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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0237
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tem Gebief höchst reizvollen Kunst, deren starke
volkstümliche Note sich zwar in der Schilderung
heimatlichen Bodens bewährt, jedoch auf außer-
österreichische (italienische) Verhältnisse übertra-
gen, bisweilen unfreiwillig grotesk wirkt. Am ab-
surdesten aber gebärdet sich Zülow (der eine ein-
fache, unkomplizierte Natur ist), wenn er sich, wie
in den »Mädchen«, »Kompositionelle Probleme«
stellt, die er mit infantilen Mitteln zu bewältigen
strebt.
Unter den Jungen: Iluber, mit einem wirksam er-
faßten Dorfbild, das angenehm von seinen unruhi-
gen Atelierbildern absticht; wie denn Huber im-
mer dann am besten ist, wenn er sich unmittelbar
an die Natur anlehnt. -—
Im Graphikraum die einprägsamen karikaturisti-
schen Holzschnitte von Rössing (der vieles von
G. Grosz und Masereel gelernt hat), Meisterwerke
in der Beobachtung und in der Technik; ferner
eine Reihe älterer und neuer Arbeiten von Kubin.
Poglayen-Neuwall

PERSONALIA
Achtzigjährig ist Anfang März Hugo von PI ab er-
mann, der frühere langjährige Präsident der
Münchner Sezession gestorben, mit dem wieder-
um ein Stück bester süddeutscher Kunsttradition
dahingegangen ist. Inwieweit sich das Werk die-
ses Malers vor der Geschichte behauptet, läßt sich
heute nur schwer beurteilen, und schon aus die-

sem Grunde wird die in solchen Fällen übliche Ge-
dächtnisausstellung sehr willkommen sein. Ähn-
lich wie beim Leibi-Kreis dürften sich dann die
Anfänge als besonders interessant erweisen. Da-
gegen wird man auch erkennen, daß Habermanns
gerade in den letzten Jahrzehnten stark überstei-
gertes malerisches Barock künstlerisch einen un-
unterbrochenen Abstieg darstellI. Das wirkliche
Genie vom Schlage der Greco, Rembrandt, Renoir
und Corinth erlebt die höchste Emanation seiner
künstlerischen Kraft kurz vor der Schwelle des
Todes, während dem Talent meist Wunderdinge
in der Jugend beschieden sind. Immerhin, inner-
halb der süddeutschen Kunst des 19. Jahrhunderts
steht Habermanns künstlerische Erscheinung mit
in der vordersten Reihe.
In Berlin starb ebenfalls in den ersten März tagen
der Vorsitzende der Berliner Sezession, der Maler
Ernst Oppler, kurz nach Vollendung seines 60.
Lebensjahres. Eist kürzlich sah man von ihm eine
Kollektivausstellung im Hannoverschen Kunstver-
ein, die die Vielgestaltigkeit dieses leicht beschwing-
ten, durchaus impressionistischen Pinsels und Grif-
fels einwandfrei zur Schau stellte. Oppler, Han-
noveraner von Geburt, war ein starker Könner,
voll innerer Disziplin, der im ganzen aber wohl
mehr mit dem Gehirn als mit dem Herzen gear-
beitet hat. Seine Pawlovna-Bilder ebenso wie seine
Radierungen sind durchaus mondän und charakte-
ristisch für die Zeit. Wertvoller als diese Tanzsze-
nen sind die Bilder, die der Porträtmaler Oppler
geschaffen hat. B.


Zwei Petit Point-Sessel, Louis XV., um 1750. Weißer Lack mit Gold
Ausgestellt bei Flatow & Priemer, Berlin

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