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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 22
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1137

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Ausstellungen

darf, als sie Werke aus den Jahren 1882 bis
1918 umfaßt und somit, besonders auf dem
Gebiete der Landschaft und des Bildnisses,
einen Überblick über die Entwicklung die-
ses Meisters der Farbe vermittelt. — Zwei
Säle sind einer größeren Ausstellung von
Skulpturen des bekannten hiesigen Bild-
hauers Prof. Daniel Stocker vorbehalten,
der in diesem Jahre sein 60. Lebensjahr voll-
endete und dem unser Land so manches
schöne Werk verdankt. — Die Münchner
Malerei ist durch Fritz Erler, Th. Baierl
und E. Steppes gut vertreten, denen sich die
hiesigen Maler P. Kapell und E. Gräser an-
schließen. ■— Von Heinrich Eberhard sieht
man eine Sammlung von Bildern aus den
Ja,hren igo8—ig2c, die seine allmähliche
Wandlung vom Impressionismus zum Ex-
pressionismus zeigen. Endlich sind Origi-
nalzeichnungen des alten Ludwig Rich-
ter aus dem Besitze der Berliner National-
galerie ausgestellt.
WIEN
„Die Technik des Malens der alten
Me ister“ nennt sich eine durch den Maler
und Bilderrestaurator Rudolf Braun im
Wiener Kunstgewerbemuseum veranstal-
tete, ungemein aufschlußreiche Ausstellung.
An einer Reihe von Kopien nach Meistern
des 14. bis 17. Jahrhunderts —Niederländern,
Deutschen, Italienern—wird die Entstehung
der einzelnen Bilder Schritt für Schritt
aufgezeigt, so daß wir durch die Vergegen-
wärtigung ihres Werdens auch der Vorzüge
der alten Schichtenmalerei in erhöhtem
Maße gewahr werden. Dazu gehören vor
allem die rationelle Arbeitsteilung und die
damit Hand in Hand gehende intensivere
Durchdringung von Gegenstand, Material
und Form, die ihren Ausdruck im Gesetz
der trüben Medien (der Veränderung der
Licht- und Farbenwirkung durch Einschie-
ben eines dichten Mediums zwischen
Grundfarbe und Auge, in der Malerei durch
Weißhöhung des farbigen Grundes) und der
Lehre von den Kontrastfarben finden. Die
Wichtigkeit dieser Schau kann nicht genug
hervorgehoben werden, weist sie doch durch
die Wiedererweckung von Kenntnissen,
die der Mehrheit der Künstler verloren-
gegangen sind, neue Wege zur Regenera-
tion der Malerei.
Die Arbeiten V. Tischlers, die bei
Würthle zu sehen sind, lassen erkennen,
in welch überraschender Weise sich die-
ser Künstler in der letzten Zeit gewandelt
hat. Zu der Einkehr in sich selbst, wie sie
seine letzten Bilder zeigen, hat das fran-
zösische Reiseerlebnis dieses Sommers, das
ihn zur Natur zurückführte, wesentlich bei-

getragen. Das tektonische Gestalten, das
ihn die übereinander gestaffelten Kuben
südfranzösischer Städte gelehrt haben, wirkt
auch in der steilen Vertikale des „Mäd-
chens mit weißem Tuch“ nach, das viel-
leicht das beste Beispiel für die Schlicht-
heit der Formung, zu der sich Tischler
durchgerungen hat, und die Symbolik sei-
ner Farbensprache bietet. Neben denWer-
ken eines gabenreichen Sommers, unter
denen insbesondere die wundervolle „Gro-
ße Landschaft von Cannes“ auffällt, sind
noch einige ältere Bilder (uns zumeist aus
Ausstellungen des letzten Jahres bekannt)
und zarte, anmutsvolle Zeichnungen zu se-
hen. —
Während diese Schau an Ergiebigkeit un-
sere Erwartungen weit übertrifft, muß die
Ausstellung „deutscher Frauenkunst“
(im Künstlerhaus) den zahlreichen Nie-
ten des hiesigen Kunstlebens zugerechnet
werden. Von Paula Modersohn ist über-
haupt nichts vorhanden, von K. Kollwitz
und der Sintenis je eine Arbeit; wie denn
auch sonst reichsdeutsche Künstlerinnen
(und auch da in der Hauptsache imitative
Begabungen, zu deren besten noch M.
Caspar - Fils er, Frankfurt - Prevost,
Ch. Berend, Emmy Roeder gehören)nur
einen geringen Teil der ausgestellten Wer-
ke beigesteuert haben. Aber auch von den
österreichischen Malerinnen haben sich ge-
rade nennenswertere Vertreterinnen der
neueren Kunstrichtungen, wie Helene Fun-
ke, Frau Merkel-Romee, L. Steiner, Hedw.
Korner von der Ausstellung ferngehalten.
Po (da. veti-Neuwall.
WIESBADEN
Der Nassauische Kunstverein im
Neuen Museum bringt in seiner Novem-
berausstellung zunächst einige Werke von
Corinth aus privatem und öffentlichem
Besitz Wiesbadens und der Nachbarstädte.
Eine nicht große aber würdige Auswahl
im zeitlichen Rahmen von i8go—1917. Die
„Susanna im Bade“ von i8go, noch den
Einfluß Bo'uguereaus zeigend, die pleinai-
ristisch gemalten Bildnisse der „Frau v.
W.“ und der „Frau Halbe“, letzteres aus
der städtischen Galerie, aus dieser auch die
beiden delikaten Stücke „Bei der Toilette“
und „Ananasstilleben“; das markige Selbst-
bildnis von igog mit dem roten Tuch und
eine Waldlandschaft von igi7 bilden die
wesentlichsten Richtungspunkte, zwischen
die sich Stücke wie die „Blendung Sim-
sons“, die letzte Fassung von „Perseus und
Andromeda“ und ein brauntoniges Männer-
bildnis ergänzend schieben.
Eine Ausstellung von Alexis v. Jaw-
lensky bringt dessen neueste Arbeiten. In

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