Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

DOI issue:
Heft 24
DOI article:
Der Kunstmarkt
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0952
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Der Kunftmarkt

aber ift eine andere Catfache, die auf eine Än-
derung der Cendenzen der Sammlerwelt, vor
allem im Äusland hinzudeuten fcßeint. Sobald
es ficb nämlich um große Seltenheiten oder um
ungewöhnliche Qualitäten handelte, wurden auch
diefes Mal hohe Preife erzielt, während das
Mittelgut auch zu geringen Preifen kaum Auf-
nahme fand. Das beweift, daß die Sammler
nicht mehr, wie noch Davidfohn felbft, darauf
ausgehen, die graphifchen Leitungen aller 3eiten
und Schulen in ihren Kabinetten zu vereinigen,
fondern [ich mit einer Auswahl begnügen, die
dann aber auch aus dem Allerkoftbarften und
Seltenften befteht. Bei Nachprüfung der Einzel-
ergebniffe der Veifteigerung wird man leicht eine
Fülle von Beifpielen für diefe Beobachtung ßnden
können.
Im Mittelpunkt derbeiden erften Verfteigerungs-
tage ftand die ermüdend lange Hollarfolge, bei
deren Verkauf zeitweife nur die enragierteften
Freunde diefes allzu fruchtbaren Meifters aus-
hielten. Illie immer waren die feinen, kleinen
Landfchaften, die Koftümblätter und die Muffe
ftark begehrt, während die Porträtftiche nur
ausnahmsweife Anklang fanden. Dagegen ftieß
die an Qualität nicht übermäßig hervorragende

Vertretung der Landfcßaftsradierungen Claude
Gellees auf lebhaftes Intereffe, und Golgius,
deffen Hauptwerke allerdings in glänzenden
Drucken dargeboten wurden, erzielte fogar un-
gewöhnlich hohe Preife. Daß [ich um die zwei
guten Landfchaften Fjirfchvogels ein heißer Kampf
entfpann, verfteßt fiel) von felbft. Auch der früher
weniger gefcßäßte Lautenfack wurde gut bezahlt.
Von Lucas van Leiden waren einige Hauptblätter
wie Samfon und Dalila, die Auferstehung des
Lazarus und der heilige Georg in guten Drucken
vorhanden, der Reft war nur Mittelgut und
wurde entfprecßend bewertet. Auch von Maffon
und Nanteuil erzielten nur die fcßönften Blätter
wie der unvergleichliche Pompone de Bellievre
hohe Preife, während die feltenen Frühdrucke
Oftades und die ßübfcßen Folgen der Nürnberger
Kleinmeifter J. B. und G. Pencz faft durchweg
feßr gefucßt waren. Für die Italiener, vor allem
Mantegna und Raimondi, deren Arbeiten dem
deutfcßen Sammler ferner liegen, waren Spezial-
intereffenten vorhanden, deren Gebote, befon-
ders bei einzelnen Blättern Mantegnas recht
hohe Preife zur Folge hatten. Für alles tüeitere
muß auf die Einzelangaben in den Verfteigerungs-
ergebniffen verwiefen werden. v. R.

^hVSST£lL
^ alter und


moderner Meifter
Carl Nicolai-BerlinWio
Viktoriaftraße 26 a

Ängebote aus Privatbefi^
möglid)ft mit Pßoto unter Ängabe von Könftler, Maß u. Preis erwünfcßt

902
 
Annotationen