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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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[Heft 13/14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0431
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Jan Siberechts Sammlung S. del Monte, Briissel

Ausstellung vlämischer Kunst in Antwerpen

Hirdn

lich unmöglich auszuleihen. Mehr als 20 Werke
sind von Amerika gekommen, eine sehr große
Zalü auch von Deutschland; die Museen der fran-
zösischen Provinzstädte, die französischen Samm-
ler haben einen großzügigen Anteil an der Aus-
stellung genommen. 25o Ölbilder, 660 Pastelle,
Acjuarelle, Steindrucke und Zeichnungen geben
von dem Meister, unserm größten und vielleicht
einzigen Lyriker, die vollkommenste Vorstellung.
Ob die Aufstellung geglückt ist, wage ich nicht zu
bejalien. Es fehlt ihr an Phantasie. In der riesi-
gen »Salle des fitats« hängen die großen Bilder der
Reihe nach nebeneinander, ohne daß vor jedem
dio nötige Sammlung möglich ist, und in den vier
kleineren anstoßenden Sälen sind die Werke auch
zu dicht' gedrängt. Der Eindruck ist großartig,
aber ermüdend: Für Kenner melir als für die
Laien ist die Delacroix - Ausstellung bestimmt.
Man hätte versuchen können, sie breiter zu gestal-
ten und besonders die großen Bilder voneinander
und von den kleinen, die sie erdrücken, zu tren-
nen. Eine sehr traurige Beobachtung ist diese:

maieriell hat Delacroixs Werk furchtbar gelitten.
Einige Bilder (wie Trajans Gerech ti gkeit,
Museum in Rouen) sind trotz aller Sorgfalt leil-
weise ruiniert, eine beträchtliche Anzahl anderer
ist nachgedunkelt. Das Übel scheint leider unheil-
bar: In technischer Hinsicht malte Delacroix, be-
sonders im hohen Alter, schleclit: er machte Ver-
suche mit allerlei neuen und nicht bewährten Far-
ben, und das ist seinem Werke verhängnisvoll ge-
worden.

Vor zwei Jahren hatten wir irn »Cicerone« (1928,
1. Septemberheft) von der Ausstellung berichtet, die
Itosenbergdem »italienischen« Corot gewidmet
hatte. Diesmal hat er den »französischen« Corot
unler dem gleichen Gesichtspunkt gezeigt, indem
er den Corot »für die Reichen«, wie Meier-Graefe
sich ausdrückt, ausgeschlossen und nur den großcn
Corot angenommen hat. Die Ausstellung bestätigt
vollkommen Meier-Graefes Standpunkt, daß nicht,
wie man es öfters annahm, die beiden Corot nach-
einander gekommen sind, sondern daß sie gleich-
zeitig während der ganzen Laufbahn des Alalers

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