Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 5.1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.26374#0168
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4. Heft
DOI article:Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN
Bei SCHULTE hat die Gruppe „Jagd und
Sport" ausgefteilt und ich kann mich da mit
der Konftatierung der Tatjache begnügen, da
vom rein künjtierijchen Standpunkt den Dingen
weniger IntereJJe zukommt. Weiterhin zeigt
John Quincy Adams Porträts von gutem, mo-
dern-engiijehen Durchjchnitt, und einen „Fifch-
verkauf in Amjterdam" von fchöner Breite und
Sachlichkeit des Vortrags. Hans Bohr dt fchil-
dert Korfu, am beften, wo das Meer zu behan-
dein war, während dieFeftiandsbiider nicht fehr
günftig repräfentieren. RudoifSiecks feine und
Eugen Kampfs gut komponierte, in gehaltener
Farbigkeit treffliche Landfchaften find bekannt,
desgleichen Raffael Schufter-Woldans vor-
nehme, nicht fehr ftarke Porträts. Gut find auch
die Plaftiken und Plaketten Julie Genthes,
wo man fich an der Charakteriftik der Porträt-
büften und Statuetten namentlich erfreut.
* *
*
CASPERS Kunftfalon bringt in feiner neuen
Ausfteliung einen intereffanten Überblick über
einen Teil der deutfehen neueren Produktion.
Erich Büttner fcheint fich vom Nur-dekorativen
zu entfernen, und beweift in einer Landfchaft
im Regen und dem Tennisturnir, daß er auch
unmittelbare Natur kräftig und überzeugend
fchildern kann. Schön in ihrer fonnigen Farbig-
keit find auch die Stücke Franz Eich hör ft s
und die fchönen märkifchen Landfchaften von
M. Uth. Von dem Schotten Prieftmann fieht
man zwei fchöne Landfchaften, die in die Nähe
von Grosvenor Thomas führen und von Ulrich
Hübner überrafcht ein feiten fachlicher Gutshof.
In der graphifchen Abteilung find 45 Zeich-
nungen von Anton Mauve ausgefteilt, die
den längft Verftorbenen als einen nah ver-
wandten Vorläufer Liebermanns erfcheinen laffen,
meift kleine Blättchen von hervorragender Qua-
lität. Ganz anders wirkt Marcel Roux, den
der kosmifche Inhalt feiner Radierungen in die
NäheKlingers rückt, und der in feinem jüngften
Gericht faft Rembrandtfche Wirkungen erreicht.
* *
*
Die Kunfthandlung J. B. NEUMANN, der man
fchon oft eine liebevolle Pflege der modernen
Graphik nachrühmen konnte, hat jet^t in der Schil-
lerftraße 6 in Charlottenburg eine Ausfteliung für
neuere Malerei eröffnet, und zeigt dort Gemälde
der Richtung, die auf abfolute ungebrochene Far-
bigkeit ausgeht. Pediftein, Heckendorf (mit
viel einheitlicheren Stücken als man bisher von
ihm fah), Hasler, Rudolf und Otto Möller,
Dornbach und Freefe ftreben zu diefer Seite
der modernen Malerei. Von Othon Friesz find
drei Bilder aus feiner vorkubiftifchen Zeit da,
von Büttner ein fehr fchönes Mädchenporträt.
Ein befonderes Zimmer ift Friedr. Feigl einge-
räumt worden, der eine ganz andere Tendenz
repräfentiert. Die Bilder zeigen einen langen
Weg des Juchenden Studiums, der von einer
farbigen zu einer rein tonigen, nur mit dem Licht
gliedernden Interpretation der Wirklichkeit führt,
und man muß gelten laffen, daß die lebten Re-
fultate den früheren an Reife und Qualität über-
legen find. Namentlich ein fehr weiches, toniges
Herrenporträt erfreut durch Charakteriftik und
gute Malerei. * ^
*
Im KÜNSTLERHAUSE find die Früchte des
Wettbewerbs um ein Plakat für die große
Berliner Kunftausftellung 1913 ausgefteilt
und man ftellt erfreut feft, daß wenig Löfungen
eingegangen find, die dem Plakatzweck durch
zu detaillierte Ausführung oder durch fchwer
zu enträtfelnde und entlegene Beziehungen
widerfprechen. Von den eingegangenen 356 Ent-
würfen fiel der erfte Preis an Hans Friedrich-
Leipzig für eine Minerva in einem Kreife ftehend,
der zweite, für eine kapitolinifche Wölfin, an
C. Helmut Behrens-Hamburg und der dritte,
für einen fehr fchön und großartig ftilifierten
Adler, an den Breslauer Jofef Sobainsky.
