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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 11
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0591

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Ausstellungen

geschieht 1. Sammlungen (Baden-
Baden, Inselstraße i) bereitwilligst
leihweise überlassen worden sind.
Es ist dringend erwünscht, daß weitere
Stücke dieser Herkunft (Marke bei Graesse
[i6.Aufl.] S.215), die sich etwa sonst noch
im öffentlichen oder Privatbesitz vorfinden,
den Stadtgeschichtl. Sammlungen, die für
sichere Aufbewahrung jede Gewähr bieten,
zu gleichem Zwecke leihweise zur Ver-
fügung gestellt werden, damit so ein mög-
lichst umfassendes Bild dieser seltenen
und interessanten Erzeugnisse deutscher
Porzellantechnik im 18. Jahrhundert gewon-
nen werden kann.
Anmeldungen, Anfragen usw. werden er-
beten an die Stadtgeschichtlichen Samm-
lungen Baden-Baden, Inselstraße 1.
BASEL
Als zweite größere Veranstaltung dieses
Jahres zeigte der Basler Kunstverein in
den Monaten März—April in der Kunst-
halle eine Ausstellung moderner bel-
gischer Kunst. Es war dies das erstemal,
daß eine größere Kollektion neuerer bel-
gischer Kunst in der Schweiz gezeigt
wurde, das Verdienst der Veranstalter da-
her um so größer. Neben einer Gruppe
jüngerer lebender Künstler wie Constant
Permeke, Gustav de Smeet, Fritz van
den Berghe, Jules de Praetere, Jozef
Cantre, Frans Masereel und Floris
Jespers brachte die Schau insbesondere
auch ausgewählte Werke einiger bekannter
älterer Meister: Constantin Meunier,
Georg Minne und James Ensor. Ver-
mißt wurde Laermans; die Beschaffung
seiner Werke scheint aber im letzten
Augenblicke auf unüberwindliche Schwie-
rigkeiten gestoßen zu sein. Trotzdem gab
die Schau ein vortreffliches Bild von der
neueren und neuesten Kunst in Belgien.
Aufschlußreich war vor allem der reich
beschickte moderne Teil der Ausstellung,
wo überall innerhalb des aller Kunst un-
serer Tage Gemeinsamen echt belgische
Natur und Rasse in Menschen und Land-
schaftsschilderung zutage trat. Mehr als
de Smeet werden Fritz van den Berghe
und Constant Permeke, vor allem Per-
meke, hier unvergeßlich bleiben. — Wie
immer, wenn wir Kollektivausstellungen
fremder Künstler bei uns sehen, hatte man
auch hier den Eindruck, daß wir in der
Schweiz wohl ebenso stark sind in der
Zahl bedeutender Einzelindividualitäten,
daß man uns aber in dem respekta-
blen Niveau des Durchschnitts, in der
Qualität der Gesamtleistung überlegen ist.
In Belgien, das zeigte die Ausstellung auf

Schritt und Tritt, ist ein.solches Können
und eine solche Sicherheit des Geschmak-
kes zu Hause, die jedem zugute kommen,
der sich mit Pinsel und Meißel versucht.
Man ist dort Frankreich nahe genug, um
die Pariser Anregungen und Impulse auf
direktem Wege zu erlangen, aber der ger-
manische Einschlag des Blutes sorgt doch
dafür, daß aus diesem Studium ein be-
stimmter, lebensvoller Stil erwächst. Das
Kennzeichen dieses Stiles ist eine gewisse
Schwere, ein starker Ernst, etwas Massi-
ves, Gesund Materielles, das sich niemals
allein mit flüchtigem artistischem Spiele
begnügt. —
Dieser Ausstellung, die zu den wichtig-
sten Darbietungen ausländischer Kunst ge-
hört, die der Kunstverein in den letzten
Jahren vermittelte, folgte im Mai die re-
gelmäßig alle zwei Jahre sich wieder-
holende Revue Jüngerer Basler Künst-
ler, die neben schon bekannten Namen
stets auch eine Anzahl von Debütanten
bringt. Um bei letzteren zu bleiben: dies
Jahr war das Ergebnis nicht groß; in der
Erinnerung haften bleibt lediglich der
Name Hans Buri, dessen gezeigte Land-
schaften und Kompositionsentwürfe viel
für die Zukunft versprechen. — Im übri-
gen war die Schau ein deutliches Abbild
des großen europäischen Kunstgetriebes:
Einerseits in Form und Farbe mehr nach
klassizistischen Idealen orientierte Maler
wie Otto Staiger, Emanuel Schöttli
und Bildhauer wie Alexander Zschok-
ke, anderseits Künstler wie Albert Mül-
ler, Werner Neuhaus und Hermann
Scherer, die das Näturvorbild, das Ge-
schaute nach der Seite des seelischen Mit-
schwingens hin bearbeiten, der stärksten
Ausdruckskraft nach Farbe und Bewe-
gung; Maler, deren Kunst vor allem be-
stimmt ist durch das Temperament, das
die Natur in seinen Rhythmus, in seine
eigene Vision hineinreißt. — Die inten-
sivsten künstlerischen Äußerungen lagen
bei diesen Künstlern, die zusammen mit
einem Architekten Paul Camenisch als
geschlossene Gruppe „Blau-Rot“ aus-
stellten. Nachdrücklich prägten sich Sche-
rer und Neuhaus ein. —- W. R.
BRESLAU
Am 10. Mai wurde die Frühjahrsschau
des Künstlerbundes Schlesien eröffnet, die
einen Monat währen soll.
Die meiste Aufmerksamkeit erregte der
überlebensgroße Bronzekopf Mussolinis
von Bednorz, dem soeben an die Aka-
demie berufenen Professor. Bednorz ist
oberschlesischer Bauernsohn, und es steckt

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