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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Sauerlandt, Max: Die "Geschichte der Bayrischen Porzellan-Manufaktur Nymphenburg von Friedrich H. Hofmann"
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0586

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1755 anläßlich) der Vermählung Maria Anna Jofepßa Äugufta von Bayern mit dem Mark-
grafen Ludwig Georg von Baden gefcßaffenen „Gartten-Defferts“ — eines großen figuren-
reicßen Auffatjes, der mit ßoßer Waßrfcheinlicßkeit dem erften Modelleur der Manu-
faktur Jofepß Ponßaufer zugefcßrieben wird, der bis zum Mai diefes Jahres in Neu-
deck tätig war und dann „die Fabricam quittieret“, leider oßne, daß wir erfahren,
woßin er [ich gewandt hat. Darüber, daß die früher von E. CB. Braun-Croppau für
die [ehr viel fpätere Würzburger Manufaktur in Änfprud) genommenen zahlreichen Fi-
gurenmodelle — Brauns hypotßetifcße 3uweifung nach Würzburg erfchien immer pro-
plematifch — ftiliftifcß den Figuren des Neudecker Cafelauffat^es von 1755 [ehr naße-
ftehen, kann ein 3weifel nicht mehr beftehen — diefe ganze Gruppe nun aber auch
nach Neudeck zu verlegen, bleibt wegen der kurzen 3eit der Cätigkeit Ponhaufers an
der bayerifchen Fabrik unmöglich- So find wir, was diefe ganze in all ihrer Primi-
tivität überaus reizvollen Figurenfamilie anlangt, immer noch auf einen glücklichen Fund
vertröftet.
Sehr dankenswert ift es, daß Fjofmann— mehr als es in früheren Veröffentlichungen
über die Gefehlte des Porzellans bisher in der Regel gefchehen ift — auch auf die
Details des von Ausformung zu Ausformung wecßfelnden farbigen Dekors eingeht.
Seine Worte werden dabei durch die wohlgelungene farbige Wiedergabe der künft-
lerifch bedeutenden Modelle aufs glücklichfte unterftü^t. Einen ganz neuen Reiz end-
lich gewinnen die Modelle Buftellis durch die zum Ceil aus den Akten erfchließbaren
richtigen 3ufammenordnungen der Figurenpaare, die, wenn auch auf Einzelfockein
modelliert, erft in der vom Künftler vorbeftimmten Gruppierung zu ihrer vollen Wir-
kung kommen.
Genug mit diefen wenigen Fjinweifen.
Es ift unmöglich, von dem überreichen Inhalt des Werkes hier eine Vorftellung zu
vermitteln. Es erfcheint auch ßöcßft überflüffig. Denn die genaue Kenntnis diefes
Buches ift doch für jeden, der fich mit der Gefehlte des deutfeßen Porzellans be-
fcßäftigt, eine unerläßliche Selbftverftändlicßkeit, von welchem befonderen Standpunkt
aus er auch immer diefe große künftlerifcß-wirtfchaftlicße Erfcßeinung betrachten mag.
Ebenfo überflüfßg erfcheint es, dem Verfaffer einzelne Irrtümer oder Verfeßen, die er
felbft gewiß feßon lange in feinem Handexemplar richtig geftellt hat, mit feßönem Beffer-
wiffen vorzußalten.
Der größte Reiz unferer Wiffenfcßaft ift es ja doch, daß ße ein immer Lebendiges ift.

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