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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 8
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0270
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LavendelgefäI3 aus dem Schwanenservice
Meißen um 1756—41
Auktion zweier Porzellansammlungen bei Hugo
Helbing, München, am 8. Mai

geführl. Noch reicher, köstlicher, bestechender in
dcr Wirkung ist dcr große llerat ausdem 17. Jahr-
liundert, ein Stück, das den farbigen Schmelz
eines gotischen Glasfensters besitzt. Neben zahl-
reichen türkischen Teppichen des 17. Jahrhunderts
(Siebenbürgen) ist diejenige Gattung, die man frü-
her allgemein als Damaskus bezeichnete, recht gut
in der Ausstellung vertreten. Heute teilt man die
Gruppe der Damaskusteppiche in zwei Abteilun-
gen: in solche, die vermutlich in der kaiserlichen
Manufaktur in Konstantinopel entstanden sind und
in solche, deren Ursprung auf die Manufaktur in
Ivairo zurückgehen soll. Außer den tiirkischen
Teppichen sind schöne Stücke persischer, indischer
und spanischer Herkunft ausgehängt und ein gro-
ßer sogenannter Polenteppich mit Seiden- und Me-
lallfäden. Merkwürdig stark und eindringlicli wir-
kcn unter all diesen schönen, gut erhaltenen Stük-

ken zwei kleine Fragmente persisclien Ursprungs:
ein Tierteppich mit tiefblauer Grundfarbe und ein
eigenartiger llest eines Teppichs mit türkisfärbe-
nem Grund.

Dieser ITeichhaltigkeit an orientalischen Teppichen
steht eine nicht minder große Auswahl von alten
Truhen verschiedenartigster Iferkunft gegenüber.
Zeitlich reichen die ältesten der gezeigten ßei-
spiele bis ins Ende des 15. Jahrhunderts zuriick.
Und wenn auch ganz frühe Stücke, wie sie in her-
vorragendem Maße ctwa das Museum S. Yaleria
ob Sitten besitzt, hier fehlen, so gibt doch das
Dargebotene eine recht anschauliche Yorstellung
von den mannigfachen Kunstformen, die das Tru-
henmöbel im Laufe des i5., 16. und 17. Jahrhun-
derts angenommen hat. Aus der Zeit der Hoch-
blüle xler Truhenfabrikation, der italienischen Re-
naissance in Oberitalien, bringt die Ausstellung
einige schöne und gut erhaltene Beispiele: meh-
rere venetianische Truhen aus dem 16. Jahrhun-
dert, darunter eine besonders prächtige, bemalte
Hochzeitstruhe, dann Florentiner Arbeilen aus dem
i5. und 16. Jahrhundert und weiterhin Stücke aus
Genua, aus Bologna, Toskana und aus Rom. Eine
reich geschnitzte italienische ITaferkiste von riesen-
haften Ausmaßen ist in Bologna im 17. Jahrhun-
dert entslanden. Auch der Tvpus der italienischen
Truhenbank, der Cassapanca, ist durch zwei schöne
Beispiele erläutert. An deutschen Arbeiten ist eine
rheinische Truhc des i5. Jahrhunderts zu erwäb-
nen; reichere Verzierung zeigen zwei süddeutsche
Truhen, von denen eine mit der Jahreszahl i563
und die andere mit 1671 datiert ist. Auch der nie-
derdeutsche und der Schweizer Typus wird in ein-
zelnen Beispielen vorgeführt. Besonders reiche, fi-
giirliche Scbnitzerei zeigt eine große, siidfranzösi-
sche, vielleicht spanische Truhe des 16. Jahrhun-
derts. Hubert Wilm

DIE DEUTSCIIE GRAPHIKAUSSTELLUNG IN
SÜDAMERIKA

Die Ausstellung, die in Verbindung mit jener des
Buchhändlerbörsenvereins im Juni in Rio de Ja-
neiro eröffnet werden wird, enthält Arbeiten fol-
gender Künstler: Barlacli, Baumeister, Bcckmann,
Gorintli, Dix, Feininger, Felixmüller, Fulir, Gei-
genberger, Geiger, Grosz, Großberg, Großmann,
Heckel, Heise, Hofer, Hubbuch, Hübner, Itten,
Jaeckel, Kanoldt, Kaus, Kleinschmrdt, Klemm,
Kohlhoff, Kokoschka, Kollwitz, Liebermann, Meid,
Menze, Müller, Nauen, Orlik, Pankok, Peclistein,
Iloehricht, Schmidt-Rottluff, Scheurich, Scblich-
ter, Schrimpf, Sintenis, Slevogt und Voll; das Ma-
terial ist von Dr. Alfred K ubn in Verbindung mit
Karl Hofer und George Grosz zusammengestellt.
Die Leitung in Südamerika liegt in den Iländen
dcs bekannten in Rio ansässigen Kunslhändlers
Theodor Ileuberger.

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