Der Nazarener Josef Ritter von Hempel
Mit fünf Abbildungen auf drei Tafeln Von WLADIMIR KOSURIK
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JOSEF Ritter von Hempel gebührt unter den österreichischen Nazarenern in¬
sofern eine besondere Bedeutung, als er nicht nur in der glücklichen Lage
war, in Rom mit den Begründern der Nazarener-Richtung in persönliche Füh-
lung zu treten, sondern weil er im weiteren Verlaufe seiner Tätigkeit gemein-
sam mit seinem Freunde Josef Tunner diese streng religiöse Gestaltenwelt in
die heimischen Alpenländer trug.
In zahlreichen Gemälden, die in Niederösterreich, der Steiermark, in Kärn-
ten und in Tirol verstreut sind, vertrat er die in S. Isidoro gewonnenen An-
schauungen. Das später zu zitierende Urteil Moritz von Schwinds über Hem-
pels ,,Christus und die Samariterin am Brunnen“ beweist, daß er in seinem
Streben die Anerkennung eines der Besten seiner Zeit errungen hat.
Die Familie Hempel — in älteren Belegen findet sich auch der Name Himpel
und Hämpel — übersiedelte zwischen 1738 und 1743 nach Stuttgart. Den ver-
schiedenen Trägern dieses Namens war vorher und nachher ein mehr oder
weniger reich bewegtes, unseßhaftes Leben beschieden, ein Geschick, das auch
unserem Künstler nicht erspart blieb. Eine gewisse innere Unruhe, verbunden
mit einem starken Wandertrieb, kennzeichnen sein ganzes Leben.
Der Vater des Malers — Josef Ludwig Hempel — hatte sich in erster Ehe mit
der Witwe Anna Maria Böhmer in Stuttgart vermählt. Dieser Ehe entstammten
zwei Söhne, Friedrich Josef und Ludwig Adam. Nach einigen Jahren jedoch
trennten sich die beiden Gatten und Josef Ludwig Hempel, der in den Diensten
des regierenden Herzogs Karl Eugen von Württemberg (1737—1793) stand,
folgte am Anfang der neunziger Jahre der Prinzessin Sophie (1759—1828),
einer Verwandten des Herzogs, die der nachmalige Kaiser Paul I. von Ruß-
land zur Gattin erwählt hatte, nach Petersburg. Dort heiratete er um ungefähr
1799 in zweiter Ehe Katharina Gallin. — Die Revolution zu Ende der neunziger
Jahre, der Paul I. zum Opfer gefallen war, veranlaßte die Kaiserin zur Flucht
nach Württemberg. In treuer Gefolgschaft begleitete sie Hempel. Zu Beginn
des Jahres 1800 übersiedelte er nach Wien, woselbst ihm am g. Februar ein
Sohn, Sebastian Josef, unser Künstler, geboren ward. Am 25. November 1803
erhob Kaiser Franz der I. Josef Ludwig Hempel in den Reichsritterstand mit
dem Prädikate „Edler von“, verlieh ihm ein Wappen und das Recht, sich nach
seinen Gütern zu benennen1. — Josef Ludwig Ritter von Hempel verblieb in
Wien bis zu seinem Tode (1811) seßhaft.
Von den drei Kindern aus zweiter Ehe war Sebastian Josef der Erstgeborene.
Der früh aufgeweckte Knabe erfuhr von seinem neunten bis fünfzehnten
Lebensjahre in dem Privatinstitut des Gianastasio del Rio zu Wien eine für
jene Zeit verhältnismäßig umfassende Bildung. Schon frühzeitig offenbarte
sich bei ihm eine vielseitige Veranlagung für Literatur, Malerei und Musik.
Doch gerade diese Vielseitigkeit seiner durchaus künstlerisch veranlagten
Natur, die sich bei ihm mit großem Feingefühl auf den verschiedensten Kunst-
gebieten zu bewegen wußte, barg jenen gefährlichen Keim der Zersplitterung
in sich. Seine Liebe zur Malerei besiegte schließlich alle anderen künstlerischen
1 Wappen: Geviert, 1 und 4: in Gold ein rotes Kastell mit goldenen Mauerstrichen, Fen-
stern und Türen, 2 und 3: in Rot ein einwärts gehender, silberner Widder. Zwei Turnier-
helme mit rot-silbernen Decken; auf dem gekrönten I zwischen einem offenen schwarzen
Fluge der Widder wachsend, auf dem rotgekrönten II das Kastell.
