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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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16. Heft
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Zoege von Manteuffel, Kurt: Eine Fayencefabrik des 18. Jahrhunderts in Reval
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0601
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EINE FAYENCEFABRIK DES 18. JAHRHUNDERTS IN REVAL

ganz gelungenes Verfuchsftück zu
fein; die dafür ift fehlerhaft und die
Bemalung befchränkt fich auf eine
blaue Schattierung am Sockel. Da-
gegen zeigt die erfte Figur eine durch-
geführte Bemalung in Manganrot.
Die Girlande ift in Blau, Rofa, Gelb
und Grün vollftändig farbig durch-
geführt und der Baumftamm ift in
Braun und Manganrot bemalt.

Jaennicke war offenbar gut unter-
richtet, als er mitteilte, die Revaler
Fayencefabrik fei mit deutfchen Ar-
beitern betrieben worden. Wir er-
wähnten fchon oben die hiftorifchen
Gründe, die dafür fprechen. Die Be-
trachtung der Fayencearbeiten Ficks
beftätigt diefes Refultat vollftändig.

Sie gehören offenbar in den Kreis
Rbb.14. Schreitender Elefant (Höhe 26 cm). Ohne Marke der norddeutfdren und fchwedifchen

Fayencen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wie fie in Marieberg und Rörftrand
und in einer ganzen Reihe norddeutfcher
Fabriken angefertigt wurden. Die Er-
klärung für diefe Tatfache liegt auf der
Hand. Reval ift feit feiner Gründung
bis in unfere Tage eine Stadt geblieben,
die ihre Kultur deutfcher Arbeit ver-
dankt. An Beziehungen zu Schweden,
dem die Stadt bis in den Anfang des
18. Jahrhunderts angehörte, hat es auch
im ferneren 18. Jahrhundert nicht gefehlt.

Und der Revaler Seehandel wies es von
jeher auf die Länder der Oftfee hin. Die
Stilftufe, der die Revaler Fayencen an-
gehören, ift die des Rokoko. Das ift
für die Zeit nadi 1780 etwas befremd-
lich. Wurden doch um diefe Zeit in
anderen Fayencefabriken fchon klaffi-
ziftifche Formen angewandt. Diefes Zu-
rückbleiben in der Stilentwicklung dürfte
aber aus der Lage Revals an der äußer-
ften Perepherie deutfchen Siedelungsge-
bietes leicht zu erklären fein.

Es liegt nahe, an eine ftarke Be-
einfluffung der Revaler Fabrik durch die
von Stralfund zu denken. Und in der Äbb. 15. Figur eines ruffifchen Bauern

Tat finden fich wirklich bei einigen der (Höhe 15,4 cm). Marke halb abgefchliffen

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