* *
*
Eine neue Kunfthandlung HOLLSTEIN &
PUPPEL, debütiert in der Meinekeftraße 19 mit
einer kleinen aber gewählten Ausfteliung von
englifchen und franzöfifchen Kupferftichen des
18. Jahrhunderts, in der namentlich die gute,
oft hervorragende Qualität der Blätter auffällt.
Man fieht dort Blätter von Ward nach Morland,
von Schiavonetti nach Wheatley, ein Pracht-
exemplar von Reynolds Herzogin von Cumber-
land in einem leicht getönten Stich Watfons,
Blätter von Bartolozzi (nach Angelika Kauffmann),
Earlom, Gravelot, Smith, und aus Moreaus
Monuments des Coftumes, alle zur Verftärkung
ihrer Wirkung in fchöne ftilgerechte, und vor
allem zeitgenöffifche, Rahmen gefügt. Übrigens
befinden fich auch moderne graphifche Arbeiten
im Befit^e der Kunfthandlung, von denen ein
Probedruck von Karl Stauffers Porträt feiner
Schwefter Sophie, (mit ausführlichem Bericht an
an die Dargeftellte auf der Rückfeite des Blattes)
und die Original-Kreidezeichnung Frau Krügers
zu feinem lithographifchen Selbftporträt be-
fonderes Intereffe verdienen. H. Fr.
BRÜSSEL Der 7. Salon der „Eftampe"
im MUSEE MODERNE hat wieder ein refpek-
tables Enfemble belgifcher und ausländifcher
Arbeiten. Audi diesmal ragt der Engländer
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Bei SCHULTE hat die Gruppe „Jagd und
Sport" ausgefteilt und ich kann mich da mit
der Konftatierung der Tatjache begnügen, da
vom rein künjtierijchen Standpunkt den Dingen
weniger IntereJJe zukommt. Weiterhin zeigt
John Quincy Adams Porträts von gutem, mo-
dern-engiijehen Durchjchnitt, und einen „Fifch-
verkauf in Amjterdam" von fchöner Breite und
Sachlichkeit des Vortrags. Hans Bohr dt fchil-
dert Korfu, am beften, wo das Meer zu behan-
dein war, während dieFeftiandsbiider nicht fehr
günftig repräfentieren. RudoifSiecks feine und
Eugen Kampfs gut komponierte, in gehaltener
Farbigkeit treffliche Landfchaften find bekannt,
desgleichen Raffael Schufter-Woldans vor-
nehme, nicht fehr ftarke Porträts. Gut find auch
die Plaftiken und Plaketten Julie Genthes,
wo man fich an der Charakteriftik der Porträt-
büften und Statuetten namentlich erfreut.
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CASPERS Kunftfalon bringt in feiner neuen
Ausfteliung einen intereffanten Überblick über
einen Teil der deutfehen neueren Produktion.
Erich Büttner fcheint fich vom Nur-dekorativen
zu entfernen, und beweift in einer Landfchaft
im Regen und dem Tennisturnir, daß er auch
unmittelbare Natur kräftig und überzeugend
fchildern kann. Schön in ihrer fonnigen Farbig-
keit find auch die Stücke Franz Eich hör ft s
und die fchönen märkifchen Landfchaften von
M. Uth. Von dem Schotten Prieftmann fieht
man zwei fchöne Landfchaften, die in die Nähe
von Grosvenor Thomas führen und von Ulrich
Hübner überrafcht ein feiten fachlicher Gutshof.
