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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 11
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0587

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Sammlungen

Gesellschaft schriftlich gedroht hat,
er würde öffentlich Skandal machen,
wenn das Vertrauensvotum für ihn
nicht angenommen würde. Nicht ohne
Absicht hatte ich in meinen früheren Aus-
führungen den Sachverhalt nur eben an-
gedeutet; ich bedauere, daß man mir Ge-
legenheit gibt, diese peinlichen, aber
durchaus bekannten Vorgänge deutlicher
charakterisieren zu müssen. Sicher hätte
es jenes sanften Druckes gar nicht bedurft
— wenn die Herren Schmitz und Voss takt-
voller vorgegangen wären, um bei bes-
serer Gelegenheit ihre Devotion urbi et
orbi zu verkünden. Ernst Gall.
Sammlungen
AMSTERDAM
Die jedes Jahr stattfindende Ausstellung
des „Hollandsche Kunstenaars Kring“ im
Städtischen Museum ist das mit der mei-
sten Spannung erwartete Malerereignis, die
Heerschau der Modernen. Man kann hier
am zuverlässigsten ermessen, wo die mo-
derne holländische Kunst steht, in welcher
Richtung sie weiter will. Dieses Jahr waren
keine Ausländer zu Gast geladen, aber es
sind zwei Ausländer: der Cubaner Raoul
Martinez und der Belgier Raoul Hynkes,
beide in Holland ansässig geworden, die
dieses Mal als die eigentlich akzentuieren-
den Teilnehmer der Schau abschneiden. Sie
finden in der holländischen Presse kein un-
eingeschränktes Lob, just deswegen, weil
sie den hiesigen Modernen um ein bange
machendes Wegstück voraus sind. Der mo-
dernste der Holländer von gestern B. v. d.
Leck ist im Nichts, will sagen auf der voll-
kommen weißen Fläche angelangt, in der
er ein paar kleine schwarze Balken, die
Reste der dinglichen Substanzen anbringt.
Es ist unerfindlich, warum er den weißen
Untergrund durch Farbebedeckung erst her-
stellt; nach jeder Hinsicht hin, und auch
weil das Weiß klexig aufgetragen ist, wäre
es einfacher, sogleich einen von der Fabrik
gelieferten weißen Karton, ein mechanisch
geweißtes Stück Leinewand zu benutzen.
Bei Martinez und Hynkes ist die Realität
von Stühlen, Früchten, Musikinstrumenten
mit aller scharf umrissenen Treue wieder
entdeckt, wieder gerettet, was die hollän-
dische Kritik zu dem Irrtume verführt, es
handle sich hier um ,,Impressionismus“.
Viel näher steht diese Malerei den meta-
physischen jungen Italienern, auch was die
Ausmodellierung der Dinge bis in ihre räum-
liche Tiefe betrifft. Die meisten anderen
Teilnehmer, S. W. van Blaaderen, W. Slui-
ters, L. Schelfhout, enttäuschen. Als wich¬

tig kann noch ein Kinderporträt von Otto
van Rees, ein Gerstenerntebild von Charley
Torrop genannt werden. Von allen Ausstel-
lern ist Jacob Bendien der geistigste Künst-
ler, und zwar nicht im zerebralen, sondern
im musikalisch mystischen Sinne. Gegen das
Können ist in dieser Schau fast nirgendwo
etwas zu sagen. Aber welch ein Mangel
an Persönlichkeitshöhe, an rein mensch?1
licher (nicht artistischer) Courage! H.
LONDON
Unter den Neuerwerbungen des Bri-
tischen Museums befindet sich ein etrus-
kisches Grabrelief aus Volterra, das dem
Museum von Mrs. A. M. Lefroy überreicht
wurde. Es stellt einen von zwei Maul-
eseln gezogenen Karren dar, unter dessen
Dach ein Ehepaar ruht. Neben dem Wa-
gen geht ein Diener mit einem Ersatzpferd
und hinter dem Karren folgen Glieder der
Familie. Bo.
MAILAND
Am 27. April wurde in Mailand in Gegen-
wart des Königs von Italien die Galerie
der Brera feierlich wiedereröffnet. Die von
Ettore Modigliani geleiteten Wiederher-
stellungsarbeiten der Räume sind damit
abgeschlossen und die Sammlung steht
wieder in ihrer früheren Ausdehnung von
34 Sälen dem Besucher offen. Damit ist
dem unerträglichen Interimszustand der
letzten Jahre, wo nur einige Hauptwerke in
einer kleinen Anzahl von Kabinetten aus-
gestellt waren, ein Ende gemacht. Der
Cicerone wird gelegentlich noch eingehen-
der auf die Neuordnung der Sammlung,
die doch zu den wichtigsten in Italien ge-
hört, zurückkommen. L. S.
TIFLIS
Aus dem im Schlosse des Großfürsten
Michael in Borschom (Georgien) befind-
lichen Bestände hat die Leitung der Natio-
nalgalerie zu Tiflis etwa 400 Stück aus-
gewählt, die in der Galerie aufgestellt wer-
den sollen. Es handelt sich um Möbel,
Gemälde und Drucke, die meist franzö-
sischer Herkunft und gewöhnlich auf die
Napoleonische Periode Bezug haben. Aus
Rußland hat die Galerie bemerkenswerte
Bildnisse georgischer Prinzen bekommen,
die im 18. Jahrhundert in Rußland lebten
und auch dort gestorben sind. E-
VENEDIG
Wegen der bekannten Neuordnung des
Museo Civico wurde nun auch das
zweite Stockwerk des Palazzo Reale be-
setzt, wo die Gegenstände bessere Belich-
tung haben und mehr zur Geltung kom-

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