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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 18
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0944

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Ausstellungen

Motivs steht die hiesige den Puttenwolken
am nächsten, die sich nach den Klass,
d. Kst. in Münchener und Frankfurter Pri-
vatbesitz befinden. Endlich wurde von der
Gesellschaft der Kunstfreunde eine Bronze
von Kolbe erworben, eine seiner lässigen,
von verhaltener Leidenschaft erfüllten Tän-
zerinnen (ign, Abb. in dem 1913 bei Cas-
sirer erschienenen Buche), die in der glück-
lichen Ausbalanzierung des Körpers und
der rassigen Durchbildung von der Kunst
ihres Schöpfers zeugt. Hanna Gr.
DUISBURG
Die Witwe Wilhelm Lehmbrucks hat
mit der Heimatstadt des im Kriege verstor-
benen Bildhauers die Vereinbarung getrof-
fen, daß sämtliche während der Duisburger
Jahrtausendfeier im Museum ausgestellten
Werke des Meisters dem Museum leih-
weise überlassen bleiben. r.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
L udwig Persius (1803—1845) / Carl Ge-
org Graeb (1816—1884) / Kurt Badt /
Gruppe K /Max Olderock.
Einer (mir leider entgangenen) Darbie-
tung der sich wettbewerbenden Entwürfe
für ein Tannenbergdenkmal hat nunmehr
das Architekturmuseum an der Char-
lottenburger Technischen Hochschule eine
sehr reizvolle Kombination von Architek-
turzeichnungen des Hofarchitekten Fried-
rich Wilhelms IV. Ludwig Persius (1803
bis 1845) und mehrerer Aquarelle von Carl
Georg Graeb (1816—1884) folgen lassen.
Persius war längere Zeit der Mitarbeiter,
nach dessen Tode im Jahre 1842 der Voll-
strecker und Nachfolger Schinkels, dessen
Entwürfe zum Kuppelbau der Potsdamer
Nikolaikirche er ausgeführt und durch neue
Details entscheidend bereichert hat. Außer-
dem steht in Berlin und vor allem in Pots-
dam so Manches, das von seinem subtil
proportionierenden, dezenten Eklektizis-
mus und von einer nicht gewöhnlichen
Empfindung für die landschaftliche Ein-
gliederung des Bauwerks zeugt: Gärtner-
häuser, Bäder, Terrassen, Pergolen, Bas-
sins usw. im Park von Sanssouci, die Basi-
lika des Hafelörtchens Sakrow und vor
allem die Friedenskirche in Potsdam. Dies
und das hat sich Graeb zum Motiv gewählt
und in seiner durch anmutige Sachklarheit
und Transparenz bestechenden, zwischen
Blechen und Menzel die Berliner Malerei
kostbar repräsentierenden Art wiedergege-

ben. Das Meiste aber ist im Entwurf ge-
blieben, wunderbar zart und sauber auf das
Papier gebracht und so ganz von der archi-
tektonischen Form abgesehen von bezau-
berndem Reiz. Vor allem auch die Dar-
stellungen von Einzelheiten, etwa eines
Spiegelrahmens oder eines vorzüglich aus
dem mechanischen Einerlei befreiten Draht-
zauns, bezeugen die wohl nicht gerade
schöpferische, aber ungemein kultivierte
Hand des schon nach wenigen Jahren der
selbständigen Arbeit an einem von Italien
mitgebrachten Typhus zugrunde gegange-
nen Meisters. Die hohenzollernsche Kron-
gutverwaltung bewahrt zur Zeit den Schatz
seiner Zeichnungen, den einmal der Öffent-
lichkeit zugänglich zu machen recht ver-
dienstlich war.
Was es an neuer Malerei in diesen Wo-
chen zu sehen gab, ist kaum der Rede wert.
Kurt Badt hätte vielleicht mit einer sorg-
sam gewählten Kollektion interessieren
können; die paar im Ton dünnen, im
Raumausdruck flauen, auch im Motiv un-
gewöhnlich neutralen Landschaften und
zwei, drei passablen, aber keineswegs neue
Schönheiten weder des Objekts noch der
Darstellungsmittel erschließenden Blumen-
stücke vermögen (bei Flechtheim) nicht,
den Atem zu versetzen. Es ist eine Manipu-
lation mit Pinsel und Farbe ohne Eigen-
art noch Inspiration. Dito Belangloses im
„Sturm“, wo von einer offenbar nur zwei
Mann hohen „Gruppe K“ Notiz zu neh-
men ist, deren gesammelte Energie sich er-
folgreich auf die Verwässerung der kon-
struktiven Bildsprache der Moholy, Dexel
usw. richtet. Es fehlt den planimetrischen
Formverschränkungen von Hans Nitsch-
ke jede Stringenz und rhythmische Leben-
digkeit, und trotz etwas variationsreiche-
rem Gefüge und aparterer Materialanwen-
dung bleiben auch die Arbeiten von Vor-
demberge-Gildewart saubere Agglome-
rationen ohne gestalthafte Einheit und
ohne Kraft und Anmut der Formrelationen
und Farbdifferenzen. Aus Blechtüte, Lam-
penschnur, Kantel, polierten Brettchen und
was wohl sonst noch ins gemalte Bild mon-
tiert ist, ergibt sich kein Spiel; die Kom-
position hat lauter tote Ecken und blinde
Glieder. Auch die wie aus bunten drei-
eckigen Klötzchen zusammengesetzten Mu-
ster der Teppiche von Max Olderock, die
gleichzeitig ausgestellt sind, entbehren der
ornamentalen Kultur und halten keinen Ver-
gleich aus mit den Textilerzeugnissen des
Bauhauses oder etwa dem aparten Gobelin
von Lis Deinhard, das in der wie stets
begleitenden Gesamtschau des „Sturm“
hängt. Willi Wolfradt.

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