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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0170

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Sammlungen

innerhalb der lebendigen Kultur einer Zeit
von weittragenden Folgen sein werden, zu
schweigen, und wenn es sich dabei um das
klar erkannte Programm eines wirklichen
Forschers auf einem Spezialgebiet Asiens
handelt, dann muß Herr Bode vor dieser
höheren Einsicht unbedingt kapitulieren,
auch wenn das Dahlemer Museum notge-
drungen zunächst nichts anderes bleibt als
das große Magazin zur Entlastung der übri-
gen Sammlungen von dem vielen Neben-
sächlichen, Überflüssigen und künstlerisch
Wertlosen innerhalb des Berliner musealen
Besitzes — was aber noch keineswegs ent-
schieden zu sein scheint. Vielleicht braucht
Berlin einmal dies Gebäude außerdem für
ein großes ethnologisches Forschungs-
und Lehrinstitut mit den dazugehörigen
Studiensammlungen. Biermann.
GRÜNDUNG EINES STÄDTISCHEN
MUSEUMS FÜR MODERNE
MÜNCHNER KUNST
Die Stadt München kaufte das umfas-
sende Lenbach-Anwesen in Nähe der Glyp-
tothek, nachdem Frau v. Lenbach die Len-
bachsammlung der Stadt zum Geschenk
gemacht hatte, eine Sammlung, in der sich
beträchtliche Stücke aus verschiedenen Zei-
ten der Kunst befinden. In einem Teil der
Gebäude soll nun eine städtische Galerie
errichtet werden, die der Sammlung mo-
derner, speziell Münchener Kunst zu die-
nen hat, da sich die staatlichen Samm-
lungen auf das gesamteuropäische Bereich,
ja die Kunst des ganzen Erdballs einzu-
stellen haben. Der Plan einer Galerie für
die Produktion der gegenwärtigen Kunst
Münchens war schon seit langem erwogen
worden. Es lagen schon eine Reihe von
Bilderstiftungen hierfür vor. Ferner waren
von Künstlervereinigungen auffordernde
Denkschriften eingegangen.
Eine solche, örtlich beschränkte Samm-
lung kann Sinn haben, wenn das Aus-
wahlprinzip in sichersten Händen liegt, mit
größter Vorsicht nur das Allerbeste aus
allen Richtungen ausgewählt wird und
Schenkungen nicht im ganzen aufgenom-
men zu werden brauchen. Anderenfalls
würde die Galerie nichts als Gefahr und
Zersplitterung bringen. Wer nämlich die
Flut von Kunst und Unkunst kennt, die
heute in einer Großstadt und gerade in
München (vergl. Glaspalast) jährlich her-
vorquillt, wer vom Ehrgeize der vielen
sich verkannt fühlenden „Größen“ weiß,
die mit Schenkungen bereitstehen werden,
um sich Unsterblichkeit zu sichern in den
städtischen Räumen, wer die umfassende

Skepsis fühlt, mit der gerade die beste Ju-
gend einer Überschätzung der Kunst, spe-
ziell der Malerei, heute zu begegnen be-
ginnt, der mag ahnen, welch ungeheurer
Umsicht und Sicherstellung es von vorn-
herein bedarf, wenn das Institut kein Sam-
melbecken zeitfremder künstlerischer Re-
aktion werden soll. Die Leitung dieser
Galerie muß über starke Vollmachten ver-
fügen, über sichersten Sinn für die
Zeit und unbestechliches Qualitätsgefühl,
damit München in dieser Sammlung nicht
etwa nach einiger Zeit als die Stadt des
ausgedehnten Mittelmaßes erscheine. R.
VERKAUF DER CUMBERLAND-
SAMMLUNGEN
Wie uns aus Wien berichtet wird, finden
gegenwärtig Verhandlungen statt zwischen
der Vermögensverwaltung des Hauses
Cumberland und französischen und ameri-
kanischen Kunsthändlern. Dabei handelt es
sich in erster Linie um den Verkauf eines Tei-
les der Bildersammlung, die heute im Pro-
vinzialmuseum in Hannover untergebracht
ist. Glanzstück dieser im übrigen nicht im-
mer erstklassigen Sammlung ist das Bild
eines welfischen Herzogs von Hans Hol-
bein, das ebenfalls mit verkauft werden
soll. So wünschenswert es an sich auch
wäre, ein solches Dokument für Deutsch-
land zu erhalten, muß doch gesagt wer-
den, daß man sich dieses Mal ruhig in das
Unvermeidliche fügen soll, da wir in deut-
schen und schweizerischen Sammlungen
wesentlich vollwertigere Dinge von der
Hand Holbeins besitzen.
Interessant wäre es dagegen zu erfahren,
inwieweit der eigentliche Familienbesitz
des letzten Herzogs ebenfalls von der Ver-
kaufsabsicht berührt wird. Diese dürfte
sich niemals auf den prachtvollen Weifen-
schatz des Hauses erstrecken, dem der
letzte Herzog in seinem Palais in Penzing
ein so überaus treuer Hüter war. Erst wenn
man weiß, daß diese Schätze, die für die
deutsche Kunst unersetzlich sind, vor dem
Verkauf ins Ausland sicher sind, wird man
dem übrigen Ausverkauf des Hauses Cum-
berland gegenüber beruhigt sein können.
B.
DORTMUND
Das Städtische Museum für Kunst und
Gewerbe erwarb Anselm Feuerbachs
„Othello“ aus dem Jahre 1871, Lovis Co-
rinths „Götz von Berlichingen“ (1917),
Wilhelm Schmurrs „Am Niederrhein“. Fer-
ner Bronzen von Benno Elkan und Renee
Sintenis und Handzeichnungen und Aqua-
relle von Feuerbach, Arthur Kampf, de
Vlaminck, Menzel und Heinrich Heuser.

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