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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0182

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Von Künstlern und Gelehrten

derstein, die mit Zürich in mancher
Beziehung verwachsen ist. Auch der ver-
storbene Malerradierer Otto Gampert, dem
das diesjährige Neujahrsblatt der Züricher
Kunstgesellschaft gewidmet ist (Theodor
Meyer, Basel, hat dem Freunde das schlich-
te Denkmal geschaffen), kam ansprechend
zu Wort und neben ihm zwei Züricher
Maler der jüngeren Generation, Fanny Brüg-
ger und Jakob Ritzmann.
Die beiden wesentlichen Ausstellungen
dieses Jahres werden die Nationale
Kunstausstellung und eine bei Eröff-
nung des großen Erweiterungsbaues ge-
plante Internationale Ausstellung sein.
Für Mai hofft man die künstlerische Per-
sönlichkeit Kokoschkas in umfänglicher
Vertretung zeigen zu können.
Von den privaten Kunstsalons stand der
Wolfsberg um die Jahreswende und im
Januar im Zeichen einer guten Ausstel-
lung zeitgenössischer Schweizer Malerei,
die von erlesener internationaler- Graphik
begleitet war. W.

Von Künstlern
und Gelehrten

Hauptkonservator Dr. Georg Lill am
Bayrischen National-Museum in München
wurde durch die Bayrische Staatsregierung
der Titel eines Professors verliehen. —
Dr. Rudolf Berliner am Bayr. National-
Museum und Dr. Eberhard Hanfstaengl
an den Staatsgemäldesammlungen wur-
den zu Hauptkonservatoren ernannt. —
Der bekannte holländische Baumeister H.
P. Berlage wurde von der technischen
Hochschule in Delft zum Ehrendoktor
promoviert. — Die „Freie Sezession“ in
Berlin, deren Präsident seit vielen Jahren
Liebermann war, hat sich nun bei Gele-
genheit der letzten Generalversammlung
offiziell aufgelöst, nachdem sie ein eige-
nes Heim schon seit Jahren nicht mehr
besaß. Daß sie inoffiziell auf den Akademie-
ausstellungen weiterlebt, ist jedem Kenner
der Berliner Kunstverhältnisse und der
nicht immer glücklichen Liebermannschen
Kunstpolitik längst bekannt. — Im patriar-
chalischen Alter von 84 Jahren ist am
3. Februar Eduard v. Gebhardt in Düssel-
dorf gestorben, das damit einen seiner älte-
sten und prominentesten Künstler verloren
hat. Mit ihm ist nicht nur einer der letzten
großen Vertreter der religiösen Malerei (ein
späterer Nachfahre des Nazarenertums im
protestantischen Sinne) dahingegangen,
sondern auch ein lebendiges Stück rheini-
scher Kunsttradition entschlummert.

Neue Zeitschriften
MONATSHEFTE FÜR BÜCHER-
FREUNDE UND GRAPHIKSAMMLER
Das erste .Heft dieser neuen Zeitschrift,
die der Cicerone als selbständiges Organ
abgezweigt hat, ist soeben erschienen mit
einem reichen textlichen und illustrativen
Inhalt, über den unsere Leser Näheres
im Inseratenteil lesen können. Die num-
merierte Vorzugsausgabe der Monats-
hefte — 60 Exemplare, von denen 50 in
den Handel kommen — bringt eine sig-
nierte Originalradierung „Liebespaar“ von
Lovis Corinth. Die Abonnenten des Ci-
cerone erhalten die Monatshefte zu einem
wesentlich reduzierten Preis.
FRANKREICH
In den Editions Albert Morance-Pa-
ris erscheinen seit einigen Monaten zwei
neue Kunstzeitschriften, die „L’art d’au-
jourd’hui“ und „Les arts de la maison“,
d. h. ein Blatt, das der großen Kunst ge-
widmet ist und ein anderes, das der ange-
wandten Kunst bereitsteht. Um es gleich zu
sagen: Das Letztere ist nicht sonderlich
nach unserem Geschmack. Was das fran-
zösische Kunstgewerbe zu vergeben hat,
ist traditionell noch immer arg verwässert,
folgt erst zaghaft den Tendenzen eines mo-
dernen Stils, schwingt, an der kraftvollen
Entwicklung in Deutschland gemessen, noch
um den Pol der neunziger Jahre bei uns,
zeigt bestenfalls hier und dort Persönlich-
keiten, die mit Geschmack eine Bresche zu
legen versuchen, aber immer wieder zu sehr
im Spielerischen verhaften und schöpferisch
im Ganzen noch kein Neuland zeigen. Im-
mer wieder überkommt einen angesichts
der Proben französischen Kunstgewerbes
(und leider auch in der Architektur) das
Gefühl, daß Frankreich, ähnlich wie auch
Italien, zu sehr unter der Tradition gefan-
gen ist und dabei fehlt es im Einzelnen, zu-
mal auf dem Gebiet der reinen Dekoration,
nie an reizvollen Leistungen, wie man
beim Durchblättern der zum Teil farbigen
Lichtdrucktafeln der bisher erschienenen
Hefte von „les arts de la maison“ dankbar
anerkennen muß. Zuschade,daßsichFrank-
reich selbst den Weg verbaut hat, um ge-
legentlich der diesjährigen großen Pariser
Ausstellung seinen Maßstab an der Leistung
seines Nachbarlandes zu finden. Der wäre
wichtiger gewesen als all die Beteiligungen
aus den Helotenländern, die höchstens dazu
da sein werden, Frankreichs Ruhm durch
den größeren Abstand zu illuminieren. Da-
mit mag im Moment die französische Eitel-
keit befriedigt werden, wichtiger wäre die

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