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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 11
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0594

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Ausstellungen

malerisch gesehene Köpfe von Benno El-
kan (einer davon Fritzi Massary in farbi-
gem Gips, zugleich mondän geglättet und
großartig). * *
*
Reinhold N ä g e 1 e - Stuttgart stellt bei
Trittler Pastelle, Gouache-Glasbilder und
Graphik aus. Alle seine Wirkungen, die
in ihren pedantischen und stereotypen
Reihungen manchmal eine Art Dämonie
haben, scheinen graphischer Anschauung
entsprungen. Auch die Glasbilder und Pa-
stelle sind rhythmische und vielfarbig or-
namentale Spiele um eine trocken und
scharf gesehene Idee. Man denkt, auch
in den Farben, an den späteren Ensor,
ohne daß eine Anlehnung sichtbar wäre:
der gefühlsmäßige Ausgangspunkt scheint
ähnlich. Die eigentliche Graphik verdankt,
ganz wie die Bilder, ihre seltsam suggestive
Wirkung der Häufung und rhythmischen
Ordnung skurriler kleiner Formgruppen in
einer zwingenden, Suggestion. Manche sind
von einem seltsamen Bewußtsein für den
Zusammenklang von Dingen und Menschen,
Möbeln und Gesichtern und deren mysti-
scher Vertrautheit im Raum.
* *
*
Die Hofer Ausstellung bei Flecht-
heim zeigt Werke aus dem letzten Jahr.
So Vielartiges über Hofer gesagt worden
ist: jede Ausstellung reizt wieder zur Aus-
einandersetzung mit dieser problemreichen
Künstlerschaft. Hof ers Werk ist, wie kaum
ein anderes, in einer rein künstlerischen
Sphäre aufgelöstes Leben. Aber so sehr
sich Hofer von der Materie löst, je stren-
ger er sich den freien Ausdruck der sinn-
lichen Reize versagt, um so stärker und
zwingender erfüllt das Fluidum des zeu-
genden Seins die herben und trockenen
Farben und die kaum bewegte Form. Das
Dunstige einer klar und still aufgebau-
ten Stadtlandschaft (die überstrenge Feier-
lichkeit der Konstruktion, die die Bilder
der letzten Jahre charakterisierte, ist einer
offenen Bildhaltung gewichen), die stump-
fen grauen und rötlichen Farben schei-
nen doch die Unruhe, den Glanz und die
latente Spannung des Irdischen zu ent-
halten; Figurenbilder wie „Karneval“,
„Hanna und Eri“ haben eine müde und
leise Bewegung, die im Beschauer weiter
und höher schwingt. — Hofer ist gewiß
dprch viele Formerfahrungen gegangen,
um sie immer wieder abzustreifen und
zu sich selbst zu kommen. Aber auch in
diesen ihm eigensten Bildern fühlt man
Zusammenhänge mit schon einmal Kunst
gewordenen Lebenserschauungen. Man

denkt an Picasso, aber Hofers Karneval
ist geistig entrückter, visionärer; man fühlt
Cezanne, aber Hofer ist weniger analy-
tisch und romantischerer Art. Und wenn
die Farbe und das Grau eines Hauses und
das Gelb eines Flusses an die Tonigkeit
des frühen Trübner erinnern, ein Land-
schaftsausschnitt an Rousseau mahnt,
so löst Hofers Eigenart, Kindlichkeit, Nai-
vität und rüstige Sinnlichkeit dieser Vor-
gänger im schwermütigen und sehnsüch-
tigen Wohlklang seiner. Bildgestaltung auf.
Clara Bachert.
KÖLN
Der Kölnische Kunstverein eröffnete
am 21. Mai in der Halle am Friesenplatz
eine Ausstellung von Bildern des Impres-
sionismus und Expressionismus aus köl-
nischem Privatbesitz. Diese Ausstellung
dürfte besonderes Interesse beanspruchen,
weil sie eine Ergänzung bildet zu fünf
früheren Veranstaltungen ähnlicher Art,
ohne aber ein Bild zu zeigen, das bereits
einmal im Kunstverein ausgestellt war.
Das Material der zu zeigenden Bilder war
so überraschend groß, daß eine Teilung
vorgenommen werden mußte, Und zwar
besteht die Absicht, einige Monate später
die Malerei der Romantik ebenfalls in
Neuerwerbungen aus kölnischem Privat-
besitz vorzuführen. r.
MAINZ
Zur Jahrtausendfeier des Rhein-
lands wird in den herrlichen Räumen
des alten ehemals Kurfürstlichen Schlos-
ses eine Ausstellung alter Kunst, aus-
schließlich aus Privatbesitz Juli—Oktober
stattfinden. Voraussichtlich dürften Por-
zellan — u. a. die herrliche Höchster
Sammlung des ehemaligen Großherzogs
von Hessen — und gotische Plastik die
Hauptanziehungspunkte bilden. Insbeson-
dere soll auch dem noch wenig bekann-
ten mainzischen Privatbesitz Gelegenheit
gegeben werden, seine Schätze der Öffent-
lichkeit zu zeigen. Die Leitung liegt in
den Händen von Dr. Busch. ch.
MANNHEIM
Zwei Ausstellungen werden zur Zeit in
der Kunsthalle gezeigt: Medaillen, Pla-
ketten und Kleinplastik und Gemälde
spätimpressionistischer Maler. Die
Medaillenausstellung bedeutet ein Wieder-
auflebenlassen eines Gedankens, den Licht-
wark als erster ausgesprochen hat. So hat
denn auch die Hamburger Kunsthalle durch
Leihgaben besonders schöne und wertvolle
Stücke beigesteuert, so daß die historische

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