Stimmengebraus von Karrenßändlern; in Höfen und Lorbögen Abfcßlüffe in Devifen,
Fett, politifcßer Verfcßwörung. Dirnen kreifcßen, bieten fid) an; Aroma des Oftens liegt
in der Luft, Lokale ftrömen es aus, in denen zur 3iet)ljarmonika man tanzt. Keine
Lanze, wie auf dem Parkett der Salons; bizarre Bewegungen, toll, wie Alkohol und
Augenblick fie eingeben . . . da find fie zu Haufe: Verbrecher, Catkraft, Energie und
Dumpfheit in Blick und Gebärde; Arbeiter, voller Sehnfucht zum Licht; Matrofen, leicht-
finnig, jung und lebensfroh ... die Geftalten, die ßelmut vom Hügels merk uns fcßenkt.
Eine Laune? Überfättigung mit eleganter (Delt? Nein, nein; tiefer ift die Neigung
verwurzelt, die Maier und Modell verbindet. SeßnfucF)t, die uns am frühften kund ward
in feinen (Dorten: „Ich bete, gefund zu fein, kein Prinz mehr fein, ein Menfch der Erde“;
wie die, deren Abenteuer, kleiner Freude und großer Not feine Leidenfcßaft nachfpürt.
f)ier wird die Kluft ßcßtbar, die zwei Künftlerkategorien fcßeidet: die malen, was fie
feßen; und die malen, was fie lieben.
Die malen, was fie feßen: ihnen ift die Leinwand mittlere Proportionale zwifcßen
Pinfel, Palette und Objekt. Sie — „Impreffioniften“ im (Dortßnn — bilden den Eindruck
des Außen ab, ohne (Dillen zu organifieren, ohne Dmweg über Seelifches. Kein Lempera-
ment, keine Phantafie ift am (Derk. Leidenfchaften fehlen, da ift: „eine Malmethode,
nicht das Refultat von Raffe, Blut, Kultur.“ Darum ift das Objekt der Kunft gleich-
gültig, denn der Maler fteht einem jeden neutral gegenüber, kühler 3eitgenoffe, ohne
Herzverbundenßeit.
Auch den andern bieten fich die Dinge dar; in gleicher Fülle, wie dem, der malt, was
fein Auge ftreift. Auch der Bildner der proletarifcßen Sphäre fieht das Malerifcße an
der Dame der großen (Delt. Aber feine Liebe gehört ihr nicht, feine Leidenfcßaft um-
faßt andres, und (Derk ift ißm nur denkbar auf dem Boden, den Liebe pflügte. Liebe
prüft und wählt das (Defentliche; (Dahl ift (Dertung; (Dertung offenbart Qualitätswilleri.
(Dir glauben, daß Bekenntnis und Entfcßeidung, die daraus fprecßen, Vorzüge find vor
der merkbar waßllofen (Diedergabe von Menfch, Lier, Landfchaft, Gegenftand.
(Dir glauben, daß aus Vorzügen diefer Art feßr wefentlicß der Eindruck entfpringt,
den das (Derk des Fjelmut vom Hügel wad)ruft. (Dachruft . . . denn feine Geftalten
wecken, leis und traurig, Sehnfucht und Erinnerung, die unbewußt fcßliefen. (Dodurch?
(Deil eindringendes Empfinden, ihren Kern, in Liefen verborgen, erfaßt und zentral ficht-
bar werden läßt. Oder nur ahnen läßt. . . . Denn, nach den (Dorten des Künftlers, „je
älter man wird — um fo länger malt man an feinen Bildern, um fo fcßwerer werden
fie .fertig* — und um fo unfertiger finden wir fie dennoch — fie laffen uns unbefriedigt
und wir find traurig, daß fie .fertig* find“. Das macht, daß fie alle Kinder einer Sehn-
fucht find, die Schönheit und Vollendung träumt — die ewig unbefriedigt über ficß
ßinausftrebt, doch Erfüllung nicht kennt (die in den Verfen des Fjelmut vom Fjügel „Dem
Sonnengott“, „Fjerbft“ — reifen und geftalteten Ausdruck gefunden hat). Das Motiv
leifer Sehnfucht ift in all diefen Bildern angefcßlagen: hier in Auge und Hand, dort
künden Lippe und Kopfhaltung davon; das Porträt des jungen Mannes konzentriert auf
die Fjand, deren müde Anmut eine Rofe fchmückt. Eine Geftalt könnte das fein, die
Hermann Bang fcßuf.
Alles überwölbt der Glanz der Farbe. In der Entwicklung Fjelmut vom Hügels kann
man, trotj feiner Jugend, heute zwei Epochen fcßeiden: eine graziös anmutiger Produktion,
erfüllt von jener Heiterkeit, die der 3ufammenklang von Klarheit, Energie und Sinnen-
freude; feßr franzöfifch also, Courbet fteigt auf, und Renoir. Die zweite Pßafe feines
Schaffens erfcßeint nicht fo leicht, nicht fo gelöft, doch größer, bewußter und wiffender.
