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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 23
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Neugass, Fritz; Waroquier, Henry de [Gefeierte Pers.]: Henry de Waroquier
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0706
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Henry de Waroquier

Meditation. 1925
Collection W., Paris

Einfluß des Impressionismus; doch die Malerei der flüchtigen Erscheinung und der
visuellen Reize entsprach nicht seinem Charakter. Diese Kunst war ihm nicht pro-
blematisch genug und vermochte ihn nicht zu fesseln. Stärker als Monet interessierte
ihn Seurat. Die wissenschaftliche Analyse der Verteilung reiner Farben, die Effekte
der prismatischen Zersetzung regten ihn zu Versuchen in neo-impressionistisclier Ma-
nier an. Doch Waroquier war in seiner Erühzeit kein Maler der Atmosphäre und der
Lichteffekte. Er kultivierte in seinen traumhaft phantastischen Landschaften die Linie
und die geschlossene Form. Der eklektisch-empfindsame Künstler war besonders prä-
destiniert für ein tiefgehendes Verstehen der ostasiatischen Kunst. Schon seit den goer
Jahren war in ganz Europa durch das Buch der Brüder Goncourt über Hokusai das
Interesse für den japanischen Earbenholzschnitt geweckt worden. Die meisten Künstler
vom Ende des vorigen Jahrhunderts zeigten in ihren Werken einen Abglanz dieser
Einflüsse, die auf die mannigfachste Weise ausgedeutet und verwertet wurden. Weder
Degas noch Toulouse-Lautrec, weder Van Gogh noch James Ensor, weder Monet noch
Matisse, weder Vnillard noch Bonnard blieben von dieser modischen Erscheinung un-
berührt.
1908 — als gerade der Impressionismus sich totgelaufen hatte, als die »Fauves« die
Tradition zu verleugnen und neue Stile zu suchen begannen und der Hexenkessel der

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