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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 1
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0085

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Bevorstehende Versteigerungen

scher Primitiver zugelegt hatten, für die sie
nun einen Markt geschaffen haben, was hier
bei der noch geringen Selbständigkeit des
kaufenden Publikums natürlich gar nicht so
schwer ist. Da niederländische Primitive,
nur gering an Zahl und schwer zu beschaf-
fen sind, warf man sich eben auf die Italie-
ner, und fast jedem primitiven Bilde wird
jetzt ein meist recht wohlklingender Autor-
name beigelegt.
Im übrigen sprach sich Geheimrat Fried-
länder mit höchster Bewunderung und Ach-
tung über die großen Privatsammlungen
und auch die Museen aus. Auf seinem Ge-
biete freilich hat er bisher nur ein einziges
Gemälde von Bedeutung neugefunden, ei-
nen Justus v. Gent in der George Blumen-
thalsammlung in New York. Es wird viel-
leicht später noch möglich sein, etwas von
seinen Eindrücken über die Methoden der
hiesigen Museen im Vergleich zu den euro-
päischen wiederzugeben.
Die Auktionen des vergangenen Mo-
nats zeigten wieder die schon längere Zeit
bestehende Tendenz meist kleiner Preise
grade für die wertvolleren Gegenstände, vor
allem wieder für Gemälde alterMeister,und
ein Steigen der Preise für alte einheimische
Kunst. So war der Preis von $ 10700 für ein
beineswegs erstklassiges Porträt Gilbert
Stuarts in gar keinem Verhältnis z. B. zu den
•S 5000, die eine Innenszene von Guardi ein-
trug. Dieser Guardi hatte hier volle «hiooo
vor noch acht Jahren gebracht. Auch für
altkoloniale Kunstmöbel werden öfters sehr
hohe Preise gezahlt, und es besteht da ein
überaus reger Markt. Das kommt zum Teil
von dem Eifer, mit dem die hiesigen Mu-
seen, allen voran das New Yorker Metropo^
litan Museum, diese Kunstgegenstände sam-
meln und musterhaft zur Schau stellen.
Jetzt können sie, ohne Hilfe reicher Freun-
de, die Preise für derlei schon kaum noch
aufbringen, denn es beginnt zum guten Ton
zu gehören, sich mit „der Väter Hausrat“ zu
umgeben. Wenn’s mehr ist als nur eine der
vielen rasch vorüberrauschenden Moden,
kann es geschmacklich und sogar gemüt-
lich nur gut wirken, denn der Geschmack
wird aufs schlichte und einfach Vornehme
gestellt, das Gemüt von der Unruhe eines
wildbevzegten Lebens zu der Ruhe eines
wirklichen Heimes hingelenkt. Und ein sol-
ches „Heim“ haben ja wenigstens die Ein-
wohner der Riesenstadt NewYork schon seit
Jahren nicht mehr gekannt, ob sie es auch
dauernd vermissen sollen, muß sich in der
Zukunft erweisen,
Freund.

B evorstehende
Versteigerungen
PORZELLAN-AUKTION DARM-
STAEDTER
Unter den bedeutenden Ereignissen, die
die kommende Saison auf dem deutschen
Kunstmarkte verspricht, steht die Versteige-
rung der Porzellan-Sammlung des Prof.Dr.
Ludwig Darmstaedter zweifellos an er-
ster Stelle. Diese Versteigerung findet bei
Rudolph Lepke vom 24. bis 26.März statt
und wird eine Angelegenheit von internatio-
naler Bedeutung werden, da es sich um eine
der ganz seltenen Spezial-Sammlungen gro-
ßen Stils handelt, wie sie in Deutschland
ähnlich nur noch einmal in der Sammlung
„Feist“ besteht. Die Sammlung Darmstaed-
ter umschließt nicht nur erstklassige Quali-
täten und Seltenheiten sämtlicher deutscher
Porzellan-Manufakturen, sondern auch her-
vorragende Proben des bestenfranzösischen,
englischen, spanischen und schweizerischen
Porzellans. Für die Bearbeitung des Kata-
loges hat Rudolph Lepke einen der besten
Porzellan-Kenner, Herrn Prof. Dr. Ludwig
Schnorr von Carolsfeld vom Schloß-Muse-
um in Berlin,gewonnen. .Wir werden später-
hin noch eingehend auf diese Sammlung zu-
rückkommen.

PARIS
Eine der größten Venten des Jahres 1925
wird die Sammlung moderner Bilder von
M. Gangnat sein, welche u. a. 200 Renoirs,
5 Cezannes und 3 Vuilliards enthält. Die
200 Renoirs entstammen sämtlich der Zeit
von 1898—1904. Cdzanne ist u. a. mit einer
Landschaft vertreten, welche mit 500000 Fr
veranschlagt wird. Diese Versteigerung, die
ein ungewöhnliches Ereignis werden dürf-
te, findet am 21. und 22. Juni im Hotel Drou-
ot statt. Ein Luxuskatalog wird vorbereitet
und. für Wiedergabe sämtlicher Bilder sor-
gen. G.

Stattgehabte
Versteigerungen
LONDON
Unter den Gemälden, die am 24. No-
vember bei Christie zur Versteigerung ka-
men, befand sich ein Murillo, den Heili-
gen Augustin darstellend, wie er am Ufer
des Meeres zu einem neben ihm knienden
Kinde spricht. Das Gemälde, das auf der
Louis Philippe Vente des Jahres 1853
608 Pfund kostete, wurde diesmal für
520 Guineen versteigert. Am gleichen Tage
 
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