Liefe eint ficß mit Form; unverändert blieb in Helmut vom Hügels neueren (Derken
Schönheit und Befonderßeit der Farben, deren Einzelton, Kompofition und 3ufammen-
klang fcßon früh aufßorcßen ließ. Gewiß find Vorbilder da — wo wären fie nicht, man
füßlt Kokofcßka oder Manet —-, aber das (Defentliche in Lönung und Aufbau ift eigne
Prägung. Die Schönheiten einer Fläcßengeftaltung in Rot und Braun, in Blau und Grau
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Fett, politifcßer Verfcßwörung. Dirnen kreifcßen, bieten fid) an; Aroma des Oftens liegt
in der Luft, Lokale ftrömen es aus, in denen zur 3iet)ljarmonika man tanzt. Keine
Lanze, wie auf dem Parkett der Salons; bizarre Bewegungen, toll, wie Alkohol und
Augenblick fie eingeben . . . da find fie zu Haufe: Verbrecher, Catkraft, Energie und
Dumpfheit in Blick und Gebärde; Arbeiter, voller Sehnfucht zum Licht; Matrofen, leicht-
finnig, jung und lebensfroh ... die Geftalten, die ßelmut vom Hügels merk uns fcßenkt.
Eine Laune? Überfättigung mit eleganter (Delt? Nein, nein; tiefer ift die Neigung
verwurzelt, die Maier und Modell verbindet. SeßnfucF)t, die uns am frühften kund ward
in feinen (Dorten: „Ich bete, gefund zu fein, kein Prinz mehr fein, ein Menfch der Erde“;
wie die, deren Abenteuer, kleiner Freude und großer Not feine Leidenfcßaft nachfpürt.
f)ier wird die Kluft ßcßtbar, die zwei Künftlerkategorien fcßeidet: die malen, was fie
feßen; und die malen, was fie lieben.
Die malen, was fie feßen: ihnen ift die Leinwand mittlere Proportionale zwifcßen
Pinfel, Palette und Objekt. Sie — „Impreffioniften“ im (Dortßnn — bilden den Eindruck
des Außen ab, ohne (Dillen zu organifieren, ohne Dmweg über Seelifches. Kein Lempera-
ment, keine Phantafie ift am (Derk. Leidenfchaften fehlen, da ift: „eine Malmethode,
nicht das Refultat von Raffe, Blut, Kultur.“ Darum ift das Objekt der Kunft gleich-
gültig, denn der Maler fteht einem jeden neutral gegenüber, kühler 3eitgenoffe, ohne
Herzverbundenßeit.
Auch den andern bieten fich die Dinge dar; in gleicher Fülle, wie dem, der malt, was
fein Auge ftreift. Auch der Bildner der proletarifcßen Sphäre fieht das Malerifcße an
der Dame der großen (Delt. Aber feine Liebe gehört ihr nicht, feine Leidenfcßaft um-
faßt andres, und (Derk ift ißm nur denkbar auf dem Boden, den Liebe pflügte. Liebe
prüft und wählt das (Defentliche; (Dahl ift (Dertung; (Dertung offenbart Qualitätswilleri.
(Dir glauben, daß Bekenntnis und Entfcßeidung, die daraus fprecßen, Vorzüge find vor
der merkbar waßllofen (Diedergabe von Menfch, Lier, Landfchaft, Gegenftand.
(Dir glauben, daß aus Vorzügen diefer Art feßr wefentlicß der Eindruck entfpringt,
den das (Derk des Fjelmut vom Hügel wad)ruft. (Dachruft . . . denn feine Geftalten
wecken, leis und traurig, Sehnfucht und Erinnerung, die unbewußt fcßliefen. (Dodurch?
(Deil eindringendes Empfinden, ihren Kern, in Liefen verborgen, erfaßt und zentral ficht-
bar werden läßt. Oder nur ahnen läßt. . . . Denn, nach den (Dorten des Künftlers, „je
älter man wird — um fo länger malt man an feinen Bildern, um fo fcßwerer werden
fie .fertig* — und um fo unfertiger finden wir fie dennoch — fie laffen uns unbefriedigt
und wir find traurig, daß fie .fertig* find“. Das macht, daß fie alle Kinder einer Sehn-
fucht find, die Schönheit und Vollendung träumt — die ewig unbefriedigt über ficß
ßinausftrebt, doch Erfüllung nicht kennt (die in den Verfen des Fjelmut vom Fjügel „Dem
Sonnengott“, „Fjerbft“ — reifen und geftalteten Ausdruck gefunden hat). Das Motiv
leifer Sehnfucht ift in all diefen Bildern angefcßlagen: hier in Auge und Hand, dort
künden Lippe und Kopfhaltung davon; das Porträt des jungen Mannes konzentriert auf
die Fjand, deren müde Anmut eine Rofe fchmückt. Eine Geftalt könnte das fein, die
Hermann Bang fcßuf.
Alles überwölbt der Glanz der Farbe. In der Entwicklung Fjelmut vom Hügels kann
man, trotj feiner Jugend, heute zwei Epochen fcßeiden: eine graziös anmutiger Produktion,
erfüllt von jener Heiterkeit, die der 3ufammenklang von Klarheit, Energie und Sinnen-
freude; feßr franzöfifch also, Courbet fteigt auf, und Renoir. Die zweite Pßafe feines
Schaffens erfcßeint nicht fo leicht, nicht fo gelöft, doch größer, bewußter und wiffender.
Liefe eint ficß mit Form; unverändert blieb in Helmut vom Hügels neueren (Derken
Schönheit und Befonderßeit der Farben, deren Einzelton, Kompofition und 3ufammen-
klang fcßon früh aufßorcßen ließ. Gewiß find Vorbilder da — wo wären fie nicht, man
füßlt Kokofcßka oder Manet —-, aber das (Defentliche in Lönung und Aufbau ift eigne
Prägung. Die Schönheiten einer Fläcßengeftaltung in Rot und Braun, in Blau und Grau
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