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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 15/16
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Scharf, Alfred: Die italienischen Gemälde der Sammlung Figdor
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0451
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des Stückes, deni die Marken nichts Entsprechendes entgegenzusetzen liaben, lassen
die Bestimmung Planiscigs als die begründetere erscheinen.

Die florentinische Kunst dieses Zeitraumes vertritt eine reizvolle Hochzeitstafel (desco),
aul der um einen Brunnen anmutig bewegte und modisch gekleidete Liebespaare ver-
sammelt sind. Die noch gotisch gestreckten Figuren und die Zaddeltracht machen
eine Entstehung des unikalen Stückes vor 1420 wahrscheinlich. Eine zweite Dar-
stellung des im Vordergrund vorgeführten Tanzes findet sich im Trattato della danza
des Guglielmo in der Pariser Nationalbibliothek (Nr. 975).

Bereits in die zweite Hälfte des Jahrhunderts weisen eine Reihe von Predellen- und
Cassonetafeln. Zwei bisher ungedeutete Legendenszenen mit der Rettung eines Lebens-
überdrüssigen und einem Engel mit Reitern, stehen stilistiscli, wie eine Tafel in der
Sammlung H. Harris, London, dem Neri di Bicci nahe, zeigen aber aucli Anklänge an
die Kunstweise des Paolo Uccello. Interessanter und qualitätvoller ist die kleine Tafel
mit der Legende des hl. Nicolaus von Bari, der dreimal zur Nachtzeit Beutel mit Gold-
stücken in die Stube eines armen Mannes warf, um seine drei Töchter in größter Not
vor Schande zu bewahren. Kulturgeschichtlich bietet der mit florentinischem Haus-
rat angefüllte Raum Aufschlüsse, kunstgescliiclitlich der Vergleich mit Werken des
Francesco Pesellino, dessen gesicherten Arbeiten die Tafel sehr nahesteht. Das breite,
in Verkürzung gesehene Gesicht des armen Mannes, die vom Rücken gesehenen weib-
lichen Figuren, die jugendliclie Gestalt des Heiligen, die parallele Führung der Falten
kehren übereinstimmend auf Frühwerken Pesellinos wieder, etwa auf der Predella für
die Capella Medici mit der Geschichte von Cosmas und Damian in der Florentiner

Florenz, um 1420. Liebesbrunnen (Desco)

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