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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0081
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Kalifala Sidibe Mann und Schlange

Ausgestellt in der Galerie Alfred Flechtlieim, Berlin

Museum verwachsenen Kreuzgangs, würde bedeu-
ten einen erneuten Einbruch des dem städtischen
Baukörper so verderblichen Geschäftsindividualis-
mus mitten ins Herz der Domstadt, würde be-
deuten einen Riesenschritt weiter auf der schiefen
Ebene zum charakterlosen Großstadtmischmasch,
in dem nichts wahrhaft geordnet, nichts auf der
richtigen Stelle, nichts richtig zu flnden und rich-
tig zu nutzen ist,. Mag man über die musealen
Yerwendungsmöglichkeiten der feierlichen Schen-
kung Richartz verschieden denken, aber sie samt
ilirem äußeren und inneren Gartenfreiraum dem
Börsengßschäft oder der privaten Willkür von
Wirtschaftskreisen auszuliefern, einen solch ruch-
losen Plan müßten alle Kreise der Bildung sofort
durch ein kräftiges Unmöglich! erst.icken.

DIE NEUORDNUNG DER GEMÄLDEGALERIE
IN SANSSOUCl

Die Gemäldesammlung in Sanssouci, die seit der
»Beschreibung« Math. Österreichs, des ersten In-
spektors der Galerie zur Zeit Friedrich II., ihren
Bestand vielfach verändert hat, wird gegenwärdg
katalogisiert, neugeordnet und nach Möglichkeit
in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
Ganz läßt sich diese Aufgabe nicht lösen, da
Hauptwerke der Sammlung heute zu den Zierden
des Kaiser-Friedrich-Museums gehören und auch
dort verbleiben werden, andere Wer'ke aber inzwi-
schen verschollen sind. Um so erfreulicher ist es,
daß eine Anzahl Bilder, die früher in Sanssouci
waren, aus Schlössern und Bilderdepots zusammcn-
geholt werden konnten. Darunter sind zwci bisher
verloren geglaubte Werke von Rubens wieder
zum Vorschein gekommen. Das bedeutendere stellt
eine große Komposition von »Tarquinius und Lu-

krezia« dar und zeigt Rubens unter dem Eindruck
Caravaggios uncl Tintorettos, wodurch dic Nach-
wirkung Italiens kurz nach seiner Rückkehr nach
Antwerpen dokumentiert erscheint. Stilistischreiht
es sicli etwa dem um 1610 bis 1611 entstandenen
»JunoundArgus«-Bild der Kölner Galerie an. Das
zweite Gemälde ist ein farbenprächtiges Bildnis
der Helene Fourment in Ganzfigur. h

EIN NEUES MUSEUM IN MADRID

In Madrid ist ein Diözesan-Museum m i t -
telalterlicher Kunst, das Kunstwerke aus
Klöstern und Kirchen der Diözese Valencia und
Madrid zusammengetragen hat, eröffnet worden.
Gemälde und Skulpturen bilden den Grundstock
der Sammlung. Darunter befinden sicli fünf voll-
ständige gotische Altäre mit Malereien vom if\.
bis 16. Jahrhundert, die einen ausgezeichneten
Überblick über die Valencianer Malerschule des
Mittelalters geben. Die Skulpturen zeigen Beispiele
von der romanischen Zeit bis zur Spätgotik. Die
Hauptwerke aus romanischer Zeit sind zwci Kapi-
telle mit phantastischen Figuren zwischen Laub-
werk, die erst kürzlich im erzbischöflichen Palast
in Valencia wieder aufgefunden wurden. Ihnen
schließen sich einige gotische Madonnen in Stein
und Holz an, darunter eine italienische Marmor-
madonna in der Arl des Nino Pisano und einigc
Statuetten mit Darstellungen von Heiligen. Die
nicht sehr zahlreichen Reliquiare, ziseliertenEisen-
kästchen und Textilien, mit Arbeiten von hoher
Qualität, ergänzen die an sich kleine Sammlung
aufs beste. h



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