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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 3
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0187

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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel

hundert-Ausstellung war, und das Früh-
bild mit dem „Elternhaus“ von 1867.
Nachzutragen ist auch noch Sperl, von
dem die Sammlung drei Werke besitzt,
und einen besonderen Hinweis verdient
die kleine Kollektion von Gemälden Spitz-
wegs, die sechs charakteristische Werke
umfaßt.
Von älteren Meistern sind noch zu nen-
nen Theodor Alt, Karl Blechen, Johann
Christian Dahl, Louis Eisen, Feuerbach,
H. L. Gurlitt und Karl Haider, dem sicher
die nächste Zukunft gehört. Ferner: Is-
raels, Klinger, Lenbach und Habermann,
vor allem aber auch Hans v. Marees mit
zwei sehr bedeutenden Bildern und Adolf
v. Menzel mit einem der bekannten Trach-
ten-Bilder. Im Gegensinne repräsentieren
Nolde und Kokoschka die jüngste Mo-
derne.
Die französische Kunst des 19. Jahrhun-
derts ist durch ein Selbstbildnis von Ce-
zanne, durch ein Porträtstück von Cour-
bet, durch Arbeiten von Charles Frangois
Daubigny, durch Einzelwerke von Honore
Daumier und Eugene Delacroix vertreten.
Außerdem nennt der Katalog Arbeiten von
Theodore Gericault, Henri Gervex, Claude
Monet, Camille Pissaro, Augustin Th. Ri-
bot und einen interessanten Alfred Sisley
von 188g, endlich Arbeiten von Henri de
Toulouse Lautrec und Constantin Troyon.
Es ist natürlich nicht möglich, den gan-
zen Reichtum einer so vielseitig angeleg-
ten Galerie kurzerhand zu erschöpfen. Die
Katalognummern 185—235 umfassen die
der gleichen Sammlung entstammenden
Zeichnungen, unter denen noch Arbeiten
von Forain, Gavarni, Guys und Ferdinand
Hodler, neben anderen nicht minder be-
deutenden Blättern besonders hervorzu-
heben sind.
Anschließend an die Sammlung eines
süddeutschen Kunstfreundes kommt dann
noch eine Berliner Privatsammlung mit
300 Handzeichnungen von Max Lieber-
mann zur Versteigerung, bei der sich vor
allem zeigen wird, ob der Markt heute
überhaupt in der Lage ist, auf einmal
eine solche Fülle ziemlich gleichartiger
Dinge aufzunehmen. B.
FLORENZ
Eine der ersten wirklich wichtigen Ver-
steigerungen findet Ende Februar in der
Arnostadt statt, wo eine kunstgewerbliche
Nachlaßsammlung von Rang, die Kollek-
tion Giovene di Girasole-Neapel an vier
Tagen zum Verkauf kommt. Zu dieser ist
ein doppelbändiger, reich illustrierter Kata-
log erschienen, für den als Commissaire-

Priseur C. Carlardelli, als Experte Er-
cole Canessa, Paris, verantwortlich zeich-
nen. Es handelt sich in der Hauptsache um
italienische und spanisch-maureske Fayen-
zen, um Goldschmiedearbeiten und eine
Anzahl älterer Skulpturen in Holz, Elfen-
bein und Stein. Im ganzen umfaßt die
Sammlung 29g Nummern. B.
Aus der Sammlerwelt
und vom Kunsthandel
ABWANDERUNG DES ENGLISCHEN
KUNSTBESITZES
Die Nachricht, daß sechs Gemälde aus
der Sammlung des Earl Spencer dem-
nächst nach Amerika auswandern werden,
hat die englische Öffentlichkeit in große
Aufregung versetzt. Man kann diese bis
zu einem gewissen Grade nachfühlen. Eng-
land, das lange in der glücklichen Lage
war, bei solchen Bildertransaktionen stets
zu nehmen, wird immer mehr zum geben-
den Teil und dieser Umschwung — eine
Folge des Krieges — muß auch den Miß-
mut jener Leute erregen, die Museen nur
von außen betrachten. Schwerer fällt es,
die Erregung zu teilen. Diese Gemälde,
muß man sich doch sagen, stammen ja
nicht aus einem öffentlichen Museum,
sondern waren bisher an einer Stelle auf-
gehängt, wo sie nur dem Besitzer und sei-
nen Domestiken sichtbar waren. Und dann
hängen, stehen und liegen in England
immer noch so viele Kunstwerke umher,
daß dem Verschwinden von einem halben
Dutzend Bilder kein Hahn nachzukrähen
braucht. Der bisherige Besitzer soll die
Gemälde verkauft haben, um eine ihm vom
Staat auferlegte Erbschaftssteuer beglei-
chen zu können. Man hat vorgeschlagen,
daß der Staat zukünftig in solchen Fällen
statt des Geldes Bilder entgegennehme und
sie in der National Gallery aufhänge, um
sie so „für die Nation zu retten“. Der
Vorschlag hat entschieden wenig Sinn.
Was der Staat braucht, ist Geld. Kann
er auch ohne das Geld auskommen, dann
braucht er auch die Bilder nicht zu neh-
men. Es wird behauptet, daß der für die
sechs Gemälde bezahlte Preis 300000 Pfund
betrage; die Meldung ist aber von Earl
Spencer dementiert worden.
Unter den sechs Gemälden befinden sich
zwei Porträts der Duchess of Devonshire,
das eine von Reynolds, das andere von
Gainsborough (das Palais dieser Dame in
London, einst Rendezvous der Politiker,
Literaten und „wits“, wird augenblicklich
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