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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0311

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Bevorstehende Versteigerungen

die italienisierenden Meister bevorzugte,
und so finden wir auch die Berghem, Car-
r6e, Weenix, Dalen, Bioemen, van Laer
und Lingelbach gut vertreten. Manches
Stück hatte schon der Vater Hausmanns
auf Versteigerungen erwerben können, und
die Provenienz einiger der Bilder geht
zurück auf eine der bedeutenden Samm-
lungen des 18. Jahrhunderts, die des Grafen
Walmoden, die im Jahre 1818 in Hannover
versteigert wurde. Aber auch die „nordi-
schen Holländer“ sind gut vertreten. Jacob
Ruijsdael mit zwei schönen Landschaften,
von denen besonders der „Blick von den
Dünen“ einen nur noch selten vorkommen-
den Typus repräsentiert. Sein Schüler R. de
Vries ist mit einem von Lingelbach staf-
fierten, ungewöhnlich guten Bild zu finden
und der jüngere Jan van der Meer aus
Haarlem mit einer „Landschaft mit Schaf-
herde“, die an Zartheit mit seinen kost-
baren Radierungen wetteifert. Sehr bevor-
zugt sind die kleineren Genremaler wie
Brakenburg, (aus der Sammlung Walmoden)
J. M. Molenaer, Bega, Drogsloot, dann von
der späteren Generation der sehr seltene
Jan Mieris, Verkolje u. a.
Auffallend gute Porträts finden sich von
Nicolas Neufchatel, der wohl der deutschen
Schule zuzurechnen ist, so das stattliche
Porträt eines Mannes, der seine Rechte auf
seinen schön verzierten Helm legt. Deutsch
ist auch das ungewöhnlich schöne Porträt
einer Frau.in einer weißen Haube, datiert
1554, das von der Hand eines westfälischen
Meisters zu sein scheint. Von Ravestijn
gibt es ein liebenswürdig ungeschicktes
Kinderbild, von Jan Lievens zwei Porträts,
welche zeigen, wie der Künstler den über-
wältigenden Einfluß seines großen Lehrers
Rembrandt in sich auf nehmen konnte, ohne
die eigene Persönlichkeit zu verlieren; von
Philip Champaigne einen ernsten Gelehr-
ten und von dem Hofporträtisten Des-
marees ein reiches Bildnispaar, das Maria
Theresia und Josef I. darstellt. — Aus den
Bruckmannschen Pigmentsdrucken ist vie-
les in weiten Kreisen bekannt geworden,
was nun zur Versteigerung gelangt; so das
schöne Gruppenbild der „Großmutter mit
dem Enkelkind“ von Juriaan Ovens, oder
die stattliche „Madonna mit Heiligen“ von
Sodoma. Dagegen sind Bilder wie „die An-
betung des Kindes“ von Lelio Orsi und die
beiden reizenden Landschaften von Zucca-
relli früheren Generationen gleichgültiger
gewesen, als unserer Zeit, die wir mit
neuer Freude italienisches Barock und Ro-
koko genießen. — Ganz für sich steht die
„Verlobung der Katharina“. So, wie Lucas
Cranach in seiner herrlichen „Ruhe auf der

Flucht“ im Kaiser-Friedrich-Museum die
religiöse Szene zum überkonfessionellen
Märchen gestaltete, so hat hier ein säch-
sischer Meister um die gleiche Zeit, und
sicher beeinflußt von Cranach, ein anderes
liebliches Märchenbild geschaffen: in som-
merlicher mitteldeutscher Landschaft sitzt
die mädchenhafte Mutter, das nackte Chri-
stuskind spielt mit der kleinen, wohl erst
sechsjährigen Katharina, die als gutes deut-
sches Bürgermädchen gekleidet ist und
ringsherum, zwischen Blumen, auf Bäu-
men und in der Luft tummeln sich die
Engelein.
Bis vor kurzer Zeit waren viele der Bil-
der, die jetzt zur Versteigerung gelangen,
in einem deutschen Provinzmuseum zu
sehen. Erst die tiefgehenden Vermögens-
veränderungen des letzten Jahrzehnts haben
die fürstlichen Vorbesitzer veranlaßt, einen
Teil der Fideikommißgalerie des herzog-
lichen Hauses zu veräußern.
Der mit 52 Lichtdrucktafeln ausgestattete
Katalog ist bereits erschienen.
BERLIN
Das Kunstauktionshaus Jac. Hecht hat
zu der am i7./i8.März 1925 stattfindenden
Versteigerung von modernen Gemälden,
Möbeln, Teppichen und Kunstgegenständen
wieder ein reichhaltiges und dabei doch
qualitativ sehr gutes Material beisammen.
Am 2. Tage der Versteigerung kommt eine
Sammlung von Netsukes und japanischen
Stichblättern neben reichhaltigen Gegen-
ständen des Ostasiatischen Kunstgewerbes
unter den Hammer.
MÜNCHEN
Bei Hugo Helbing findet am 17. und
18. März 1925 eine Versteigerung von Öl-
gemälden und Handzeichnungen moderner
Meister, darunter aus deutschem und aus-
ländischem Museumsbesitz, ferner aus dem
Nachlaß des Prof. Ernst Berger und aus
anderem Besitz statt. Aus dem Inhalt des
Kataloges seien auszugsweise nachstehende
Namen genannt: O.Achenbach, Jul.Adam,
Th. Alt, H.v. Bartels, Hans Best, E.v. Biaas,
A. Böcklin, F. Bohle, J.v. Brandt, F. Brütt,
F. v. Defregger, J. F. Dielmann, W. v. Diez,
W. Firle, M.Gaisser, O. Gebier, E.v. Grütz-
ner, N. Gysis, L. v. Hagn, Karl Haider,
L. Hartmann, Hans Heider, A. Hengeler,
Ch. Hoguet, Hugo Kauffmann, Frd. v. Kel-
ler, H.v.Keller, A. Koester, C.Kronberger,
F. v. Lenbach, C. F. Lessing, Hans von
Marees, Ad. Menzel, Ch. Morgenstern, Ad.
Oberländer, B. Piglhein, Ph. Röth, L.Sam-
berger, Ed. Schleich d. Ä., Rob. Schleich,
J. Schmitzberger, Aug. Seidl, C. Seiler,
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