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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913

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1. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0044

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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE

die Vereinigung fogar bereits eine heimliche
Alters- und Ehrenpräfidentin, deren frifch zu-
greifende, ftets naturnahe Kunft felbft die ge-
fährliche Ehrung einer Sonderausftellung fieg-
reich befteht. Nach der Richtung eines ehr-
lichen Naturftudiums ergeben auch diesmal etwa
die Landfchaften L. Gödl-Brandhubers, E.
Laskes, E. Weber-Fülöps und die vom
„Scholle"-Kreife beeinflußten Arbeiten Th. v.
Mors und E. v. Hallavangas den guten
Durchfchnitt der Ausfteliung; die auf flüchtigen
Augenreiz ausgehenden Flächendekorationen L.
Fraenkel-Hahns haben viel von ihrem füß-
lichen Beigefchmack verloren. Die ftärkfte bild-
künftlerifche Perfönlichkeit der Vereinigung be-
kundet fich in den Landfchaften E. v. Knaffl-
Granftröms, deren kraftvolle Stilifierung von
ferne an die Art des Finnen Axel Gallen ge-
mahnt. Die Piaftik ift wie immer weit fchwächer
vertreten. Die befondere Vorliebe der Damen
galt von jeher der Graphik und dem Kunft-
gewerbe; bei den meiften der ausgefteilten Ar-
beiten entfpricht ihr auch eine fpezieile Be-
gabung. Unter den Radiererinnen verdient neben
A. Rißerow, T. Kafimir-Hoernes und L.
Gödl-Brandhuber Zdenka Braunerova be-
fondere Beachtung, während Heiia Peters fa-
tale Erinnerungen an ihr mondänes Vorbild
Helleu wachruft. Marianne FrimbergersMär-
chenilluftrationen ftehen ailzu fehr unter dem
Einfluß Liebenweins. Von den durchaus gefäl-
ligen Werken der angewandten Kunft feien
einige Keramiken Helene Johnoväs hervor-
gehoben, die in ebenfo reizvoller wie eigen-
artiger Weife Motive barocker böhmifcher Voiks-
kunft modern umwerten. — Bei einer aus-
fchließlich von Damen geleiteten und befchickten
Ausfteliung erfcheint es auch diesmal nicht über-
flüffig, den kurzen Bericht mit der Bemerkung
zu fchließen, daß aller Dilettantismus nach
Kräften ferngehalten ift. K. R.
DENKMALPFLEGE
LONDON In dem Jahresbericht über die
Denkmäler Englands, den der Regierungs-
infpektor herausgegeben hat, berichtet er, daß
eine wachfende Zahl alter Denkmälder, Ruinen
ufw. von ihren Befißern dem Schüße des Staates
überlaffen worden feien. Diefe freiwillige Über-
tragung des Schußes auf den Staat aber fei
keineswegs genügend, denn in zahlreichen Fällen
litten Denkmäler unter völliger Vernachläffigung,
und der Staat könne nicht eingreifen. Daher
fei ein neues Gefeß erforderlich. F.
n n n

ENTDECKUNGEN + FUNDE
ENTDECKUNGEN IM FLOREN-
TINER BAPTISTERIUM Nachdem faft
zwanzig Jahre lang ein mächtiges Gerüft die
Befichtigung der ehrwürdigen Mofaiken unmög-
lich gemacht hatte, welche die Kuppel des Bap-
tifteriums zieren, ift feit einigen Monaten die
Apfis unzugänglich, weil hier unter Leitung des
Florentiner Dombaumeifters Giufeppe Caftellucci
umfangreiche Wiederherftellungs- und Ausgra-
bungsarbeiten ausgeführt werden, die foeben
zu unerwarteten, hochintereffanten Entdeckungen
geführt haben.
Als man an der Stelle des alten Hochaltars
in der Chornifche, nach vorfichtiger Befeitigung
des Mofaikfußbodens, Ausgrabungen vornahm,
ftieß man zunächft an der Vorderfeite der Fun-
damente des Altars auf ein umfangreiches Stück
des alten Pavimentes, das ähnlich wie der Fuß-
boden in der Mitte des Baptifteriums mit Mar-
morintarfia gefchmückt war. An der Rückfeite
des Hochaltars fand man ferner in einer Tiefe
von zwei Metern bedeutende Refte eines alt-
römifchen Mofaikpavimentes von weißen und
fchwarzen Steinen, das der Periode des Kaifers
Auguftus angehört und nach Anficht des Pro-
feffors Luigi Adriano Milani, der als Direktor
des Florentiner Antikenmufeums und als Ober-
intendant der Ausgrabungen in Toskana den
Ruf einer Autorität erften Ranges genießt, ein
Teil des Fußbodens der römifchen Thermen von
Florenz gewefen ift. Im weiteren Verlauf der
Arbeiten entdeckte man noch die Fundamente
der alten Chornifche, die entgegen der allge-
meinen Anficht halbrund und nicht rechteckig
abfchloß. Nach Beendigung der Ausgrabungen
foll der alte, 1731 abgebrochene Hochaltar nebft
den marmornen Schranken, die von ihm zum
Taufbecken Dantes herabführten, zugleich mit
diefem auf dem urfprünglichen Plaße, der bis
jeßt durch einen künftlerifch werllofen Stuckaitar
eingenommen war, wieder aufgerichtet werdend
An der Wiederherfteilung der Mofaiken des
Fußbodens wird fleißig gearbeitet. Demnächft
foll der fchönfte und unftreitig intereffantefte
Teil diefes Mofaikfchmuckes, eine Nachbildung
des Tierkreifes, an die Reihe kommen. W. B.
FLENSBURG Die feit einiger Zeit im Gange
gewefenen Erneuerungsarbeiten in der Johannes-
kirche find nun beendet, und haben zur Auf-
deckung großer Refte alter Bemalung geführt.
Man fand aus romanifcher Zeit einige Refte von

i Siehe darüber den ihuftrierten Bericht im „Cicerone",
1910, Heft 14, Juii, S. 492-494.

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