Als zugehörig zu dem engeren Kreis diefer im Bamberger Gebiet und befonders für
den fürftbifd)öflid)en Bedarf arbeitenden Kunftfchreiner find nod) zwei Namen anzu-
fütjren. Von Karl Matern, vielleicht einem Verwandten des üdürzburger Schreiners* 1,
ift nur bekannt, daß er um 1720 in Pommersfelden als Kunftfchreiner tätig war; feine
weiteren Arbeiten im Deutfd)ordensl)aus in Sad)fenl)aufen (bis 1725) und im Schlöffe
zu Fulda2 zeigen ißn im 3ufamuienhang mit Bauten, denen der churmainzifche Ober-
baudirektor M. von GCIelfch vorftand.
Von größerer Bedeutung ift Johann Georg Neftfell, deffen Tätigkeit als Kunftfchreiner
faft völlig durch feinen großen Ruf als Schöpfer aftronomifcßer Inftrumente verdunkelt
wird3 4. Seit 1721 ift er in ÜJiefentheid, dem Sitje des kaiferlidßen geheimen Rats
Rudolf Franz Erwein von Schönborn, als Fjoffchreiner anzutreffen. Von den zahlreichen
für ihn ard)ivalifch gefieberten Arbeiten hat fid) ein gutes Geil erhalten, die ihn befonders
in der Einlegearbeit fehr gefchickt zeigen. Es kann nur das ülichtigfte hervorgehoben
werden: 1724 Fußböden und vertäfelte 3*mmer im (üiefentheider Schloß, in den
folgenden Jahren Kanzel, Oratorien und Altäre in der dortigen Kreuzkapelle und der
von Neumann erbauten Pfarrkirche. Die Beziehungen Neftfells zu Bruchfal, wo fiel)
zwei von ißm angefertigte reiche Sd)reibfcl)ränke befinden, find ohne 3weifel auf die
nahen verwandfchaftlid)en Beziehungen des fcüiefentheider Grafen zu dem Bifd)of von
Speier zurückzuführen1. Neftfells berühmtefte Arbeiten, die leider zerftörte Bibliothek
und das ftark befchädigte Cßorgeftühl des Banzer Klofters, liegen fd)on in der Mitte
des Jahrhunderts und gehören dem Rokoko an.
Der künftlerifcße Auffd)wung des Mobiliars im 18. Jahrhundert ift, wie auch die
Bamberger Möbelfchreinerei beweift, dem erhöhten Intereffe und den kultivierten Be-
dürfniffen der fürftlid)en Auftraggeber zu verdanken; von den Entwürfen ihrer Schloß-
bauten und der Ausgeftaltung der Räume reichte ihre künftlerifd)e Anteilnahme bis zum
Möbel herab. Von diefen durch Rechnungen und Korrefpondenzen gefieberten Möbel-
ftücken muß die ftiliftifcße 3uweifung an einzelne Meifter und fcüerkftätten ausgehen.
Auch der Bamberger Möbelfchreinerei wird durch Detailunterfudjungen nod) manches
Stück zugewiefen werden können.
den neuen kayferlidjen Burgbau obnfeßlbar losgehen werde, fo könde diefer Menfd) ... zu
einem undt anderen darin employet werden, er ift zwaßr von fjamburg, einfolglid) lutherifd). .
Er giebet dem Servatius undt dem Plizner in der Arbeit!) nichts nach, undt kommt nur auf das
Inventiren aßn, worzu er capable genuch ift, wie ich ihn dann zum Überfluß über Gaibach undt
Pommersfelden gehen laffe, umb ein undt andteres fo wohl ahn Böden als Cabinetten undt
Schreibtifd) der Orten zu fehen.“
1 Vgl. über diefen 5- Kreifel: Karl Max. Matern, ein Cüürzburger Kunftfchreiner des 18. Jahr-
hunderts (Cicerone 1923, fjeft 9). Dazu ift als Geburtsort Materns Nürnberg nachzutragen (Staats-
archiv tüürzburg, Ringelmannfcher Nachlaß). Möglicherweife handelt es fich um ein und denfelben
Meifter, mit deffen frühften Arbeiten wir es hier zu tun haben.
2 In Sachfenhaufen fertigte er Fußböden und Lambris, ferner das große Cor fowie Entwürfe
zu Öfen und Kaminen. 1724—27 arbeitete er in Fulda, 1725 hauptfäd)lid) am Spiegelkabinett
des Schloffes (vgl. K. Lobmeyer: J. F. Stengel, Düffeldorf).
3 Vgl. Cüilbelm IJeß: Job- Gg. Neftfell, ein Beitrag zur Gefd)id)te des Kunftßandwerkes und
der pbyfikal. üeebnik des 18. Jahrhunderts in tüürzburg und Bamberg. (Straßburg 1908.)
4 Kardinal Damian F)iigo von Speyer war der Bruder des ttliefentheider Grafen. Neftfell zeichnete
1755 auch Entwürfe für das Epitaphium des Kardinals in der Peterskird)e in Bruchfal. (Staatsarchiv
OQürzburg, Sd)önbornifd)e Akten.)
