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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0858

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Äusftellungen

ein einziges Exemplar im British) Mufeum vor-
handen find — bekannt.
Die Sammlung befteht aus zwei 67 X 48 cm
großen Bänden aus dem 17. Jahrhundert, auf
deren 500 Seiten 2611 Zeichnungen und Stiche
ohne jegliche Anordnung und alle leider ftark
befchnitten, aufgeklebt worden find.
Die IJauptgruppe diefer Sammlung, welche
die ganze lombardifche Kunft vom 15. bis zum
18. Jahrhundert, von den Zavattari bis zu den
Leonardesken, von Crefpi bis zu Pellegrini, be-
deutend dokumentiert, befteht aus der Privat-
fammlung des Bildhauers Annibale Fontana
(17. Jahrhundert), der fie der Kirche von S. Celfo,
für die er viele Arbeiten ausgeführt hatte, hinter-
ließ. A. C.
Mühlheim a. d. Ruhr
Das neuerdings recht rührige Städtifche Mu-
feum erwarb kürzlich von Renee Sintenis
das „Selbftbildnis“ und von E. de Fiori einen
Bronzeabguß „Der Soldat“, den auch bereits die
Fjamburger Kunfthalle bept$t.
Äusftellungen
Berliner Äusftellungen
(Mit vier Abbildungen auf zwei Cafeln.)
3u den bisherigen Räumen in der Potsdamer
Straße, in denen auch weiterhin die Kunft der
Gegenwart erfcßeinen foll, hat die Kunfthand-
lung Fritj Gurlitt ein neues, umfangreiches
Lokal in der Budapefter Straße eröffnet, das erft
im fjerbft mit einer größeren Manieriften-Äus-
ftellung heraustreten wird, fid) aber fchon heute
durch die Vielfeitigkeit und koftbare Eigenart
des hier Ausgebotenen bemerkenswert präfen-
tiert. In einem der Säle dominiert mit älteren
und jüngeren Ulerken Lovis Corinth; eine
trübbraune Äckerlandfchaft mit Krähen von 1893,
leuchtend bewegte neueßen Datums, ein flächig
und hell gehaltener liegender Frauenakt und
anderes. Dazwifchen Vitrinen mit fiamepfcher
Keramik, kößlicher afrikanifcher Miniaturplaftik,
antiken Köpfchen, islamifchen und mexikanifchen
Gefäßen. Ferner prachtvoll markante Bronze-
reliefs und Vollfkulpturen aus Benin und perua-
nifche Erzeugniffe. Dazu perfifche Gewebe und
Ceppiche. Unter den größeren (Uerken der alten
Malerei befonders eindrucksvoll ein Überfall auf
der Flucht nach Ägypten von der Fjand Cr e f pis,
eine zartfarbig auf goldenen Grund gebreitete
Madonna des Johann von Aachen und eine
Flora von Abraham Janffens, — ein glanz-
volles, gerade in feinem etwas hart blendenden
Stil heute intereffantes Klerk. Ein weiterer Raum
bietet reizvolle Arbeiten von minder bekannten
Deutfdjen des fpäten 18. und frühen 19. Jahr-
hunderts, etwa die klaffizißifche Geniengruppe
in einer apart intonierten Szenerie, die den

Mengsfchüler Friedrich Rehberg (1758—1835)
zum Verfaffer hat. Friedrich Äuguft von
Kloeber (1793—1864), von dem pd) im Pots-
damer Marmorpalais und im Berliner Opernhaus
Proben bieten, ift vertreten mit einer überaus
anmutigen, durch die zierliche Formenklarheit
der Pßanzen- und Körperbehandlung, durch
Schmelz und Puppenftubenintimität entzücken-
den „Satyrnfamilie“ von 1823. (Vgl. Äbb.)
Ferner ein reizendes Stück Biedermeiermalerei
des Dresdners Gille (1805—1899) und zwei
übermütige Aquarelle Rowlandfons. In aus-
gezeichneter Äufftellung insgefamt ein reicher
Eindrude. —
Durch eine recht umfängliche Darbietung von
Lithographien und Plakaten Couloufe-Lau-
trecs erwarb pd) der Euphorion - Verlag
verdienten Dank, ttlie fafzinierend bleibt diefer
zeichnerifche Efprit, diefe maliziöfe üreffpd)er-
heit, dies unheimliche pd) Äufrecken und Äuf-
ßattern bizarrer Umriße über dem Prickeln, Cän-
zeln, lofen Qufchen geißreid) andeutender GCIerte.
Klenn der geniale Biograph des Montparnaffe
überhaupt je ein wenig zurückgetreten ift, —
heute elektripert er mit jedem Blatt.
Ulilli Ulolfradt.
5 an dz eidj n ung en alter Meifter
Sonderausftellung imStädelfchen
Kunftinpitut
Diefe Schau ausgezeichneter alter 3ei<hnungeri
beweiß wieder die künftlerifche Bedeutung der
„3eid)nung“, die pd) noch immer nicht genügend
in der Sammelbewertung anderer Graphik gegen-
über durchgefe&t hat. Aus diefen direkten Nieder-
phriften des erßen, fd)öpferi|chen Impulfes ßrömt
eine künftlerifche ttlirkung von unbefd)reiblid)er
Mad)t auf den Befchauer über. Manche Blätter
enthalten vehementere Lebendigkeit als die ftärk-
pen, aber fd)on virtuofer gebändigten Bilder
derfelben Meifter.
Die Äusftellung umfaßt 200 ausgewählte 3eid>~
nungen aus den Sammlungen I. F. Lahmann in
Dresden, Dr. C. Otto, Leipzig, und Dr. Ulilf)elrn
Valentiner, Berlin, außerdem eine große Anzahl
von 3ei<hnungen aus Frankfurter Privatbefig,
IJomburg v. d. Fjöhe ufw.
Es ift fchwer, aus der Fülle der Viponen die
wid)tigften oder merkwürdigften Blätter zu nen-
nen. Buchminiaturen, aquarellierte Federzeich-
nungen aus einer Augsburger Chronik und einer
Fjagenauer Klerkftatt pnd die frühefien Güerke.
Unter den unbekannten Meißern fällt der eigen-
artige, klar und ßäd)ig genommene, ernße Jüng-
lingskopf auf (von Meder dem Regensburger
Meifter I. 3- zugewiefen), der in feiner feeien-
haften Nobieffe an Dürerfche Bildniffe erinnert.
Ein gotifches Ornamentblatt des Meifters L. C. 3-
von 1490 iß üppig und reich auf kleinftem Raum.
Manche Blätter wie „Die 1)1. Magdalena“ des
Monogrammiften Fj> G. and die „Verfpottung

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