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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

DOI issue:
Heft 7
DOI article:
Sydow, Eckart von: Afrikanische und ozeanische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0231
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Abb. 6 u. 7. Eine Aßnenfigur aus Neu-Mecklenburg, fog. U!i.
Leipzig, Mufeum für Vötkerkunde.
Flächen entfalten. 3umeift von vorn zu betrachten, ift das Geficht fo kongruiert, daß
auf der tieferen, unteren Fläche Nafenwurzel und Kinn, auf der vorderen, oberen Fläche
Stirnhöhe, Mund- und Nafenfpi^e zu liegen kommen. Das Leben diefer Geftaltungen
fließt nicht rund herum um die Form des Schädels, fondern bewegt [ich auf den Flächen
und tritt in einen fchroffen Unterfchied eben im Verhältnis der vorderen und hinteren
Fläche der Geficl)ter. So ift eine ruhige Starrheit der Flächen für fiel) verbunden mit
der energifchen Spannung zwifchen diefen beiden Flächen. Für uns, die wir gewöhnt
find, diefen Übergang von der Nafenfpit$e zur Nafenwurzel als eine weiche Selbftver-
ftändlid)keit zu erleben und zu formulieren, wirkt deren Gegenfätßichkeit, Unverbunden-
heit der Kunftform nicht bloß unnatürlich, fondern mit tieferer Paradoxität. Das Flächen-
hafte der Anfchauung führt uns ebenfo tief in das Begreifen der feelifchen Voraus-
fe^ungen ein, wie das Ablefen der mgthologifchen Vorausfetsungen oder Parallelen.
Denn jene doppelte Flächenhaftigkeit bedeutet doch den Mangel an perfpektivifcher

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