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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 4
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Sauerlandt, Max: Die Sammlung Darmstaedter-Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0241

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Werk über die Wiener Manufaktur von Folnesics und Braun sind die Haupt-
stücke erwähnt und zum Teil farbig abgebildet. Ein Dreivasensatz, das Mittelstück
mit figürlichem Reliefdekor auf der Vasenwandung und einer rundplastischen
Gruppenkomposition als Deckelbekrönung, verdient besondere Hervorhebung
neben der sicher mit Recht dem später nach Neudegg-Nymphenburg ausge-
wanderten Jacobus Helchis zugeschriebenen Vase mit Volutengriffen, deren
Gegenstücke sich im Museo Civico in Turin und — aus der Sammlung Beh-
rens — im Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe befinden.
Von der mit der Ritzsignatur L. D. bezeichneten sockellosen Wiener Dame
in gestreifter Halbkrinoline aus der ersten Zeit nach der Verstaatlichung der
Wiener Manufaktur — die hier neben zwei Geschwisterfiguren steht — hat
Otto von Falke vor vier Jahren in einem Aufsatz der amtlichen Berichte aus
den preußischen Kunstsammlungen den Ausgang genommen, um eine größere
Reihe von Wiener Modellen der gleichen Hand, zu denen auch die ganz sel-
tenen „Kannapeggruppen“ gehören, als Arbeiten Leopold Dannhausers zu be-
stimmen. —
Wie in Wien die seltenen sockellosen weiblichen Modelle eine Sonder-
gruppe bilden, so in Nymphenburg die Modelle Bastellis, die in der Sammlung
mit köstlich dekorierten Ausformungen Vertretung gefunden haben, und wie
Berling in seinem Meißener Jubiläumswerk, Folnesics und Braun in ihrem
Werk über die Wiener Manufaktur, so hat Friedrich H. Hofmann in seiner
Geschichte der bayerischen Porzellanmanufaktur mehrfach auf die Sammlung
Darmstaedter zurückgreifen müssen. Hier finden wir im Bandl als Abb. 79
die große Krinolinendame, als Abb. 93 die Gruppe der „Dozierenden Chinesen
und Schüler“, in Band II auf Tafel 13 die von der Kreuzigungsgruppe stam-
menden Figuren Mariä und Johannis wiedergegeben.
An diese drei vornehmsten Manufakturen schließt sich dann das große
Gefolge der kleineren, die zum Teil mit Geschirren und Figuren größerer Zahl,
zum Teil, wie etwa Fürstenberg und Thüringen und auch Berlin nur mit ein-
zelnen Proben vertreten sind.
Es hat im allgemeinen nicht den Anschein, als ob Professor Darmstaedter
mit speziell wissenschaftlichen Absichten und Interessen gesammelt hat. Er
ließ sich offenbar durchweg eher von einem hochentwickelten, sich im Sam-
meln selbständig verfeinernden ästhetischen Gefühl, dem sicheren Instinkt
für das porzellanhaft Schöne leiten.
Auf einem Sondergebiet seiner Sammlung ist er dann aber doch wieder zum
Spezialisten geworden, auf dem Gebiet der „Hausmaler“, denen sich gerade in
letzter Zeit das Interesse wieder in besonderem Maße zugewendet hat. Erklär-
licherweise: nirgendwo ist so, wie in diesen Geschirren aus der frühen Glanz-
zeit des Porzellandekors im Barockstil der individuelle Charakter der einzelnen
Maler in der Wahl der Farben und in der Besonderheit zeichnerischer und
malerischer Durchführung der Motive ausgeprägt, von Bottengruber und
Preußler zu den Augsburgern, zu Drechsel und Metzsch. Die reiche Vertretung,
die diese Gruppe deutscher Porzellanmalereien in der Sammlung Darmstaedter
gefunden hat, hat die wissenschaftliche Erkenntnis der einzelnen Künstler in
besonderem Maße gefördert.
* *
*
Noch nie ist meines Wissens ein so großer Bestand außerdeutschen Porzel-
lans in Berlin zur Versteigerung gekommen, wie es nun geschehen wird.
Von ganz hervorragender Qualität sind, neben vereinzelten Arbeiten von
Tournay, Arras, Mennecy, einzelne Sevres-Geschirre, mit der dem harten, deut-

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