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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 14
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0734

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R U N D S C

HAU

S ammlungen
GRÜNDUNG NEUER MUSEEN
IN ITALIEN
Auf Veranlassung des Prof. Alessandro
del Vita ist unter Mitwirkung von Giovanni
Poggi und Colasanti in Castiglione Fio-
rentino ein neues Museum lokaler Kunst-
werke eingerichtet worden. Es enthält eine
Anzahl bemerkenswerter Bilder, so einen
Kruzifixus des 12. und einen weiteren aus
dem 13. Jahrhundert (letzterer dem Marga-
ritone di Arezzo zugeschrieben), weiterhin
eine sehr schöne Madonna mit Kind von
Taddeo Gaddi, ein hervorragendes.Werk des
Meisters, ferner fünf Werke des Bartolom-
meo della Gatta, darunter eine große thro-
nende Madonna mit Heiligen. Schließlich
noch Arbeiten der Schule Ghirlandajosund
eine H. Anna selbdritt, die man dem Signo-
relli zuschreiben möchte. Mit der Gemälde-
galerie verbindet sich eine ausgesuchte
Sammlung von Goldschmiedearbeiten, wor-
unter das Reliquiar der H. Ursula, eine Ar-
beit des beginnenden 15. Jahrhunderts her-
vorzuheben ist. Außerdem hat das Museum
noch eine Anzahl kostbarer Stoffe aufzu-
weisen.
In Siena ist im Palazzo Piccolomini be-
reits 1924 ein Museo archeologico e numis-
matico, das auf die Sammeltätigkeit des
Grafen Pietro Piccolomini zurückgeht, un-
ter der Leitung von Bartolommeo Nogara
und G. B. Bellissima eingerichtet worden.
Die Altertumssammlung birgt Stücke etrus-
kisch-römischer Kunst, die Münzsamm-
lung, aus zirka 80000 Stücken bestehend,
weist griechische, römische und vor allem
italienische besonders sienesische Mün-
zen auf. Mit der Sammlung ist eine numis-
matische Bibliothek verbunden.
Im Museo Nazionale zu Neapel endlich
sind unter der neuen Direktion eine große
Anzahl von Gegenständen, die bisher in
Magazinen untergebracht und unzugäng-
lich waren, aufgestellt worden. Es handelt
sich hauptsächlich um Gegenstände anti-
ker Kleinkunst und antiken Hausgeräts, die
jetzt eine wesentliche Bereicherung der
Schausammlung des Antiquariums darstel-
len. Z..S.
TIFLIS
Die Georgische Staatsuniversität hat be-
schlossen, mit den Beständen aus den alten
Kirchen und Klöstern des Landes in ihren
Räumen in Tiflis ein Museum altgeorgi-
scher Kunst einzurichten. Zur Aufstellung
gelangen werden Gegenstände, die bisher
702

wenig bekannt oder überhaupt noch nicht
zu sehen waren, da sie sich an schwer zu-
gänglichen Stellen des Landes befanden.
Die Leitung und Aufstellung des Museums
ist dem Kunsthistoriker der Universität.
Prof. Tschubinaschwili übertragen worden.
So sehr die Schaffung eines solchen Mu-
seums zu begrüßen ist, so darf dabei nicht
übersehen werden, daß auf diese Weise die
Zersplitterung auf musealem Gebiete, die
zur Zeit in Tiflis herrscht, vergrößert wird.
In den Räumen der Universität, aber ge-
trennt von dem neuen Museum altgeorgi-
scher Kunst, befinden sich bereits die
Sammlungen der Historisch-Ethnographi-
schen Gesellschaft, die viele wertvolle Ob-
jekte enthalten. Im Georgischen Museum
befinden sich außer naturwissenschaft-
lichen und ethnographischen Sammlungen
auch viele kunstgeschichtliche und vor-
geschichtliche Gegenstände. Weiteres Ma-
terial enthält teilweise die Georgische
Nationalgalerie. Einzelne Überreste der
kunstgewerblichen Sammlungen des Mu-
seums für Hausgewerbe sind in Tiflis eben-
falls noch vorhanden. Der größte Teil der
Sammlung, die wertvolle Teppiche um-
faßte, ist freilich während des Krieges
nach dem Nordkaukasus geschafft worden.
Schließlich hat die Stadt Tiflis noch ein
kleines, auf deren Geschichte bezügliches
Museum eingerichtet. Dringend erwünscht
wäre eine Vereinigung der zusammengehö-
renden Gegenstände, so daß jede einzelne
Sammlung eine gewisse Einheit darstellen
und ihr besonderes Arbeitsgebiet besitzen
würde. Derartige Pläne beschäftigen seit
längerer Zeit die zuständigen Stellen der
Georgischen Regierung. 0. G. v. Wesendonk.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Große Berliner Kunstausstellung/
Ungarn / Ernesto de Fiori / Marie
Laurencin / Renee Sintenis / Hol-
land.
Die Ausgedehnte oder, wie sie selbst sich
tituliert, Große Berliner Kunstausstel-
lung ist nach Auslogierung des radikalen
Chambregarnisten „Novembergruppe“ zu
einer Angelegenheit 'unterhalb jeden zeit-
geschichtlichen Interesses herabgesunken.
Wer weitläufige Spaziergänge in garantiert
ebener Gegend liebt, dem kann ein Be-
such dieser friedlichen Welt nur anempfoh-
len werden. Dargetan ist da in über tausend
Exemplaren ein Beharrungsvermögen, eine
geistige Unstörbarkeit, daß man die Wi-
 
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