80
den fürftbifd)öflid)en Bedarf arbeitenden Kunftfchreiner find nod) zwei Namen anzu-
fütjren. Von Karl Matern, vielleicht einem Verwandten des üdürzburger Schreiners* 1,
ift nur bekannt, daß er um 1720 in Pommersfelden als Kunftfchreiner tätig war; feine
weiteren Arbeiten im Deutfd)ordensl)aus in Sad)fenl)aufen (bis 1725) und im Schlöffe
zu Fulda2 zeigen ißn im 3ufamuienhang mit Bauten, denen der churmainzifche Ober-
baudirektor M. von GCIelfch vorftand.
Von größerer Bedeutung ift Johann Georg Neftfell, deffen Tätigkeit als Kunftfchreiner
faft völlig durch feinen großen Ruf als Schöpfer aftronomifcßer Inftrumente verdunkelt
wird3 4. Seit 1721 ift er in ÜJiefentheid, dem Sitje des kaiferlidßen geheimen Rats
Rudolf Franz Erwein von Schönborn, als Fjoffchreiner anzutreffen. Von den zahlreichen
für ihn ard)ivalifch gefieberten Arbeiten hat fid) ein gutes Geil erhalten, die ihn befonders
in der Einlegearbeit fehr gefchickt zeigen. Es kann nur das ülichtigfte hervorgehoben
werden: 1724 Fußböden und vertäfelte 3*mmer im (üiefentheider Schloß, in den
folgenden Jahren Kanzel, Oratorien und Altäre in der dortigen Kreuzkapelle und der
von Neumann erbauten Pfarrkirche. Die Beziehungen Neftfells zu Bruchfal, wo fiel)
zwei von ißm angefertigte reiche Sd)reibfcl)ränke befinden, find ohne 3weifel auf die
nahen verwandfchaftlid)en Beziehungen des fcüiefentheider Grafen zu dem Bifd)of von
Speier zurückzuführen1. Neftfells berühmtefte Arbeiten, die leider zerftörte Bibliothek
und das ftark befchädigte Cßorgeftühl des Banzer Klofters, liegen fd)on in der Mitte
des Jahrhunderts und gehören dem Rokoko an.
Der künftlerifcße Auffd)wung des Mobiliars im 18. Jahrhundert ift, wie auch die
Bamberger Möbelfchreinerei beweift, dem erhöhten Intereffe und den kultivierten Be-
dürfniffen der fürftlid)en Auftraggeber zu verdanken; von den Entwürfen ihrer Schloß-
bauten und der Ausgeftaltung der Räume reichte ihre künftlerifd)e Anteilnahme bis zum
Möbel herab. Von diefen durch Rechnungen und Korrefpondenzen gefieberten Möbel-
ftücken muß die ftiliftifcße 3uweifung an einzelne Meifter und fcüerkftätten ausgehen.
Auch der Bamberger Möbelfchreinerei wird durch Detailunterfudjungen nod) manches
Stück zugewiefen werden können.
den neuen kayferlidjen Burgbau obnfeßlbar losgehen werde, fo könde diefer Menfd) ... zu
einem undt anderen darin employet werden, er ift zwaßr von fjamburg, einfolglid) lutherifd). .
Er giebet dem Servatius undt dem Plizner in der Arbeit!) nichts nach, undt kommt nur auf das
Inventiren aßn, worzu er capable genuch ift, wie ich ihn dann zum Überfluß über Gaibach undt
Pommersfelden gehen laffe, umb ein undt andteres fo wohl ahn Böden als Cabinetten undt
Schreibtifd) der Orten zu fehen.“
1 Vgl. über diefen 5- Kreifel: Karl Max. Matern, ein Cüürzburger Kunftfchreiner des 18. Jahr-
hunderts (Cicerone 1923, fjeft 9). Dazu ift als Geburtsort Materns Nürnberg nachzutragen (Staats-
archiv tüürzburg, Ringelmannfcher Nachlaß). Möglicherweife handelt es fich um ein und denfelben
Meifter, mit deffen frühften Arbeiten wir es hier zu tun haben.
2 In Sachfenhaufen fertigte er Fußböden und Lambris, ferner das große Cor fowie Entwürfe
zu Öfen und Kaminen. 1724—27 arbeitete er in Fulda, 1725 hauptfäd)lid) am Spiegelkabinett
des Schloffes (vgl. K. Lobmeyer: J. F. Stengel, Düffeldorf).
3 Vgl. Cüilbelm IJeß: Job- Gg. Neftfell, ein Beitrag zur Gefd)id)te des Kunftßandwerkes und
der pbyfikal. üeebnik des 18. Jahrhunderts in tüürzburg und Bamberg. (Straßburg 1908.)
4 Kardinal Damian F)iigo von Speyer war der Bruder des ttliefentheider Grafen. Neftfell zeichnete
1755 auch Entwürfe für das Epitaphium des Kardinals in der Peterskird)e in Bruchfal. (Staatsarchiv
OQürzburg, Sd)önbornifd)e Akten.)
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