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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#1247
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Der Kunftmarkt

Äußeren an die Sdbiffe der Wickinger gemahnt.
In hufbau und Bedachung fiet)t Strzygowfki be-
reits die wid)tigften Elemente der Gotik, wie
Hötjendrang, Craveenteilung, Verfpannung, vor-
gebildet. P.-N.
Der Kunftmarkt
Bevorstehende Versteigerungen
Berlin
Hm 26. und 27. Januar 1925 verweigert Walter
de Gruyter & Co., Antiquariat, die berühmte
Bibliothek des verdorbenen Leipziger Germaniften
Hlbert Koefter. Der große Forfcher befaß
außer feinem umfangreichen wiffenfd}aftlid)en
Handapparat faft lückenlofe Sammlungen zur Re-
formations- und Barock-Literatur, darunter eine
Rift-Sammlung, wie fie kaum eine der großen
öffentlichen Bibliotheken aufweift; aus der klaf-
fifchen 3eit neben Goethifchen Erftdrudcen und
Gelegenheitsgedichten, Hamann, Lenz und Goue
mit heute fonft unauffindbaren Werken. Storm,
Keller und vor allem Annette von Drofte waren
Koefters Spezialgebiete, und feine nahen Be-
ziehungen zur zeitgenöffifchen Literatur ver-
fchafften ihm u. a. jene Infeldrucke, die nur für
einen kleinen namentlichen Kreis hergeftellt
wurden. Ho-
Stattgel)abte Verweigerungen
Die Sammlung Egon 3erner
Die Verfteigerung diefer in jeder Beziehung
reizvollen Sammlung, die am 15. und 16. De-
zember in Berlin bei Paul Caffirer unter den
Hammer kam, hätte rechtzeitig eingehende Wür-
digung an diefer Stelle verdient, was leider durch
das verfpätete Erfcheinen eines in feiner Art
vorbildlich angelegten und illuftrativ befonders
fchön aufgemachten Kataloges verhindert worden
ift. Gm fo nachdrücklicher hoffen wir im nächften
Heft auf die Ergebniffe diefer Auktion hinweifen
zu können, die als Wertmeffer für den Markt
an pch befonders auffchlußreid) weiden dürfte,
da die Vielfeitigkeit der Sammlung zahlreiche
Gebiete des Marktes beleuchten kann. Georg
Swarzenfki hat übrigens dem Katalog ein tem-
peramentvolles Geleitwort mitgegeben, eine Cat-
fache, die an fleh fchon für den Wert diefer er-
lefenen und reichhaltigen Kollektion zeigt.
Wie wir hören, bereitet das Haus Paul Caf-
firer für das kommende Jahr noch mehrere wert-
volle Verweigerungen vor, auf die wir von Fall
zu Fall verweifen werden. B.
Berlin
Paul Graupe verfteigerte am 5. und 6. De-
zember Graphik des 19. und 20. Jahrhun-
derts. Die Sammlung mit mehr als 100 Num-
mern war fehr reid)haltig; große und kleinere
Namen, Inland und Ausland ftanden nebenein-

ander. Eine lange Reihe Holzfchnittfolgen von
Aiafereel trat hier zum erßenmal auf einer Auk-
tion auf. — Die Firma kündigt ihre näd)We
Auktion von Graphik und Handzeichnun-
gen für Anfang Januar 1925 an.
Frankfurt a. M.
F. A. C. Preftel: Auktion 89: Handzeich-
nungen, Graphik, illu ptrierte Bücher,
Mappenwerke. 10. Dezember 1924. Unter
den älteren 3aid)nungen find hervorzuheben
u. a. eine Landfchaftvon Jean Brueghel o.Ä.
mit Chrifti Predigt am See, eine Segnung mit
zwei Figuren von Elsheimer im Stile Rem-
brandts, Blätter von Delacroix, Guys, Ga-
varni. Aus dem 19. Jahrhundert find fchöne Ro-
mantikerzeichnungen vorhanden. Eine biblio-
phile Koftbarkeit ift die Ausgabe der Fabeln
von Lafontaine in vier Bänden, 1755—1759 mit
den Illußrationen nach Oudry. — Am 9. De-
zember verfteigerte die gleiche Firma den Kunp-
nacblaß des Dr. A. Mainz, eines bekannten
Frankfurter Sammlers. Otto Sdjmiit und Georg
Swarzenski haben den Katalog bearbeitet. Er
führt neben Gemälden und verfchiedenften Anti-
quitäten eine Anzahl plaftifdjer Werke auf, unter
denen die als „füddeutfeh um 1300“ bezeid)nete
Sitzmadonna mit alter Faffung und die kleine „flä-
mifche“ Alabaftermadonna, „um 1450“, die Swar-
zenfki bereits publizierte, befonders erwähnt feien.
Ein intereffantes Stück in feiner merkwürdig na-
türlichen Verbindung von Plaftik und Malerei, dazu
von ausgezeichneter Erhaltung, iß das kleine Flü-
gelaltärchen mit Malereien im Stile des Patinir.
Auch die Schnitzerei, Chriftus am Kreuz und ihm
zu Füßen eine fehr empfindungsvoll komponierte
Magdalena, weift durchaus nach Antwerpen.
Das Stüde iW wohlbekannt aus der Sammlung
Benoit Oppenheim und war bereits 1861 auf der
Briftol- Exhibition ausgefteilt. -s-
3ürid)
Vom 9.—11. Dezember verweigerten die Firmen
Mincieux & Kündig, Genf, fowie Gute-
kunft & Klipftein, Bern, gemeinfam im Sa-
voy-Hotel, jürid), eine große Sammlung
graphifcher Helvetica. Sie ift noch reidjer als
die am 18. und 19. September an gleicher Stelle
ausgebotene. Der Katalog zählt aber 1000 Num-
mern auf. Er i|'t durch Torgfältig gearbeite Re-
gifter und etwa 50Cafeln auch als Handbuch für
den Sammler von Wert. Preis Frs. 3.—. -s-
Äus der Sammlerwelt
und vom Kunftfyandel
Deulfdje Sammler und Händler in Fjolland
Der holländifche Kunftmarkt ift kein herein-
holender, er iß ein ausftrahlender Markt. Wer
von Einheimifchen als Käufer auftritt, feien es
private Liebhaber oder öffentliche Mufeen, der
wartet nid)t auf das, was in Holland felbft an-
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