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Mit fünf Abbildungen auf drei Tafeln Von WLADIMIR KOSURIK
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JOSEF Ritter von Hempel gebührt unter den österreichischen Nazarenern in¬
sofern eine besondere Bedeutung, als er nicht nur in der glücklichen Lage
war, in Rom mit den Begründern der Nazarener-Richtung in persönliche Füh-
lung zu treten, sondern weil er im weiteren Verlaufe seiner Tätigkeit gemein-
sam mit seinem Freunde Josef Tunner diese streng religiöse Gestaltenwelt in
die heimischen Alpenländer trug.
In zahlreichen Gemälden, die in Niederösterreich, der Steiermark, in Kärn-
ten und in Tirol verstreut sind, vertrat er die in S. Isidoro gewonnenen An-
schauungen. Das später zu zitierende Urteil Moritz von Schwinds über Hem-
pels ,,Christus und die Samariterin am Brunnen“ beweist, daß er in seinem
Streben die Anerkennung eines der Besten seiner Zeit errungen hat.
Die Familie Hempel — in älteren Belegen findet sich auch der Name Himpel
und Hämpel — übersiedelte zwischen 1738 und 1743 nach Stuttgart. Den ver-
schiedenen Trägern dieses Namens war vorher und nachher ein mehr oder
weniger reich bewegtes, unseßhaftes Leben beschieden, ein Geschick, das auch
unserem Künstler nicht erspart blieb. Eine gewisse innere Unruhe, verbunden
mit einem starken Wandertrieb, kennzeichnen sein ganzes Leben.
Der Vater des Malers — Josef Ludwig Hempel — hatte sich in erster Ehe mit
der Witwe Anna Maria Böhmer in Stuttgart vermählt. Dieser Ehe entstammten
zwei Söhne, Friedrich Josef und Ludwig Adam. Nach einigen Jahren jedoch
trennten sich die beiden Gatten und Josef Ludwig Hempel, der in den Diensten
des regierenden Herzogs Karl Eugen von Württemberg (1737—1793) stand,
folgte am Anfang der neunziger Jahre der Prinzessin Sophie (1759—1828),
einer Verwandten des Herzogs, die der nachmalige Kaiser Paul I. von Ruß-
land zur Gattin erwählt hatte, nach Petersburg. Dort heiratete er um ungefähr
1799 in zweiter Ehe Katharina Gallin. — Die Revolution zu Ende der neunziger
Jahre, der Paul I. zum Opfer gefallen war, veranlaßte die Kaiserin zur Flucht
nach Württemberg. In treuer Gefolgschaft begleitete sie Hempel. Zu Beginn
des Jahres 1800 übersiedelte er nach Wien, woselbst ihm am g. Februar ein
Sohn, Sebastian Josef, unser Künstler, geboren ward. Am 25. November 1803
erhob Kaiser Franz der I. Josef Ludwig Hempel in den Reichsritterstand mit
dem Prädikate „Edler von“, verlieh ihm ein Wappen und das Recht, sich nach
seinen Gütern zu benennen1. — Josef Ludwig Ritter von Hempel verblieb in
Wien bis zu seinem Tode (1811) seßhaft.
Von den drei Kindern aus zweiter Ehe war Sebastian Josef der Erstgeborene.
Der früh aufgeweckte Knabe erfuhr von seinem neunten bis fünfzehnten
Lebensjahre in dem Privatinstitut des Gianastasio del Rio zu Wien eine für
jene Zeit verhältnismäßig umfassende Bildung. Schon frühzeitig offenbarte
sich bei ihm eine vielseitige Veranlagung für Literatur, Malerei und Musik.
Doch gerade diese Vielseitigkeit seiner durchaus künstlerisch veranlagten
Natur, die sich bei ihm mit großem Feingefühl auf den verschiedensten Kunst-
gebieten zu bewegen wußte, barg jenen gefährlichen Keim der Zersplitterung
in sich. Seine Liebe zur Malerei besiegte schließlich alle anderen künstlerischen
1 Wappen: Geviert, 1 und 4: in Gold ein rotes Kastell mit goldenen Mauerstrichen, Fen-
stern und Türen, 2 und 3: in Rot ein einwärts gehender, silberner Widder. Zwei Turnier-
helme mit rot-silbernen Decken; auf dem gekrönten I zwischen einem offenen schwarzen
Fluge der Widder wachsend, auf dem rotgekrönten II das Kastell.
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