Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI Heft:
Heft 15
DOI Artikel:
Asiatische Kunst-Literatur
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0554
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Kwanjin
Dieser Sandsteinkopf mit Spuren der alten Poly-
chromie stammt aus der mittleren Tangperiode.
Er weist zwar schon weiche Züge auf, dieselben
sind aber noch von edler Schlichtheit. Auf der
Stirn trägt der 15 inches hohe Kopf das
buddhistische Symbol des Tow-ko.
Herkunftsort: Shan-si-Provinz.
Mit Erlaubnis von Yamanaka & Go., New York
gewordenen sogenannten skythischen und sar-
mathischen Bronzen sowie Silberschmuck,
Spiegel und Kleinfiguren. Un ter den Jadestük-
ken überwiegen die kleinen Fragmente, die,
meist älteren Epochen zugehörig, eine erle-
sene Anmut und intime Größe besitzen, wäh-
rend die noch schwer datierbaren Arbeiten in
Bein und Knochen mehr als historische oder
kulturgeschichtliche Funde bemerkenswert
sind. An Tonarbeiten besitzt die Sammlung
seltene Stücke von ornamentierten und figu-
ralen Ziegeln, in deren Musterung sich Züge
verfeinerter Eleganz mit solchen barbarischer
Unbeholfenheit mischen. Ein höchst merk-
würdiges S tück ist die der Han-Zeit zugeschrie-
bene Maske (Katal. 621), die erneut darauf

verweist, wie äußerst vielschichtig die Kunst
dieser Zeit, gewesen sein muß. Weniger bedeu-
tungsvoll erscheinen die Grabstatuetten. Unter
den buddhistischen Skulpturen befinden sich
einige interessante Fragmente, doch scheint Si-
ren gerade auf diesem Gebiet eine weniger
glückliche Hand gehabt zu haben. Jedenfalls
erscheinen mir Stücke wie Katal. 6/j 1 recht be-
langlos und durchschnittlich, während Mar-
morskulpturen wie die auf Tafel 44 abgebil-
deten Bedenken, und zwar nicht nur wegen
der Datierung zuzulassen.
Die Hauptwerke süd- und ostasiatischer Kunst
des British Museum hat, soweit es sich um Pla-
stik und Malerei handelt, L. Binyon bearbei-
tet. Indische Bildwerke sind nur in geringer
Zahl vertreten, darunter aber ein so bedeuten-
des Stück wie die Yakshini vom Sanchi. Die
Bronze auf Tafel III, 4 könnte mit Java in Zu-
sammenhang gebracht werden; auffallend ist
die Ähnlichkeit des südindischen Nandi mit
der Gruppe der Singasari-Plastiken. An ost-
asiatischen Skulpturen umfaßt die Sammlung
wenig Bedeutsames. Der Lohan, den B. in die
Tang-Zeit setzt, dürfte kaum vor dem 12. Jahr-
hundert möglich sein. Der Tiger zeigt gewisse
Ähnlichkeiten mit dem der Qualität nach al-
lerdings hochwertigeren Stück aus der Samm-
lung Yi-Yuan. Ich würde aber auch im Falle
der Londoner Figur eine frühere Datierung
als Ming für berechtigt halten. Die abgebil-
deten Denkmäler der ostasiatischen Malerei
sind im weiteren aus anderen Publikationen
bereits bekannt. Sie scheinen im allgemeinen
etwas stark überschätzt und ihre Zuschreibun-
gen reichlich optimistisch zu sein. Gegenüber
der Ku-Iv’ai-chi-Rolle läßt B. die Frage, ob
Original oder Kopie, offen. Eindrucksvoller
ist die Sammlung der Miniaturen, unter denen
sich persische Blätter des i3. bis 17. Jahrhun-
derts sowie Proben der noch viel zu wenig ge-
schätzten indischen Ray put-Maler ei befinden,
von der B. Blätter der Jaipur- und Kangra-
Schule des 17. bis 19. Jahrhunderts bringt.
Als eine gewisse Ergänzung zu den Bänden
der Ars Asiatica, insbesondere zum Bande von
Siren, lassen sich die beiden Publikationen be-
trachten, die die Sammlungen an Bronzen und
an Jade-Arbeiten aus dem Besitz der Kunst-
handlung Loo, Paris, behandeln, und die Pel-
liot und Tch’ou-Tö-yi, der frühere Sekretär
des Vizekönigs Touan fang katalogmäßig be-
arbeitet haben. In Anbetracht des hohen wis-
senschaftlichen und künstlerischen Wertes der
beiden Kollektionen ist dieses freimütige Zu-
sammenarbeiten zwischen Wissenschaft und
Kunsthandel aufrichtig zu begrüßen.

52°
 
Annotationen