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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0302

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legers, der einer der wahrhaft vorbildlichen
in Frankreich ist, das beste Zeugnis aus-
stellt. Biermann.
W illiam Cohn: Buddha in derKunst
des Ostens. 64 Seiten. 7 Textabbildun-
gen und 120 Tafeln. Verlag Klinkhardt
und Biermann in Leipzig, 1925.
Das Buch “William Cohns umschreibt den
ganzen Umkreis der indischen, hinterindi-
schen und ostasiatischen Kunst, indem es
die verschiedenen Fassungen verfolgt, die
das Thema des Buddha in diesen Ländern
gefunden hat.
Cohn empfindet es, darin den indischen
Patrioten ähnlich, als schmerzlich, daß bis
jetzt noch keine ältere Buddha-Darstellung
als jene aus Gandhara entdeckt worden ist;
seiner Meinung nach fordern die typischen
Merkmale selbst eines Gandhara-Buddha
ein älteres, also eingeborenes Vorbild: sein
Fehlen erklärt er mit dem vergänglichen
Material, aus dem es bestanden haben soll.
Zugegeben, daß die Mehrzahl der Skulp-
turen aus der Frühzeit indischer Kunst
durch die Ungunst des Klimas, das jeden
anderen Werkstoff als Stein zerstörte, zu-
grunde gegangen sei, so ist es doch ver-
wunderlich, daß dann gar nichts aus die-
sem Material sich gefunden hat, wo ein so
reicher Schatz der verschiedensten Typen
bis ins zweite vorchristliche Jahrhundert
sich zurückerstreckt.
Auch das Argument, die Buddha-Darstel-
lung sei an einem Stupa — denn bei allen
bekannten Skulpturen des alten Indien han-
delt es sich um Stupenplastik — verpönt ge-
wesen, weil der Stupa das Sinnbild des Ver-
scheidens und Auslöschens des Erleuchte-
ten sei, halte ich nicht für glücklich. An-
genommen, diese Meinung sei richtig, so
wäre noch die Tatsache zu erklären, daß in
und an den Gandhara-Stupen Buddha-Dar-
stellungen sich von Anfang an in Überfluß
finden.
Nun gibt es in der Tat eine Buddha-Dar-
stellung, die gar nichts von Gandhara-Ein-
fluß zeigt: jenes Stück aus Mathura, das,
als Bodhisattva bezeichnet, doch den Bud-
dha meint. Cohn bildet es als erstes Werk
des indischen Kulturkreises ab. Das Datum
des Reliefs kann exakter angegeben werden:
es muß im ersten Viertel des zweiten Jahr-
hunderts n.Chr. entstanden sein, wie aus der
Gewandwiedergabe der beiden Begleitfigu-
ren hervorgeht. Entscheidend ist, daß diese
Formulierung bald darauf, um 129 n. Chr.,
von einem andern Typ verdrängt worden ist,
bei dem Gandhara Pate gestanden hat.
Ich muß übrigens gestehen, daß ich den
Streit, wo das erste Buddha-Bild geschaf-

fen worden sei, recht müßig halte. Jene er-
habenen Schöpfungen der indischen, hin-
terindischenjavanischen und ostasiatischen
Kunst verlieren nichts von ihrer Eigenart
und ihrem Wert, ob nun Zentral- oder Nord-
west-Indien als die Heimat ihres Prototyps
in Frage kommt: ein Blick in das reiche
und glänzend reproduzierte Tafelmaterial
muß jedem, der nicht allen künstlerischen
Empfindens bar ist, zeigen, daß mehr wie
äußerliche Ähnlichkeit zwischen den Wer-
ken der verschiedenen Gebiete nicht vor-
handen ist. Der Geist hat sich, von Land
zu Land, von Epoche zu Epoche, gewan-
delt: so erstand jener Reichtum der Gestal-
ten, über den William Cohns Werk einen
ausgezeichneten Überblick gibt.
Ludwig Bachhofer.
Eduard Fuchs, Kultur- und Kunst-
dokumente. Bd. I: Tang-Plastik.
Bd. II: D a c h r eiter. Verlag Albert Lan-
gen, München.
Der durch seine sittengeschichtlichen
Forschungen bekannte Verfasser hat sich
mit bewundernswerter Beweglichkeit auf
den Osten geworfen und behauptet, unsere
Zeit „lechze nach dem Bilde“. Einige Ver-
öffentlichungen der vergangenen Jahre
sollten ihr diesen Appetit eigentlich ver-
dorben haben. Die vorliegenden Bände
von Fuchs werden ihn nicht neu beleben.
Der in der Überschrift unberechtigt weit
gespannte Titel des ersten Buches ist auf
„chinesische Grabkeramik des 7.—10. Jahr-
hunderts“ beschränkt. Fuchs will „nicht
das Material aus einer Anzahl Museen Zu-
sammentragen. Wir streben nach einer
wesentlich umfassenderen Inventarisierung
des vorhandenen und erreichbaren Kultur-
guts“. Da er die Bevorzugung der Meister-
werke zugunsten „des Werkeltagskleids“
der Kunst ablehnt, werden seine Abbildun-
gen in den Typen wie in der Qualität
außerordentlich unvollständig. Die Begrün-
dung der künstlerischen Erscheinung er-
folgt mit geradezu fanatischer Energie aus-
schließlich durch soziologische Momente.
Diese sind gewiß nicht zu vernachlässigen.
Aber ihre übertriebene Betonung fälscht
das Bild der Kunstschöpfung. Gerade die
chinesische Kunst ist nie frei von Bedeu-
tung und überkommener Symbolik. Nur
fehlt noch deren Nachweis für die Grab-
statuetten. Bei Fuchs bestehen diese Fi-
guren nur als Folge der Geldwirtschaft, die
in China früher herrscht als er annimmt,
nämlich bereits im 2. Jahrhundert, einer
Zeit, der er die plastische Darstellung des
Kamels zu Unrecht zuweist. Bei der Deu-
tung der Himmelswächter vergißt er deren

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