Ausstellungen
HALLE
Die Stadt Halle hat kürzlich en bloc für
ihr schönes Museum, dem zuerst Sauer-
landt die programmatische Richtung ge-
wiesen — man denke an den seinerzeit
durch ihn getätigten Ankauf des Nolde-
schen Abendmahls — die Frankfurter
Sammlung Fischer angekauft, die hervor-
ragende Werke moderner Meister ihr eigen
nennt und soeben erstmalig öffentlich aus-
gestellt worden ist.
Wie unser Dresdner Mitarbeiter meldet,
umfaßt die Sammlung insgesamt 24 Ge-
mälde, darunter 7 Bilder von Kirchner,
außerdem Arbeiten von Heckel, Nolde,
Schmidt-Rottluff, Marc, Kokoschka, Picas-
so u. a.
Damit bekommt die Gemäldeabteilung
des städtischen Museums, das außerdem
reizvolle Schätze des älteren Kunstgewer-
bes birgt, einen bedeutenden Zuwachs, zu
dem man die Stadt aufrichtig beglückwün-
schen darf. Wie beschämend erscheint
gegenüber diesem mutigen Zugreifen eines
deutschen Provinzmuseums das Verhalten
der Stadt Köln, die vor wenigen Mona-
ten die Schenkung der Sammlung H. von
Garvens ablehnte, bloß weil offenbar der
entscheidenden Instanz der gute Wille
oder das Vermögen fehlten, diese zum
Teil einzigartigen künstlerischen Werte
zu begreifen und festzuhalten.
Dabei ist Halle noch immer ohne Mu-
seumsdirektor, dem die Aufgabe anvertraut
werden soll, das Vorhandene programma-
tisch fortzuführen. Die Schwierigkeit bei
der Berufung einer geeigneten Persönlich-
keit liegt offenbar darin, daß für Halle nur
ein Direktor mit bestem künstlerischen
Instinkt im Hinblick auf die Aufgaben der
modernen Galerie in Frage kommt, der
aber zugleich auch auf dem Gebiet des
älteren Kunstgewerbes wissenschaftlich
versiert sein müßte. B.
LONDON
Das Victoria- und Albert-Museum hat
seiner Abteilung für Skulptur verschiedene
Neuerwerbungen hinzugefügt, darunter ein
Bronzepferd, Antonio Susini signiert, das
aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahr-
hunderts stammt, ferner ein Marmorrelief,
„Jungfrau mit Kind“ darstellend, das aus
der Incoronata in Neapel kommen soll und
von einem sienesischen Meister des fünf-
zehnten Jahrhunderts stammt. Eine inter-
essante Neuerwerbung des Museums ist
die Maske eines Knaben in Porphyr des
Francesca del Tadda, eines florentinischen
Künstlers des sechzehnten Jahrhunderts.
Bo.
PRAG
Die moderne Galerie erwarb eine Anzahl
moderner Gemälde, darunter Filia: Still-
leben, Spala: Landschaft. Oppenheimer
(Mopp): Selbstbildnis. Kleines Orchester
und zwei Stilleben. O. S.
STOCKHOLM
Um die Summe von zwei Millionen
Kronen hat der schwedische Staat die
Sammlung des verstorbenen Stockholmer
Bankiers Ernst Thiel erworben, die als
die bedeutendste Sammlung neuerer skan-
dinavischer Kunst gilt. Sie umschließt alle
prominenten Meister der schwedischen
Malerei des ig. Jahrhunderts, darunter Wer-
ke von Zorn, Liljeford, Larson u. a.
Außerdem ist die Malerei Norwegens und
Dänemarks vollwertig in dieser Galerie ver-
treten, nicht zuletzt auch Munch, dessen
Bildnis von Thiel zu seinen besten Por-
trätschöpfungen gehört. G.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Oskar Moll/Rudolf Levy/Bela Czo-
bel/Abraham Palukst/H.W.T. Reif-
fenstuel / Wolfgang Schülein /Su-
zanne Carvallo-Schülein / Joachim
Ringelnatz / Otto Herbig / Walter
D exel.
Ein Zufall gleichzeitiger Darbietung ver-
wies darauf, wie verschieden und indivi-
duell Henri Matisse durch seine Schüler
aufgenommen und befolgt worden ist. Eben
darin, nicht manieristisch und rezeptmäßig,
sondern persönlich und daher in divergen-
ter Weise verarbeitet zu werden, liegt die
wahre Fruchtbarkeit jeglichen Vorbilds oder
Prinzips beschlossen. Und eben in solchem
Sinne war Matisse fruchtbar. Auch dort, wo
seinen Anregungen minder eigenwillig und
in immerhin direkterem Anschluß stattge-
geben wurde, haben sie nicht wie eine aka-
demische Doktrin, sondern als überzeu-
gende künstlerische Gesinnung und locken-
des Beispiel gewirkt.
In der Kleinen Galerie begegnete man
(außer etlichen hübschen Bildchen von
Erna Frank sowie mehreren koloristisch
unbefangenen, naturkräftig geschauten Ar-
beiten Wilhelm Wagners, den in exten-
so zu zeigen längst einmal lohnen würde)
gern wieder in Oskar Moll demjenigen
unter den engeren Matissejüngem, der vor-
nehmlich den hellen Reiz, den klanglichen
Schmelz des Vorbilds kultiviert hat. Seine
in duftigen Farben und träufenden Rhyth-
men schimmernde Idylle, deren buntdurch-
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HALLE
Die Stadt Halle hat kürzlich en bloc für
ihr schönes Museum, dem zuerst Sauer-
landt die programmatische Richtung ge-
wiesen — man denke an den seinerzeit
durch ihn getätigten Ankauf des Nolde-
schen Abendmahls — die Frankfurter
Sammlung Fischer angekauft, die hervor-
ragende Werke moderner Meister ihr eigen
nennt und soeben erstmalig öffentlich aus-
gestellt worden ist.
