Ausstellungen
viel Kraft in ihm. An Mussolini hat er das
Imperatorenhafte, die mächtige Energie als
Hauptwesenszug herausgeholt, aber die
Formen laden nicht aufdringlich aus, die
Arbeit ist fest und straff in gedämmter
Plastik. Vielleicht noch eindrucksvoller ist
der Raubtierschädel Lenins (in der Galerie
Stenzel): sehr hohe Stirn, geschlitzte Luchs-
augen, mächtig vorspringende Brauen,
breite mongolische Nase, brutaler, halb-
geöffneter Mund. Diese Züge sind von
Bednorz — nun schon zum viertenmal —
mit solchem Enthusiasmus geformt, daß
man etwas von der wilden Gedankenwelt
des Verstorbenen ahnen kann. Beiden
Köpfen gemeinsam ist eine Monumentali-
tät, die infolge der inneren Lebendigkeit
und der betonten Asymmetrie der Gesichts-
hälften nicht in Starrheit verfällt. Auf
derartige monumentale Wirkung verzichtet
Th. von Gosens Porträt des Museums-
direktors Masner zugunsten einer feinfühli-
gen psychologischen Gestaltung und einer
differenzierten Durchbildang der Ober-
fläche. Kleinere plastische Arbeiten zeigt
Margarete Moll neben ein paar sehr
schönen Zeichnungen.
Von den auch außerhalb Schlesiens be-
kannten Malern sind die Professoren der
Breslauer Akademie Moll, Otto Müller,
von Kardorff vertreten, der letzte mit der
Produktion dreier Jahre: außer italieni-
schen Landschaften zwei kecke Knaben-
porträts, die von der vornehmen Einfüh-
lungsgabe v. K.’s zeugen, und ein Blick
auf die Breslauer Dominsel, wo die Me-
lancholie der winterlichen Flußlandschaft
mit großer Zartheit erfaßt ist.
Aus dem Nachwuchs seien genannt: der
gefühlsstarke Aschheim, Brendgen,
farbiges Element pflegt, Paula Grün-
feld, ein lyrisches Talent, der mit gu-
tem Farbensinn begabte Koger, der
frische Kowalski, N erlich mit schö-
nen lichten Farbwirkungen aber ohne
rechte Form, der empfindsame Fohlen-
maler Paschke, Schröder als hingeris-
sener Schilderer sizialianischer Land-
schaft, der begabte, doch etwas undiszi-
plinierte Tischler, W. v. Websky, der die
Fülle und Fruchtbarkeit des Südens mit
Wärme zu fühlen scheint, und endlich der
sympathische Westhäusler.
Gleichzeitig mit der Eröffnung der Aus-
stellung kam der erste Band einer Folge
heraus, in der der Künstlerbund seine Mit-
glieder zu würdigen gedenkt. In dieser ge-
schmackvoll gefaßten Veröffentlichung
sind die Architekten Berg und Effenber-
ger, die Bildhauer Vocke und Marg.
Moll und die Maler Aschheim, Drobek,
Kardorff, Leistikow, O. Müller mit
kurzen Aufsätzen und vorzüglichen Ab-
bildungen ihrer Werke bedacht. Das zweite
Buch soll u. a. Poelzig, Rading, Go-
sen, Bednorz, Kalckreuth, O. Moll brin-
gen.
Von dem so frisch segelnden Kabinett
Trewendt und Granier ist leider nichts
mehr zu berichten, da es zum großen Be-
dauern der freilich an Zahl zu geringen
Kunstfreunde am i. April geschlossen
wurde. Auch von Stenzel verlautet, daß
er demnächst seine Galerie nach München
verlegen will. Dann wäre Breslau seiner
letzten dauernden Schaustellung heutiger
Kunst beraubt, ein Zustand, dem hoffent-
lich ein Mutiger bald wieder ein Ende be-
reiten wird.