In der graphifchen Abteilung find 45 Zeich-
nungen von Anton Mauve ausgefteilt, die
den längft Verftorbenen als einen nah ver-
wandten Vorläufer Liebermanns erfcheinen laffen,
meift kleine Blättchen von hervorragender Qua-
lität. Ganz anders wirkt Marcel Roux, den
der kosmifche Inhalt feiner Radierungen in die
NäheKlingers rückt, und der in feinem jüngften
Gericht faft Rembrandtfche Wirkungen erreicht.
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Die Kunfthandlung J. B. NEUMANN, der man
fchon oft eine liebevolle Pflege der modernen
Graphik nachrühmen konnte, hat jet^t in der Schil-
lerftraße 6 in Charlottenburg eine Ausfteliung für
neuere Malerei eröffnet, und zeigt dort Gemälde
der Richtung, die auf abfolute ungebrochene Far-
bigkeit ausgeht. Pediftein, Heckendorf (mit
viel einheitlicheren Stücken als man bisher von
ihm fah), Hasler, Rudolf und Otto Möller,
Dornbach und Freefe ftreben zu diefer Seite
der modernen Malerei. Von Othon Friesz find
drei Bilder aus feiner vorkubiftifchen Zeit da,
von Büttner ein fehr fchönes Mädchenporträt.
Ein befonderes Zimmer ift Friedr. Feigl einge-
räumt worden, der eine ganz andere Tendenz
repräfentiert. Die Bilder zeigen einen langen
Weg des Juchenden Studiums, der von einer
farbigen zu einer rein tonigen, nur mit dem Licht
gliedernden Interpretation der Wirklichkeit führt,
und man muß gelten laffen, daß die lebten Re-
fultate den früheren an Reife und Qualität über-
legen find. Namentlich ein fehr weiches, toniges
Herrenporträt erfreut durch Charakteriftik und
gute Malerei. * ^
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Im KÜNSTLERHAUSE find die Früchte des
Wettbewerbs um ein Plakat für die große
Berliner Kunftausftellung 1913 ausgefteilt
und man ftellt erfreut feft, daß wenig Löfungen
eingegangen find, die dem Plakatzweck durch
zu detaillierte Ausführung oder durch fchwer
zu enträtfelnde und entlegene Beziehungen
widerfprechen. Von den eingegangenen 356 Ent-
würfen fiel der erfte Preis an Hans Friedrich-
Leipzig für eine Minerva in einem Kreife ftehend,
der zweite, für eine kapitolinifche Wölfin, an
C. Helmut Behrens-Hamburg und der dritte,
für einen fehr fchön und großartig ftilifierten
Adler, an den Breslauer Jofef Sobainsky.
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Eine neue Kunfthandlung HOLLSTEIN &
PUPPEL, debütiert in der Meinekeftraße 19 mit
einer kleinen aber gewählten Ausfteliung von
englifchen und franzöfifchen Kupferftichen des
18. Jahrhunderts, in der namentlich die gute,
oft hervorragende Qualität der Blätter auffällt.
Man fieht dort Blätter von Ward nach Morland,
von Schiavonetti nach Wheatley, ein Pracht-
exemplar von Reynolds Herzogin von Cumber-
land in einem leicht getönten Stich Watfons,
Blätter von Bartolozzi (nach Angelika Kauffmann),
Earlom, Gravelot, Smith, und aus Moreaus
Monuments des Coftumes, alle zur Verftärkung
ihrer Wirkung in fchöne ftilgerechte, und vor
allem zeitgenöffifche, Rahmen gefügt. Übrigens
befinden fich auch moderne graphifche Arbeiten
im Befit^e der Kunfthandlung, von denen ein
Probedruck von Karl Stauffers Porträt feiner
Schwefter Sophie, (mit ausführlichem Bericht an
an die Dargeftellte auf der Rückfeite des Blattes)
und die Original-Kreidezeichnung Frau Krügers
zu feinem lithographifchen Selbftporträt be-
fonderes Intereffe verdienen. H. Fr.
BRÜSSEL Der 7. Salon der „Eftampe"
im MUSEE MODERNE hat wieder ein refpek-
tables Enfemble belgifcher und ausländifcher
Arbeiten. Audi diesmal ragt der Engländer
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