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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 11
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0593

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Ausstellungen

Die Gesamtausstellung des Bildhauers Vic-
tor Rousseau, die man aus den Bestän-
den der Museen zusammengebracht hatte,
konnte als ein Ereignis gelten. 7?. T.
BRÜNN (Mähren)
Ausstellung klassischer Kunst
aus Brünner privatem und klöster-
lichem Besitz.
Eine bemerkenswerte Tat des Brünner
Kunsthistorikers Dr. Maximilian Steif:
verborgene Schätze der mährischen Provinz
zu einer stattlichen Gesamtschau vereinigt.
(Nachahmenswert für die ganze Tschecho-
slowakei, in deren Schlössern und Klöstern
so viel Kunstgut der breiteren Bekannt-
machung harrt.) Hauptstück unter den Frü-
hen: Dreiteiliger Altar, dessen Mittelstück:
Kreuzigung nach Friedländer vom „Mei-
ster des Mailänder Altars“, dessen Flügel:
Kreuztragung und Auferstehung, vom „Ant-
werpener Meister um 1518“. Nach ihm ein
kleiner Quentin Massys: Christus am
Kreuz. Dann hauptsächlich Holländer des
17. Jahrhunderts. Darunter ein schöner Jan
Steen (früher Sammlung Gerhard, Buda-
pest): Vater des Künstlers inmitten der Kin-
der und Enkel. Variante des bekannten:
„Wie de alten zoungen, so piepen de youn-
gen“. Lebendig und satt in der Farbe, der
alte Zecher in der Mitte. Interessant eine
Judith Leyster: Bildnis ihrer drei Kinder.
Einwirkungen des Lehrers Franz Hals er-
starren schon in Routine. Drei Bilder ihres
Gatten J. M. Molenaer. Vorzüglich der
„Alte Zecher“ von dem frühverstorbenen
Brouwer, von Gerard Dou eine „Magd am
Brunnen“. Ein Salomon Ruisdael, drei Jakob
Ruysdaels guter Qualität. Von besonderer
Schönheit ein J. B. Weenix: Jagdszene
(Sammlung Liechtenstein). Ein vornehmer
van der Heist (Dichterporträt) und Haupt-
stücke: zwei Winterlandschaften des Höl-
lenbreughel. Von Italienern ein Palma Vec-
chio?: Damenbildnis und ein Tiepolo: An-
betung. Von Deutschen ein kleiner, kost-
barer Lukas Cranach: Dame mit hollän-
discher Haube. Abschließend sei noch ein
Hogarth: Schauspielerbildnis erwähnt. Mö-
gen dem Beispiel dieser Ausstellung an-
dere im Lande folgen. O. S.
DEN HAAG
Für den September bereitet die Ver-
een i ging van Vrienden der Azia-
tischen Kunst eine dreiwöchentliche
Ausstellung chinesischer Kunst im Städti-
schen Museum zu Amsterdam vor. Dabei
sollen seltene Stücke der Malerei, Skulp-
tur, Bronzegießerei und Keramik gezeigt

werden. Die Stücke werden zum Teil aus
privaten und öffentlichen Sammlungen des
Auslands entliehen.
Die „Vereeniging von Vrienden der Aziati-
sche Kunst“ teilt in ihrem Jahresberichte
1923—1924 mit, daß sie gegenwärtig aus 25
korrespondierenden Mitgliedern, 5 Stiftern
auf Lebzeiten, 27 Stiftern und 215 gewöhn-
lichen Mitgliedern besteht. Ihre Veröffent-
lichungen tauscht sie mit 12 wissenschaft-
lichen Institutes aus. H.
DRESDEN
Die vom 4. Juli bis Anfang Oktober
stattfindende Kunstausstellung Dres-
den 1925, veranstaltet von der Dresdner
Kunstgenossenschaft unter Teilnahme der
Dresdner Sezession 191g und der Neuen
Gruppe 1925, zeigt Malerei, Graphik, Pla-
stik und Architektur. Anmeldung und Ein-
lieferung bis spätestens 16. Juni. Papiere
durch die Geschäftsstelle Dresden-A.,
Brühlsche Terrasse. r.
FRANKFURT a. M.
Ausstellung der Frankfurter Künst-
lerschaft 1925 im Kunstverein.
Inmitten dieser bunt gemischten Schau:
hat der Künstlerbund in den zwei ihm zur
Verfügung stehenden Räumen durch rück-
sichtslose und redliche Auslese eine Aus-
stellung von besonderem Niveau zusam-
mengebracht. Es ist hier gelungen, die cha-
rakteristische und organische Leistung der
einzelnen Künstler so herauszuholen, daß
sich die Individualitäten ohne Sensations-
sucht in reiner Besonderheit darbieten.
In diesen Sälen berührt die Vornehmheit
der künstlerischen Gesinnung; sie ist in
Jakob Nußbaums zusammengerissenem und
reichem Impressionismus wie in Hermann
Lißmanns starker Ruhe, in der schweben-
den und glühend gehaltenen Farbigkeit
eines Pastells (Selbstbildnis von H. L.Katz)
und in einem klar gefaßten Familienbild
von H. F. Brust. Stehende Figur von Rein-
hold Ewald ist das faszinierendste Bild der
Ausstellung, im Wohlklang der sicher ge-
bundenen Farbe und Form und — wie sel-
ten bei Ewald — von sprühend lebendiger
Intuition. F. K. Delavilla ist mit einem Still-
leben von herbem und gewähltem Farben-
und Formenausdruck vertreten. F. Pollak
und R. W. Heinisch sind in ganz gegen-
sätzlicher Manier von gleich subtiler Deko-
rativität. Wenig, aber mit Vorsicht ge-
wählte Plastik ergänzt die Schau; genannt
sei: H. Winters ausdrucksvolle Holzpla-
stik „Der Zwiespältige“, ein Bronzeporträt-
kopf R. Petraschkas und zwei breit und

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