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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 22
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1140

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Von Künstlern und Gelehrten

Nanter Eisenfähre ungefühlt, die er bei sei-
ner Art Begabung nicht hätte übersehen
dürfen. Die Motive entgehen ihm noch.
Immerhin aber eine Möglichkeit. —■ Gu-
stave Frangois (Genf) gehört neben Theo-
phil e Robert, stark impressionistisch ge-
füllt, findet er doch Gehaltenheit des Um-
risses. Eine „Susanna“ zeigt die gewollte
Dumpfheit eines schweren Fräuenleibs.—
Man findet auch eine Kollektion Alfred

K ubin. Dieser gehört der Kunstgeschichte!
Einen Ehrenplatz zwischen Felicien Rops

und Maximilian Klinger ist ihm sicher.

ZWICKAU

Giedion.

Unter der Ägide des neu nach Zwickau
berufenen Dr. Hildebrand Gurlitt, des
zweiten Sohnes von Cornelius G., beginnt
in einer der dunkelsten Industriestädte
Sachsens eine neue Kulturarbeit, der man
im Interesse der Sache den reichsten Erfolg
wünschen möchte. Da dem jungen Mu-
seumsdirektor vorerst organisatorischeAuf-
gaben auf musealem Gebiet so gut wie ganz
fehlen, obwohl die Stadt einen prachtvollen
Museumsbau neuzeitlichen Datums, dage-
gen wesentliche Bestände noch nicht be-
sitzt, so versucht die Initiative eine Aus-
wirkung lebendiger Kultur in die Breite und
es ist vorauszusehen, daß dies Zwickauer
Museum einmal ähnlich Mittelpunkt einer
künstlerischen Bewegung sein wird, wie sie
vor mehr als anderthalb Jahrzehnten Wi-
chert in Mannheim s. Z. entfesselt hat. Auch
in Zwickau gibt es genug Menschen, die in
der Beschäftigung mit künstlerischen Din-
gen ein Gegengewicht zu dem Einerlei des
Alltags suchen, und wenn z. B. der Erfolg
der derzeitigen Pechstein-Ausstellung im
Museum oder der Besuch der ersten Vor-
träge daselbst überhaupt einen Schluß ge-
statten, dann darf festgestellt werden, daß
Gurlitt auf dem rechten Wege ist und daß
man den Geist einer neuen Kunstgemein-
schaft schon jetzt sehr deutlich in Zwickau
spürt. Da es außerdem auch dem Ober-
bürgermeister offenbar nicht an persönli-
chem Interesse für die Arbeit seines jungen
Direktors fehlt, darf man wirklich die beste
Hoffnung hegen, daß die Ernte beträchtlich
ausfallen wird.
Schon die erste Ausstellung im Museum,
die Pechstein gilt, der ein gebürtiger
Zwickauer ist, hat starke Anteilnahme ge-
weckt und zahlreiche Verkäufe getätigt, und
es war sicher auch ein kluger Gedanke,
diesmal mehr die Aquarelle als die Ölbil-
der in den Vordergrund zu schieben, ob-
wohl diese aus verschiedenen Epochen
ebenfalls nicht fehlen. Im ganzen erscheint
Pechsteins Kunst heute beruhigter, als vor

etwa 5 Jahren. Der Elan freilich ist geblie-
ben, aber die malerische Qualität hat sich
intensiviert. Bemerkenswert als wohl ge-
lungener Versuch sind übrigens die mit den
Ostwaldschen neutralen Graufarben ge-
strichenen Wände des Hauptraums der
Ausstellung, dessen Ausstattung der Ber-
liner Architekt Kohlberg besorgte. An ähn-
lichen Ausstellungen bereitet H. Gurlitt
solche über die neue Wohnung, von Emil
Nolde, Daumier und unter dem Titel „Das
junge Dresden“ vor, über die von Fall zu
Fall zu berichten sein wird. n.
Von Künstlern
und Gelehrten
CHRISTIAN KROGH
Der bekannte norwegische Maler Chri-
stian Krogh ist im Alter von 73 Jahren
am 16. Oktober d. J. gestorben. Mit ihm ver-
schwindet der führende Mann in der nor-
wegischen Kunstbewegung. Als Maler, Agi-
tator, Lehrer und Schriftsteller hat er teil-
genommen an den sozialen Kämpfen am
Ende des ig. Jahrhunderts. Er war Natu-
ralist von großen Proportionen; mit seinem
Meisterwerk „Albertine“ von 1887, welches
eine Szene der Prostitution schildert,weckte
er Empörung und Bewunderung. Von Bei-
lin, Paris und Dänemark hat er sich neue
Anregungen geholt. Außerordentlich be-
liebt sind seine Bilder aus dem täglichen
Leben der Seeleute; besonders gern malte
er die Fischer. Jugendlicher Geist hat seine
Kunst durch die Jahre hindurch frisch er-
halten. Dieser große Künstler ist niemals
alt gewesen. 1F. A.
Dr. Eberhard Hanfstaengl, bisher As-
sistent an der alten Pinakothek in München,
ist zum Direktor der neugegründeten städ-
tischen Galerie im ehemaligen Lenbach-
haus in München ernannt worden und hat
seinen Posten bereits am 1. November an-
getreten. — Dr. K. K. Eberl ein, bisher As-
sistent an der Karlsruher Kunsthalle, wurde
als Referent in das Amt des Reichskunst-
warts nach Berlin berufen. — Der Maler Paul
Mense, einer der typischen Vertreter der
neuen Sachlichkeit und Mitglied der Mün-
chener neuen Sezession, ist als Professor
und Lehrer für angewandte Kunst an die
Breslauer Kunstakademie berufen worden,
die nun seit kurzem dem bekannten Maler
Oscar Moll unterstellt ist. — Auch von
der Stuttgarter Kunstakademie wer-
den verschiedene Neubesetzungen gemel-
det. So sind dort folgende drei neue
Lehrer als ordentliche Professoren berufen
worden: Alexander Eckener, ein Schü-
ler von Hentricn und Kalkreuth, ferner

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