene Via Gaggie. Nachts um ein
Uhr fahen diefe einen Mann, der mit einem
Paket unter dem Arm daherkam. Als fie ihn
anhalten wollten, entfloh er, nachdem er das
Paket, welches das Bild enthielt, an einem
Strauch niedergeftellt hatte.

* *

*

Dem Mufeum in Lifieux wurden eine Reihe von
Bildern, Münzen und feltenen Büchern geftohlen.

Im Journal des Arts hat Henri Vuagneux eine
Lifte der in den leßten drei Jahren in Frankreich
beftohlenen Kirchen undMufeen zufammengeftellt.

GENF Das bekannte Hodlerbild Les refor-
inateurs dans la cour du College, für das vor-
teilhafte Angebote aus dem Auslande Vorlagen,
wird der Stadt Genf erhalten bleiben. Die Stadt
bewilligt 9000 Fr., die übrigen 9000 Fr. füllen,
auf Antrag des Staatsrates, vom Kanton bei-
gejteuert werden. J. C.

LONDON Es verlautet, daß man die „Bri-
tifche Schule“ zu Rom, die unferm Archäo-
logifchen Inftitut entfpricht, ganz unlogifcher-
weise zu einer „Britifchen Akademie“ in
Rom ausbauen refp. in eine folche verwandeln
will. Die Britifche Schule ift nur ein halböffent-
liches Institut. Sie wird finanziell von Privat-
gaben erhalten, denn der Staat giebt fich mit
folchen Kleinigkeiten nicht gern ab. Den Geld-
gebern wurde nun bei ihrer Jahresverfammlung
der f höne Plan vorgelegt, es Frankreich gleich
zu tun und eine Akademie in Rom zu gründen.
Man hofft ein neues Heim in der Nähe der

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