Eine Neuerscheinung bleibt noch zu ver-
zeichnen: unter der Schriftleitung von
Franz Landsberger ist den „Schlesischen
Monatsheften“ eine Abteilung „Kunst und
Kunstgewerbe“ angegliedert worden. Die
bisher erschienenen Hefte enthalten u. a.
einen Aufsatz über Bergs neue Messehalle
und einen knappen gehaltvollen Nachruf
Professor Radings auf August Endell, des-
sen ungewöhnliche Persönlichkeit hier
noch lange bei Freunden und Gegnern
lebendig bleiben wird. Als Akademiedirek-
tor konnte er sich nicht recht entfalten.
Seine Arbeiten, voran einige Innenräume
in Breslau und Brieg, erregen dank ihrer
feinsinnigen Durchbildung immer wieder
Freude und Bewunderung.
Hanna Grisebach.
BRUSSEL
Die französischen Ausstellungen, die von
den Galerien Gicouse, Manteau und
Centaure während der letzten Zeit ver-
anstaltet wurden, waren in der Mehrzahl
enttäuschend. Fonjita und Utrillo waren
unzulänglich vertreten; unter den Bildern,
die Othon Friesz im „Centaure“ zeigte,
konnten nur zwei als fertige „Werke“ an-
gesprochen werden. Erfreulicher war die
Schau der Landschaftsaquarelle von Ge-
neviere Gallibert; die Arbeiten dieser Ma-
lerin sind ursprünglich, frisch, aufrichtig —
Wertungen, die z. B. nur mit Einschrän-
kung von den Zeichnungen Jean Cor-
teaus gelten können. Auch die Ausstel-
lungen der heimisch belgischen Künstler
brachten mehr Tüchtiges als Außerordent-
liches. Wallonien zeigte mit einer Grup-
penausstellung von L. Buisseret, Auto-
carte und Armand Rassenfosse, welch mo-
derner Geist von Mons bis Lüttich in den
Malerateliers herrscht; bemerkenswerter
Nachwuchs aus Flandern sind Marcel
Stobbaerts, J. de Sutter und Ph. Morel.
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viel Kraft in ihm. An Mussolini hat er das
Imperatorenhafte, die mächtige Energie als
Hauptwesenszug herausgeholt, aber die
Formen laden nicht aufdringlich aus, die
Arbeit ist fest und straff in gedämmter
Plastik. Vielleicht noch eindrucksvoller ist
der Raubtierschädel Lenins (in der Galerie
Stenzel): sehr hohe Stirn, geschlitzte Luchs-
augen, mächtig vorspringende Brauen,
breite mongolische Nase, brutaler, halb-
geöffneter Mund. Diese Züge sind von
Bednorz — nun schon zum viertenmal —
mit solchem Enthusiasmus geformt, daß
man etwas von der wilden Gedankenwelt
des Verstorbenen ahnen kann. Beiden
Köpfen gemeinsam ist eine Monumentali-
tät, die infolge der inneren Lebendigkeit
und der betonten Asymmetrie der Gesichts-
hälften nicht in Starrheit verfällt. Auf
derartige monumentale Wirkung verzichtet
Th. von Gosens Porträt des Museums-
direktors Masner zugunsten einer feinfühli-
gen psychologischen Gestaltung und einer
differenzierten Durchbildang der Ober-
fläche. Kleinere plastische Arbeiten zeigt
Margarete Moll neben ein paar sehr
schönen Zeichnungen.
Von den auch außerhalb Schlesiens be-
kannten Malern sind die Professoren der
Breslauer Akademie Moll, Otto Müller,
von Kardorff vertreten, der letzte mit der
Produktion dreier Jahre: außer italieni-
schen Landschaften zwei kecke Knaben-
porträts, die von der vornehmen Einfüh-
lungsgabe v. K.’s zeugen, und ein Blick
auf die Breslauer Dominsel, wo die Me-
lancholie der winterlichen Flußlandschaft
mit großer Zartheit erfaßt ist.