Wie unser Dresdner Mitarbeiter meldet,
umfaßt die Sammlung insgesamt 24 Ge-
mälde, darunter 7 Bilder von Kirchner,
außerdem Arbeiten von Heckel, Nolde,
Schmidt-Rottluff, Marc, Kokoschka, Picas-
so u. a.
Damit bekommt die Gemäldeabteilung
des städtischen Museums, das außerdem
reizvolle Schätze des älteren Kunstgewer-
bes birgt, einen bedeutenden Zuwachs, zu
dem man die Stadt aufrichtig beglückwün-
schen darf. Wie beschämend erscheint
gegenüber diesem mutigen Zugreifen eines
deutschen Provinzmuseums das Verhalten
der Stadt Köln, die vor wenigen Mona-
ten die Schenkung der Sammlung H. von
Garvens ablehnte, bloß weil offenbar der
entscheidenden Instanz der gute Wille
oder das Vermögen fehlten, diese zum
Teil einzigartigen künstlerischen Werte
zu begreifen und festzuhalten.
Dabei ist Halle noch immer ohne Mu-
seumsdirektor, dem die Aufgabe anvertraut
werden soll, das Vorhandene programma-
tisch fortzuführen. Die Schwierigkeit bei
der Berufung einer geeigneten Persönlich-
keit liegt offenbar darin, daß für Halle nur
ein Direktor mit bestem künstlerischen
Instinkt im Hinblick auf die Aufgaben der
modernen Galerie in Frage kommt, der
aber zugleich auch auf dem Gebiet des
älteren Kunstgewerbes wissenschaftlich
versiert sein müßte. B.
LONDON
Das Victoria- und Albert-Museum hat
seiner Abteilung für Skulptur verschiedene
Neuerwerbungen hinzugefügt, darunter ein
Bronzepferd, Antonio Susini signiert, das
aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahr-
hunderts stammt, ferner ein Marmorrelief,
„Jungfrau mit Kind“ darstellend, das aus
der Incoronata in Neapel kommen soll und
von einem sienesischen Meister des fünf-
zehnten Jahrhunderts stammt. Eine inter-
essante Neuerwerbung des Museums ist
die Maske eines Knaben in Porphyr des
Francesca del Tadda, eines florentinischen
Künstlers des sechzehnten Jahrhunderts.
Bo.
PRAG
Die moderne Galerie erwarb eine Anzahl
moderner Gemälde, darunter Filia: Still-
leben, Spala: Landschaft. Oppenheimer
(Mopp): Selbstbildnis. Kleines Orchester
und zwei Stilleben. O. S.
STOCKHOLM
Um die Summe von zwei Millionen
Kronen hat der schwedische Staat die
Sammlung des verstorbenen Stockholmer
Bankiers Ernst Thiel erworben, die als
die bedeutendste Sammlung neuerer skan-
dinavischer Kunst gilt. Sie umschließt alle
prominenten Meister der schwedischen
Malerei des ig. Jahrhunderts, darunter Wer-
ke von Zorn, Liljeford, Larson u. a.
Außerdem ist die Malerei Norwegens und
Dänemarks vollwertig in dieser Galerie ver-
treten, nicht zuletzt auch Munch, dessen
Bildnis von Thiel zu seinen besten Por-
trätschöpfungen gehört. G.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Oskar Moll/Rudolf Levy/Bela Czo-
bel/Abraham Palukst/H.W.T. Reif-
fenstuel / Wolfgang Schülein /Su-
zanne Carvallo-Schülein / Joachim
Ringelnatz / Otto Herbig / Walter
D exel.
Ein Zufall gleichzeitiger Darbietung ver-
wies darauf, wie verschieden und indivi-
duell Henri Matisse durch seine Schüler
aufgenommen und befolgt worden ist. Eben
darin, nicht manieristisch und rezeptmäßig,
sondern persönlich und daher in divergen-
ter Weise verarbeitet zu werden, liegt die
wahre Fruchtbarkeit jeglichen Vorbilds oder
Prinzips beschlossen. Und eben in solchem
Sinne war Matisse fruchtbar. Auch dort, wo
seinen Anregungen minder eigenwillig und
in immerhin direkterem Anschluß stattge-
geben wurde, haben sie nicht wie eine aka-
demische Doktrin, sondern als überzeu-
gende künstlerische Gesinnung und locken-
des Beispiel gewirkt.
In der Kleinen Galerie begegnete man
(außer etlichen hübschen Bildchen von
Erna Frank sowie mehreren koloristisch
unbefangenen, naturkräftig geschauten Ar-
beiten Wilhelm Wagners, den in exten-
so zu zeigen längst einmal lohnen würde)
gern wieder in Oskar Moll demjenigen
unter den engeren Matissejüngem, der vor-
nehmlich den hellen Reiz, den klanglichen
Schmelz des Vorbilds kultiviert hat. Seine
in duftigen Farben und träufenden Rhyth-
men schimmernde Idylle, deren buntdurch-
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