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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

DOI issue:
Heft 15
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Hartlaub, Gustav Friedrich: Vincent van Gogh
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0676
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ßeit ßat man beigebracßt. In der Cat bietet die fpätrömifcße Entwicklung mit ißrer Über-
windung des klaffifcßen Kunftkönnens durd) jene ßnnbildlid)~kindlid)e Art, die dann das
Mittelalter beftimmte, den naßeliegendften Vergleich. Nur daß damals gefcßicßtlicße
Umwälzungen, die neuen weltentfagenden Glaubensbekenntniffe und die Völkerwande-
rungen mit all ißren Raffen- und Kulturverfcßiebungen ein inneres Geneigtfein gewaltig
förderten. Alles das feßlt uns ßeute troß Gärung der tUiffenfcßaften, troß Weltkrieg
und Revolution. (Uir wiffen ßeute weniger als je, ob nicßt der ganze ins „Urfrüße“
zurücktaftende Hülle von ßeute, in dem van Gogß als sein Vorläufer fteßt, nur zeit-
weiliger Rückfcßlag ift, ftatt erftes Anzeichen einer wirklich fcßon anßebenden großen
geiftgefcßicßtücßen Umwälzung.
Ändert das aber etwas an der einzigen menfcßlicßen und künftlerifcßen Größe unferes
Niederländers? Nicßt die „Richtung“ und deren 3ukunft ift es, die dem fcßaffenden
Geifte lebten Ulert erteilt. Sondern das in und mit folcßer Richtung durd) perfönlicße
Kraft und perfönlicßen Glauben „Errichtete“! Aber wenn aucß alle 3eugniffe diefes
Errid)teten| verfcßwunden wären, alle Bilder ficß entfärbt, alle Blätter vergilbt wären: fort-
wirken^ würde im Gedächtnis und Cun der Menfcßen die Erinnerung an einen küßnen
und gefahrvollen, nocß in ßeillofer 3^it unternommenen Abftieg zu den „Müttern“.


Vincent van Gogß. 3ypreffen- 1890.

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