Aus dem Nachwuchs seien genannt: der
gefühlsstarke Aschheim, Brendgen,
farbiges Element pflegt, Paula Grün-
feld, ein lyrisches Talent, der mit gu-
tem Farbensinn begabte Koger, der
frische Kowalski, N erlich mit schö-
nen lichten Farbwirkungen aber ohne
rechte Form, der empfindsame Fohlen-
maler Paschke, Schröder als hingeris-
sener Schilderer sizialianischer Land-
schaft, der begabte, doch etwas undiszi-
plinierte Tischler, W. v. Websky, der die
Fülle und Fruchtbarkeit des Südens mit
Wärme zu fühlen scheint, und endlich der
sympathische Westhäusler.
Gleichzeitig mit der Eröffnung der Aus-
stellung kam der erste Band einer Folge
heraus, in der der Künstlerbund seine Mit-
glieder zu würdigen gedenkt. In dieser ge-
schmackvoll gefaßten Veröffentlichung
sind die Architekten Berg und Effenber-
ger, die Bildhauer Vocke und Marg.
Moll und die Maler Aschheim, Drobek,
Kardorff, Leistikow, O. Müller mit
kurzen Aufsätzen und vorzüglichen Ab-
bildungen ihrer Werke bedacht. Das zweite
Buch soll u. a. Poelzig, Rading, Go-
sen, Bednorz, Kalckreuth, O. Moll brin-
gen.
Von dem so frisch segelnden Kabinett
Trewendt und Granier ist leider nichts
mehr zu berichten, da es zum großen Be-
dauern der freilich an Zahl zu geringen
Kunstfreunde am i. April geschlossen
wurde. Auch von Stenzel verlautet, daß
er demnächst seine Galerie nach München
verlegen will. Dann wäre Breslau seiner
letzten dauernden Schaustellung heutiger
Kunst beraubt, ein Zustand, dem hoffent-
lich ein Mutiger bald wieder ein Ende be-
reiten wird.
Eine Neuerscheinung bleibt noch zu ver-
zeichnen: unter der Schriftleitung von
Franz Landsberger ist den „Schlesischen
Monatsheften“ eine Abteilung „Kunst und
Kunstgewerbe“ angegliedert worden. Die
bisher erschienenen Hefte enthalten u. a.
einen Aufsatz über Bergs neue Messehalle
und einen knappen gehaltvollen Nachruf
Professor Radings auf August Endell, des-
sen ungewöhnliche Persönlichkeit hier
noch lange bei Freunden und Gegnern
lebendig bleiben wird. Als Akademiedirek-
tor konnte er sich nicht recht entfalten.
Seine Arbeiten, voran einige Innenräume
in Breslau und Brieg, erregen dank ihrer
feinsinnigen Durchbildung immer wieder
Freude und Bewunderung.
Hanna Grisebach.
BRUSSEL
Die französischen Ausstellungen, die von
den Galerien Gicouse, Manteau und
Centaure während der letzten Zeit ver-
anstaltet wurden, waren in der Mehrzahl
enttäuschend. Fonjita und Utrillo waren
unzulänglich vertreten; unter den Bildern,
die Othon Friesz im „Centaure“ zeigte,
konnten nur zwei als fertige „Werke“ an-
gesprochen werden. Erfreulicher war die
Schau der Landschaftsaquarelle von Ge-
neviere Gallibert; die Arbeiten dieser Ma-
lerin sind ursprünglich, frisch, aufrichtig —
Wertungen, die z. B. nur mit Einschrän-
kung von den Zeichnungen Jean Cor-
teaus gelten können. Auch die Ausstel-
lungen der heimisch belgischen Künstler
brachten mehr Tüchtiges als Außerordent-
liches. Wallonien zeigte mit einer Grup-
penausstellung von L. Buisseret, Auto-
carte und Armand Rassenfosse, welch mo-
derner Geist von Mons bis Lüttich in den
Malerateliers herrscht; bemerkenswerter
Nachwuchs aus Flandern sind Marcel
Stobbaerts, J. de Sutter und Ph. Morel.
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