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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 2
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0090
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Kommissions-Yerlag Gustav Winters Buchhand-
lung, Franz Quelle Nachf., Bremen) über die
Tätigkeit und die Erwerbungen des Museums in
dcn letzten beiden Jahren. Dic Erwerbungen be-
treffen bremische Malcrei und Plastik, deutsches
Kunstgewerbe und deutsche Volkskunst. Die be-
dcutendste Erwerbung ist cin um i3oo entslan-
denes frühgotisches Kruzifixus aus Eichenholz,
der aus dem Gebiet zwischen Niederweser und Nie-
derelbe stammt, einem Gebiet, das an gleich quali-
tätvollen Stücken sehr arm ist, was den Wert der
Erwerbung erhöht. s

JUBILÄUMSSCHRIFTEN DEUTSCHER MUSEEN

Das von dem unvergeßlichen Justus Brinkmann
gegründete M u s e u m f ü r K u n s t u n d G e -
werbe in Iiamburg, das 1927 auf ein 5o-
jähriges Beslehen zurückblicken konnte, berichtet,
wenn auch etwas verspätet, in einem stattlichen
und ausgezeichnet illustrierten Bande über seine
5ojährige segensreiche Tätigkeit. Einleitend schil-
dert Max Sauerlandt, der jetzige Direktor des Mu-
seums, die Entwicklung des Museums von seinen
bescheidenen Anfängen bis zu seiner heutigen,
durch Raumnot zu wenig gewürdigten Größe. Den
IJauptteil des Buches nehmen die sehr zahlreichen
Neuerwerbungen aus den Jahren 1919—1 9 2 7,
d. h. seit Beginn seiner direktorialen Tätigkeit, ein.
Trotz der für deutsche Museen überaus ungünsti-
gen Zeitverhältnisse konnte Sa’uerlandt die Samm-
lungen um Werke hohen Ranges von der Antike
bis zur Gegenwart bereichern und Abteilungen, die
bisher vernachlässigt waren, ergänzen.

Auf eine ebenfalls öojährige Tätigkeit kann das
Thaulow-Museum in Kiel, dem das Schles-
wig-IIolsteinische Jahrbuch 1928/1929 gewidmet
ist, zurückblicken. Das Thaulow-Museum, das der
bodenständigen norddeutschen Kunst gewidmet
ist und zu den hervorragendsten Provinzmuseen
zählt, erfüllt, wie der vorliegende Band des Jahr-
buchs erweist, seineAufgabe aufs beste. Kunstund
Kunstgewerbe Schleswig-Iiolsteins werden wohl
nirgends besser repräsentiert als hier. Die Abbil-
dungen bringen eine kluge Auswahl des Besten aus
dem Besitz des Museums. h

MITTEILUNGEN DES FLORENTINER
INSTITUTES

Die Mitteilungen des K unsthistori-
schen Institutes in Florenz, die 1919 ihr
Erscheinen eingestellt hatten, werden von neuem
herausgegeben (im Dr. Benno Filser-Verlag, Augs-
burg). Sie sind der unmittelbare Ausdruck für das
wissenschaftliche Leben des Institutes und zugleich
ein Sammelpunkt deutscher Forschung für die
Geschichte der italienischen Kunst. Das jüngst er-
schienene erste lleft der neuen Folge enthält Bei-

träge iibcr dic Geschichte und Ivekonstruklion
eines verschollenen Brunnenwerkes des Bartolom-
meo Ammanati von Friedrich Kriegbaum, der in
einigen Skulpturen im Giardino Boboli und im
Hofe des Bargello Teile dieses Brunnens wieder-
erkannt hat und über einige Halbedelsteingefäße
aus dem Besitz des Lorenzo il Magnifico im Pa-
lazzo Pilti von Walter Ilolzhausen. Anschließend
daran wird über die Sitzungen cles Institutes in
den Jahren 1926 bis 1928 berichtet. h

EINE NEUE WIENER KUNSTZEITSCHRIFT

Unter dem Tilel »Österreichische Kcmst«, der be-
reits einmal einer kurzlebigen jrmgen Wiener
Kunstzeitschrift beigelegt wurde, ist eine neue
Monatsschrift ins Leben gerufen worden, die vom
»Zentralverband biklender Künstler in Österreich«
herausgegeben wird. Das erste Heft enthält Auf-
sätze über Wiegele (Ch. Strobl), W. Thöny, Kurt
Pfister), 'die französischen Bronzen cler Modernen
Galerie (B. Grimschitz), Barwig (F. Ottmann),
J. Hoffmann (M. Eisler), somit zum großen Teil
Arbeiten über auch vom Ausland anerkannte
Kunst. Jedenfalls läßt die Wahl der Mitarbeiter
hoffen, daß das Blut ein gutes Durchschnitts-
niveau wahren wird, wenngleich die örtliche und
scheinbar auch, nacli dem ersten Heft zu schlie-
ßen, zeitliche Begrenztheit des Inhaltes dem Inter-
esse an der Zeitschrift und damit auch ihrer Ver-
breitung abträglich sein dürfte. P.-N.

EIN NEUAUFGETAUCHTER ALTAII MEISTER
BERTRAMS

Auf der bedeutendsten Londoner Herbstversteige-
rung bei Sotheby wurde ein altdeutscher Flügel-
altar, der im Kataloge der kölnischen Schule zu-
gewiesen wurde, von den Berliner Kunsthändlern
llinrichsen und Perls erworben. Das sehr umfäng-
liche Altarwerk, clas auf der Mitteltafel und den
Innenseiten der Flügel sechzehn Szenen aus der
Passion Christi zeigt, während die Außenfliigcl
liriks eine Darstellung der Verkündigung, rechts
eine Krönung Mariae wiedergeben, ist als ein Werk
des Meisters Bertram wiedererkannt worden, an
dessen Hochaltar aus der Petrikirche in Ilamburg,
jetzt in der Kunsthalle, es sich stilistisch eng an-
lehnt. Zum Unterschied zu den Holzskulpturen des
Mittelschreins des Petrialtars ist das wiederaufge-
fundene Werk vollständig gemalt und in allen
Teilen gut erhalten.

Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist der
Altar weder zersägt, noch an die Hamburger Kunst-
halle verkauft worden. Alle Gerüchte, die etwas
über einen Verkauf oder eine Zerstcrung des Altars
wissen wollen, sind demnach unzutreffend. Nach
wie vor befindet sich der Altar in unversehrtem
Zustand in Bcrlin. s
 
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