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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0289

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RUNDSCHAU

Sammlungen
EINE BEDEUTENDE NEUERWER-
BUNG DES BERLINER KUPFER-
STICHKABINETTS
In aller Stille und trotzdem die Aussich-
ten auf Erfolg bereits sehr gering waren,
ist es Herrn Geheimrat Friedländer gelun-
gen, einen der größten deutschen Kunst-
schätze für die Berliner Sammlung zu
sichern. Es handelt sich dabei um 6 der
prachtvollsten Zeichnungen des Matthias
Grünewald, die ehemals dem Frankfurter
Patrizier v. Savigny gehörten, und die unter
den 22 Zeichnungen des Aschaffenburger
Meisters, die man bisher kennt, von aller-
erster Qualität sind. Diese sind teilweise
Vorstudien zu bekannten Bildern dieses
größten deutschen Künstlers, wie die Stup-
pacher Madonna, die Karlsruher Kreuzi-
gung, teils frei erfundene Studien, deren
Beziehungen zu den etwa verschollenen
Oiiginalen vorerst nicht festzustellen sind.
Es ist selbstverständlich, daß die Erwer-
bung eines solchen Schatzes nicht leicht
durchzuführen war. .Wir behalten uns
im übrigen vor, unseren Lesern demnächst
in den „Monatsheften für Bücherfreunde-
und Graphiksammler“ textlich und illustra-
tiv die Blätter vorzustellen. B.
SAMMLUNGSKATALOGE,
JAHRESBERICHTE u. a.
HAMBURG. Als VIII. Nummer inner-
halb der „Führer durch das hamburgische
Museum für Kunst und Gewerbe“ ist so-
eben ein mit zahlreichen Strichätzungen
und 24 Tafeln versehener Band „Hollän-
disches Kunstgewerbe“ von Heinrich
Kohlhaussen erschienen, der über die Ab-
teilung der Hamburger Sammlung hinaus
handbuchartigen Wert besitzt und eines
der reizvollsten Gebiete alten Kunstgewer-
bes grundlegend erschließt. Eine Zeittafel
ermöglicht zunächst den historischen Über-
blick. In einzelnen Abschnitten werden
nacheinander die Ausstattungsstücke (Ge-
mälde), die Möbel, die Metallarbeiten, Me-
daillen, Gläser und das reichhaltige Kapitel
Keramik — dieses besonders tiefschürfend
— behandelt. Eine wissenschaftlich vor-
bildliche Arbeit, die gründliches Spezial-
studium zur Voraussetzung hat und gerade
den Sammlern unentbehrlich sein dürfte.
LONDON. Das Victoria and Albert-
Museum veröffentlicht soeben den „Cata-
logue of the Constatine Alexander Jonides
Collection“, dessen erster Band ausschließ-
lich Gemälde und Zeichnungen behandelt
und 36 Tafeln enthält, die die Hauptwerke

der Sammlung reproduzieren. Unter die-
sen gibt es Arbeiten von Rembrandt und
anderen Meistern der holländischen Schule,
aber auch Bilder von Botticelli, Tintoretto
Guardi und anderen Italienern. Dazu die
bedeutenden Werke des neunzehnten Jahr-
hunderts, die Schule von Barbizon, dann
Courbet, Delacroix, Degas, Jngres und viele
Engländer, wie Bonington, Rosetti, Burne-
Jones u.a. — Im ganzen ein etwas buntes
Nebeneinander, das ein eigentliches Pro-
gramm vermissen läßt. Der Katalog aber
ist mit einer Akribie gearbeitet, die man
gerade bei englischen Arbeiten dieser Art
nicht allzuoft antrifft. Verfasser desselben
ist Basil S. Long. Der Katalog ist um
3 Shilling direkt vom Museum zu beziehen.
OSLO (Christiania). Unter dem Titel
„Beretning om Kristiania Kunstindustrie-
museums Virksom het1923—1924“ legt dies
nordische Kunstgewerbemuseum soeben
in typographisch-illustrativ einwandfreier
Form seinen Jahresbericht vor, der durch-
aus den Sammlungsberichten anderer Mu-
seen folgt und einige der beachtlichen
Neuerwerbungen, darunter Möbel der deut-
schen Renaissance und einen frühmittel-
alterlichen Wandteppich in noch durchaus
byzantinischem Stil abbildet. Nach den in
diesem Bericht mitgeteilten Tatsachen
scheint sich gerade dieses Museum unter
der Ägide seines Konservators Thor Kiel-
land in einer glücklichen Entwicklung zu
befinden.
DRESDEN. Zeitlich nachzutragen ist
noch eine kleine Sonderschrift eines der
besten Kenner des 18. Jahrhunderts in
Europa, die in den amtlichen Veröffent-
lichungen der Dresdner Galerie bereits 1923
erschienen ist. Deren Titel heißt: Cana-
letto. Von Moritz Stübel. Sechzehn
Tafeln reproduzieren die unvergleichlichen
Dresdner Ansichten Canalettos und der
ausgezeichnete Text des Verfassers, des-
sen Werk über den Dresdner Sammler
Christian Ludwig von Hagedorn
gerade in neuester Zeit wieder sehr an ak-
tuellem Interesse gewonnen hat, ist durch-
aus grundlegend für die Geschichte des
Künstlers, aber auch für die klassische Zeit
der Architekturmalerei des 18. Jahrhun-
derts.
In diesem Zusammenhang mag nach-
drücklich noch auf ein anderes Werk des
gleichen Verfassers hingewiesen werden,
das bereits in zweiter Auflage erschien und
einen ähnlichen wichtigen Beitrag zur
Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts dar-
stellt. Es handelt sich um das Reisetage-
buch Daniel Chodowieckis, vom 27. Oktober

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