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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 19
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0988

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Ausstellungen

rätselhafte Werk, das Picasso 1918 schenk-
te. Ferner erwähnen wir noch die Malereien
von Sunyer und die Skulpturen von Casa-
nova und Gargallo, der übrigens ziemlich
schlecht vertreten ist. Die ausländische Ab-
teilung ist von Engländern, Italienern und
Belgiern überschwemmt; darunter sind be-
merkenswert eine Reproduktion des „eher-
nen Zeitalters“ von Rodin und einige kleine
Bronzen von Meunier, eine helle Land-
schaft mit den Ufern des Loing von Sisley
ein guter Leistikow, Landhaus am Abend,
und die herbe „Heilige Familie“ von der
Polin Mela Muter. C.
ULM
Museum der Stadt. Die moderne Ab-
teilung des Museums erwarb neuerdings
eine Anzahl bedeutender Kunstwerke. Un-
ter ihnen seien folgende Gemälde erwähnt:
Josef Wannenmacher, Verzückung der hl.
Theresa (1741), frühestes bekanntes Bild des
Künstlers, Januarius Zick, Himmelfahrt
Mariä, Studie zum Hochaltarbild in Elchin-
gen, Eugene Delacroix, Farbstudie zur Dan-
tebarke des Louvre, Hans Brühlmann, Tog-
genburger Landschaft (1908), Karl Hofer,die
Kartenspieler (1924), Alexej v. Jawlensky, La
Santa, Ludwig Moos, Heiligenberg (1924),
A. H. Pellegrini, Die Sintflut (1912), Seru-
sier, Bretonisches Bauernhaus (1890), Paul
Strecker, Hafen von Toulon (Geschenk von
B. Schott’s Söhne in Mainz). — Als Leih-
gaben erhielt das Museum von der Galerie
Flechtheim: Maurice Kisling, Weiblicher
Akt, Heinrich Nauen, Frau mit Katze, Geor-
ges Rouault, Die Richter, Karl Sohn, Fest
auf Bali. — An Bildwerken wurden erwor-
ben: Wilhelm Fehrle, Kniende, Fiermann
Haller, Jüngling. Als Leihgaben erhielt das
Museum: Bildnis des Malers Koppen von
Ulfert Janssen, Bronzen von Aristide Mail-
lol, Constantin Meunier und Renee Sinte-
nis. —■ Die moderne Graphik konnte außer-
ordentlich vermehrt werden. Die wichtig-
sten Schöpfungen sind den Sommer über
im Kupferstichkabinett ausgestellt. Unter
den Künstlern, von denen neue Blätter er-
worben wurden, seien genannt: Karl Cas-
par, Maria Caspar-Filser, Paul Cezanre, A.
Dix, James Ensor, Lyonei Feininger, Erne-
sto de Fiori, Rudolf Großmann, Erich Hek-
kel, Karl Hofer, E. L. Kirchner, Paul Klee,
Käthe Kollwitz, Otto Lang, Marie Lauren-
cin, Max Liebermann, Oskar Moll, Heinrich
Nauen, Rolf Nesch. Emil Nolde, Julius Pas-
cin, Karla Pohle, Auguste Renoir, Edwin
Scharff, Otto Schoff, Renee Sintenis,
Maurice Sterne, Christian Tonny, Otto
v. Waetjen, Albert Weißgerber und Wolf-
gang Zeller.

Am 4. Oktober wird dasvonjulius Baum
neugeschaffene Museum erstmalig der
Öffentlichkeit erschlossen werden. n.
Ausstellungen
DIE GROSSE SCHWEIZER KUNST-
AUSSTELLUNG IN KARLSRUHE
Mit dem Beiwort „groß“ wird gegen-
wärtig etwas verschwenderisch gearbeitet.
Jede lokale Angelegenheit bläht sich auf'
und sucht durch lautes Tamtam die Auf-
merksamkeit der Welt auf sich zu lenken
(wenigstens bilden die Veranstalter sich das
so ein). Aber im Falle der Schweizer Aus-
stellung ist das Attribut berechtigt. Es sind
rund 1200 Werke der Malerei, Plastik und
Graphik beigebracht, die ihrer Qualität und
Zusammensetzung nach ein ausgezeichne-
tes Gesamtbild der Schweizer Kunst der
Gegenwart und des ig. Jahrh. darstellen.
Beinahe 400 Werke gehören der retrospek-
tiven Abteilung an, 800 den Lebenden, die
mit 140 Namen vertreten sind. Einzelne
Persönlichkeiten sind in besonderen Ka-
binetten gruppiert, deren mehr intime Art
den feineren Qualitäten oder kleineren For-
maten zugute kommt. Andererseits prangen
die großen und starken Monumentalkünst-
ler in Sälen von entsprechenden Ausmaßen.
So ist gleich der Eindruck des achteckigen
Hauptraumes überaus festlich und packend
mit den hellen und starken Werken von
Hodler, Buri, Amiet, zu denen sich als Pla-
stik die große schreitende Amazone des
•verstorbenen Baslers Carl Burckhardt ge-
sellt. Man hat hier sofort die Empfindung
von Schweizer Urtümlichkeit und Kraft, ge-
paart mit starken formalen Werten, in de-
nen sich der Ausgleich germanischer Emp-
findung mit romanischer Kultur harmo-
nisch vollzieht.
Die Monumental-Kunst nimmt auch wei-
terhin einen breiten Raum ein, teils in fer-
tigen Werken, teils in Entwürfen für Kir-
chen, Schulen u. dgl. Hans Brühlmann
und Alfred H. Pellegrini ragen unter
den Ostschweizern hervor, Alexandre
Blanchet, vielseitig und leicht schaffend,
unter den Westschweizern. Nach klassi-
scher Ausdrucksweise in Komposition und
Durchbildung des Einzelnen strebt Paul
Theophil Robert, der mit Bildnissen im
Stil des Ingres (nur ohne dessen Tempera-
ment) und mit einem vielfigurigen Bild
„Nach dem Bad“ für die meisten von uns
eine Entdeckung bedeutet. Die neuen Na-
men mehren sich, wenn man zu den Gen-
fern kommt. Hier ist französische Malkul-
tur voll Delikatesse am Werk. Blanchet,
der mit 19 Werken (Stilleben, Porträts, Akt,

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