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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 19
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Göbel, Heinrich: Die Bildteppichmanufaktur von Felletin
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0962

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Feits im darauffolgenden Jahre (8. Februar 1630) sich de La Mazure zur Anliefe-
rung einer Wiederholung für den Sieur du Puy-Marteau et de Capblanc, Jehan
Chevalier, verpflichtet. Der Einheitspreis wird mit 6 livres 10 sols tournois für
die Pariser Quadratelle normiert; die Ablieferung hat zu Johanni 1631 auf
Schloß Capblanc zu erfolgen. Der Gedanke liegt nahe, die Serien mit der
Gombaut und Maceereihe im Museum zu Saint-Lo, in Verbindung zu bringen;
der allzu niedrige Preis der Erzeugnisse de La Mazures scheint die Annahme
auszuschließen, wenngleich die Behänge in Saint-Lo, die zweifelsohne einem
Atelier der Marche entstammen, wahrlich nicht als sonderlich fein, weder
in der Kettenfadenstärke, noch in der Güte der verwandten Materialien, noch
in der Wiedergabe der Vorlage, angesprochen werden können. Merkwürdiger-
weise wird die Jagdfolge, die Leonard de La Mazure am 1. Juni 162g für
Jehan de Chancel zu Perigueux in Auftrag nimmt, im Einheitspreise (7 liv.
10 solz) höher bewertet als die figurenreichere Gombautserie.
Die bereits erwähnte Familie der Tixier tritt 1630 mit einer außerordentlich
interessanten Serie in Erscheinung. Es handelt sich um die Interpretation
der Asträa — natürlich kommen nur kleine Teilepisoden in Frage — nach
dem bekannten Romane des Honore d’Urfe. Anne de Salignac-Fenelon, die
Witwe des Frangois de Gerard, beabsichtigt ihren Witwensitz Sarlat mit
einer umfangreichen Folge auszustatten. Die acht Teppiche — der eine mißt
sechs Meter in der Länge, die Bordüre trägt das Wappen der Bestellerin —
werden den Felletiner Wirkern Antoine de La Roche l’aine und Gabriel Tis-
sier (Tixier) in Auftrag gegeben. Die Restzahlung erfolgt erst am 25. Januar 1634,
nachdem die Behänge bereits in den Besitz des Armand de Gerard über-
gegangen sind1. Gabriel Tixier ist ein Sohn des Meisters Jacques, der in Ge-
meinschaft mit dem Apotheker Guillaume La Serre — zweifelsohne der Geld-
geber — noch in den dreißiger Jahren seine Geschäfte betreibt. Der zweite
Sohn Noel Tixier, Altmeister Gabriel und der Apotheker stehen zu Beginn des
Jahres 1631 mit Jehan de Saint-Astier, dem „seigneur des Bories, Sarlhac et
autres places“ in geschäftlicher Verbindung2. Es handelt sich um die Aus-
stattung des Schlosses Bories: „Premierement la tente (Folge) de lad. salle
haulte y aura representee dans icelle l’histoire des prophettes (vielleicht ein
Credoteppich mit den voraussagenden Propheten und den bestätigenden
Aposteln), et pour la chambre et cabinet de pieces de pot ä fleurs (blühend©
Blumen in architektonisch reich gegliederten Kübeln, vielleicht in Pergola-
stellung) ä fonds blanc“. Der Einheitspreis für die Prophetenserie wird mit
13 livres tournois für die Lyoner Quadratelle, der der Vasenfolge mit g liv.
normiert. Wie üblich verbleibt ein bereits fertiges Stück „de lad. tapisserie
de pot ä fleurs“ als Vertragsgrundlage in den Händen des Auftragsgebers.
Die Behänge gingen im Laufe der Zeiten verloren, wenigstens waren sie beim
Ableben (i8gi) des letzten Marquis de Saint-Astier nicht mehr vorhanden.
Wahrscheinlich haben die Tage der „glorreichen“ französischen Revolution
auch hier gründlich Kulturarbeit verrichtet. Eine urkundliche Notiz vom
Jahre 163g scheint meine Ansicht, daß es sich bei der Serie „de pot ä fleurs“
um Pergolateppiche, in der Art der gleichzeitigen flämischen Wirkereien han-
delt, zu bestätigen3. Estienne Tixier verkauft „une tente de tapisserie ä pots
de fleurs et portiques, fond brun et simple, de vingt aulnes de tour et
deux de haulteur, au prix de 550 livres (knapp 14 Livres Einheitspreis)“ an
1 Archiv des Grafen de Gerard, Sarlat (Lot).
2 Dujarric-Descombes, Les tapisseries marchoises en Perigord in: Bulletin de la soc.
arch. du Limousin 189g. S. ioiff.
3 H. Göbel, Wandteppiche, 1. Teil, 2. Band, Abb. 156.

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