Reliquienkästchen München, Bayerisches Nationalmuseum
DIE AUSSTELLUNG »KIRCHLICHE KUNST-
SCHÄTZE IN BAYERN« IM RESIDENZ-MUSEUM
VON GEORG LILL
Schon seit mehreren Jahren wurde von verschiedenen Seiten (Museumskreisen, Alter-
tumsverein, Kunsthandel, Stadt) der Gedanke erwogen, eine Ausstellung älterer Kunst-
werke in Bayern zu veranstalten. Den Vorschlag Hubert Wilms, eine ganz große um-
fassende Darbietung zu geben, etwa als Gegenstück der rheinischen Milleniumsaus-
stellung alles Bedeutsame an Kunstschätzen zusammenzutragen, was kirchlich und
profan in tausendj ähriger Arbeit geleistet wurde, mußte man schon aus finanziellen
Gründen fallen lassen. Dazu kam aber auch noch eine andere Überlegung. Ist es nicht
irgendwie mit dem Wesen höchsten künstlerischen Schöpfertums unvereinbar, derartige
Erzeugnisse in Massendarbietuugen, als Attraktion für Hunderttausende und Millionen
und als Ausstellungsrummel vorzuführen? Manchem mag diese Begründung in unserem
überdemokratischen Lebensgefühl unsympathisch sein. Wer sich von modischen Ge-
fühlsregungen freimachen kann, wird den Gedanken der kleineren gewählten Qualitäts-
ausstellung für innerlichberechtigter finden, einen Gedanken, dertrotz aller äußerer und
innerer Hindernisse in kommenden Jahren hoffentlich München noch manch ähnliche
Ausstellung bieten wird. Denn gerade in München scheint sich der Widerwillen gegen
die Hypertrophierung des Ausstellungswesen immer mehr durchzusetzen, eine kulturelle
Einstellung, die für ganz Deutschland wertvoll werden könnte.
Die Stadt München übernahm die finanzielle Garantie als Trägerin der ganzen Ver-
anstaltung. Museumsleiter (Halm, Hanfstängl, Friedrich H. Hofmann) bildeten den
Arbeitsausschuß, vom Landesamt für Denkmalpflege (Autor) wurde das Einverständnis
380
DIE AUSSTELLUNG »KIRCHLICHE KUNST-
SCHÄTZE IN BAYERN« IM RESIDENZ-MUSEUM
VON GEORG LILL
Schon seit mehreren Jahren wurde von verschiedenen Seiten (Museumskreisen, Alter-
tumsverein, Kunsthandel, Stadt) der Gedanke erwogen, eine Ausstellung älterer Kunst-
werke in Bayern zu veranstalten. Den Vorschlag Hubert Wilms, eine ganz große um-
fassende Darbietung zu geben, etwa als Gegenstück der rheinischen Milleniumsaus-
stellung alles Bedeutsame an Kunstschätzen zusammenzutragen, was kirchlich und
profan in tausendj ähriger Arbeit geleistet wurde, mußte man schon aus finanziellen
Gründen fallen lassen. Dazu kam aber auch noch eine andere Überlegung. Ist es nicht
irgendwie mit dem Wesen höchsten künstlerischen Schöpfertums unvereinbar, derartige
Erzeugnisse in Massendarbietuugen, als Attraktion für Hunderttausende und Millionen
und als Ausstellungsrummel vorzuführen? Manchem mag diese Begründung in unserem
überdemokratischen Lebensgefühl unsympathisch sein. Wer sich von modischen Ge-
fühlsregungen freimachen kann, wird den Gedanken der kleineren gewählten Qualitäts-
ausstellung für innerlichberechtigter finden, einen Gedanken, dertrotz aller äußerer und
innerer Hindernisse in kommenden Jahren hoffentlich München noch manch ähnliche
Ausstellung bieten wird. Denn gerade in München scheint sich der Widerwillen gegen
die Hypertrophierung des Ausstellungswesen immer mehr durchzusetzen, eine kulturelle
Einstellung, die für ganz Deutschland wertvoll werden könnte.
Die Stadt München übernahm die finanzielle Garantie als Trägerin der ganzen Ver-
anstaltung. Museumsleiter (Halm, Hanfstängl, Friedrich H. Hofmann) bildeten den
Arbeitsausschuß, vom Landesamt für Denkmalpflege (Autor) wurde das Einverständnis
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